Story: Ko Seon-yeong (Soo-ae) ist Radiomoderatorin einer beliebten Nachtsendung. Sie hat ihre letzte Sendung vor sich, bevor sie einige Jahre
nach Amerika geht, um dort eine Auszeit zu nehmen und ihrer stummen Tochter Eun-soo (Lee Joon-ha) eine Operation zu ermöglichen. Doch direkt zu Beginn
ihrer Sendung meldet sich ein Mann, Han Dong-soo (Yu Ji-tae), bei ihr und erklärt ihr, dass er bei ihr zu Hause ist und ihre Schwester sowie Tochter
und Nichte in seiner Gewalt hat. Seon-yeong muss ein perfides Spiel mitmachen, wenn sie ihre Verwandten lebend wiedersehen will. Schon bald muss die
Radiomoderatorin herausfinden, dass Dong-soo ein Psychopath ist, der schon einige Menschen auf dem Gewissen hat und glaubt, ein Held zu sein, weil es sich
bei den meisten seiner Opfer um Verbrecher handelte. Die Polizei kann Seon-yeong nicht einschalten, doch schließlich sind auch ihre Kollegen eingeweiht und
gemeinsam mit ihnen versucht sie, Dong-soo das Handwerk zu legen, während sie die ganze Zeit die Sendung weiterführen muss, wenn sie nicht will, dass
Dong-soo ihrer Familie etwas antut. Schon bald sind die Radiozuhörer live bei der tödlichen Jagd dabei, und Dong-soo ist Seon-yeong immer einen
Schritt voraus.
Kritik: "Midnight FM" ist ein Thriller, der eine altbekannte Geschichte um einen Psychopathen und ein Katz-und-Maus-Spiel neu auflegt.
Dabei macht Regisseur Kim Sang-man ganz einfach einiges richtig. Zugegeben, das Drehbuch hat einige Logikfehler, aber dennoch ist die Geschichte die
gesamte Zeit in vollem Gange und man bekommt als Zuschauer keine Zeit zum Durchatmen. Vor allem den beiden Darstellern ist es zu verdanken, dass man
sich auch emotional in die Geschehnisse involviert fühlt. "Midnight FM" stellt damit kein neuartiges Kino dar und mit aller Wahrscheinlichkeit wird
man den Film spätestens nach ein paar Monaten wieder vergessen haben, aber es handelt sich hier um einen gut produzierten, nervenaufreibenden Thriller,
der den Zuschauer für über 100 Minuten gebannt vor dem Bildschirm fesseln kann. Die stellenweise ausgefallene Regie tröstet zudem über den Flair
kommerzieller Abendunterhaltung hinweg, die den Film oft umgibt. Letztlich macht der Film einfach das richtig, was er richtig machen muss und so
kann man ihm keine großen Schwächen vorwerfen.
Die Geschichte dreht sich um eine Radiomoderatorin, die von einem verrückten Serienmörder erpresst wird. Die anfängliche Prämisse ist
dabei sehr ansprechend, da der Film an zweigeteilter Räumlichkeit spielt. Einmal im Radiostudio, in dem Seon-yeong so tun muss, als wenn alles
in Ordnung wäre, um ihre Sendung wie gewohnt fortführen zu können, da ansonsten der Killer ihre Familie umbringt, und dann die Wohnung der Radiomoderatorin,
in der Dong-soo ihre Familie als Geisel genommen hat. Der Umstand, dass beide Parteien an ihre Räumlichkeiten gebunden sind, gibt dem Film etwas
Besonderes und erhöht überdies die Spannung. Dong-soo steht dabei mit der Radiomoderatorin über Videotelefonie in Kontakt, wobei der Regisseur auch
immer wieder davon Gebrauch macht, Szenen über die Handykamera darzustellen. "Midnight FM" wäre wahrscheinlich ein wirklich interessanter Film
geworden, wäre er durchgehend auf diese zwei Schauplätze begrenzt geblieben. In Seon-yeongs Wohnung finden wir uns bald sogar im Dunkeln zurecht
und das Radiostudio hätte noch so viel mehr Möglichkeiten bieten können, wie ein Gefängnis zu wirken, in dem die Radiomoderatorin keinen Kontakt
zur Außenwelt hat, obwohl sie paradoxerweise die ganze Zeit auf Sendung ist.
