Story: Pil-je (Lim Chang-jung) wird in einen kleinen Stadtteil mit dem Namen Pine Village geschickt. Er soll
dort für einen Geschäftsmann dafür sorgen, dass die Bewohner ihre Häuser gegen ein geringes Entgelt verkaufen,
damit an dessen Stelle riesige Wolkenkratzer gebaut werden können. Pil-je ist aber recht erfolglos, da er zwar
vorgibt taff zu sein, tatsächlich allerdings ein zu großes Herz hat.
Währenddessen versucht die im Pine Village lebende Myung-ran (Ha Ji-won) ihre Boxkarriere in Gang zu bringen. Für ihren
Vater (Jung Doo-hong), der früher Boxchampion war, bis ihn ein verheerender Schlag ans Bett gefesselt hat, versucht
sie einen Kampf gegen den amtierenden Boxchampion zu bekommen. Sie hat leider wenig Erfolg und muss sich schließlich
auch noch mit Pil-je herumschlagen.
Außerdem ist da noch eine "Network Marketing" Angestellte (Kang Ye-won), die ebenfalls