Irgendwann ab der Hälfte des Films scheinen dem Regisseur wohl aber die Ideen ausgegangen zu sein und so verlagert sich die Geschichte auf eine
relativ typische Jagd nach einem Serienkiller, bei der die Polizei keine allzu große Hilfe darstellt. Ein paar Vorteile hat das, denn so kann
Regisseur Kim Sang-man eine recht ansprechende Verfolgungsjagd einbauen und den Actiongehalt im Allgemeinen etwas weiter nach oben schrauben.
Der subtile Spannungsaufbau zu Anfang war aber dennoch effektiver. Wie dem auch sei, man man zu keiner Minute des Films sagen, dass man sich langweilen würde.
Später nimmt das Tempo des Films sogar halsbrecherische Züge an, dabei läuft der Zuschauer allerdings Gefahr, den Überblick zu verlieren. Regisseur
Kim stürzt seine Geschichte unnötig ins Chaos, die Ereignisse überschlagen sich, kleine Rückblenden werden eingebaut, alles scheint irgendwie
zusammenzuhängen und das alles in einem einzigen Rutsch erzählt, dass einem die emotionale Involviertheit, die einen zu Anfang so gefesselt hat,
langsam entgleitet.
Glücklicherweise ist mit Soo-ae ("The Sword with no Name") eine fähige Darstellerin gefunden worden, die den Film mit erstaunlich komplexen Emotionen
und Gefühlsausbrüchen bereichert. Ihr Charakter bekommt dadurch mehr Tiefe, obwohl wir über ihre eigentliche Hintergrundsgeschichte nur wenig
angedeutet bekommen. Yu Ji-tae ("Oldboy", "Traces of Love") spielt den Psychopathen sehr überzeugend, sodass man ihn schon bald zu hassen lernt.
Allerdings muss hier bemängelt werden, dass er vom Drehbuch doch sehr flach gezeichnet ist. Nur Yu Ji-taes aggressive Ausbrüche können ihm
durch eine Aura des Chaotischen wenigstens karikative Farbe verleihen. Lee Joon-ha kann als Seon-yeongs stumme Tochter eine überraschend gute
Darstellung abliefern und für ein kleines Kind verhält sie sich vor allem oft erstaunlich intelligent, bis sie dann aber schließlich doch entsprechend
dem Drehbuch einige Dummheiten begehen muss. Dabei wird sie aber von einigen der Erwachsenen um Längen in den Schatten gestellt. Natürlich ist dazu
zu sagen, dass der Thriller ohne einige Fehlhandlungen wohl einfach weniger spannend gewesen wäre, dennoch ist es immer wieder schade zu sehen, wie
Glaubwürdigkeit einen Platz hinter dem Unterhaltungsfaktor einnehmen muss.
"Midnight FM" besticht durch sehr schöne Regie, die zuweilen auch mal etwas hektisch, aber immer kontrolliert wirkt, sowie schönen Sets und einer düsteren
Atmosphäre. Gerade die Schauplätze am Anfang und der Umstand, dass die Geschehnisse in einer einzigen Nacht stattfinden, geben dem Thriller einen
restriktiven Rahmen, in dem der Zuschauer sich bald ebenfalls gefangen findet. Dazu kommen noch ein paar nette Ideen über Selbstjustiz, was es heißt,
ein Held zu sein, und eine kleine Kritik an den sensationssüchtigen Medien. "Midnight FM" erfindet keineswegs das Rad neu, aber eine ansprechende
Atmosphäre, hohe Spannung und eine gute Darstellerin, können den Film über Durchschnitt heben. Am Ende dieser spannenden Fahrt durch das
Nachtprogramm Seouls ist man einfach erschöpft und angenehm zufrieden. Damit reiht sich der Film in die besseren Werke der derzeitigen Flut
an koreanischen Thrillern ein und kann somit Genre-Fans uneingeschränkt empfohlen werden.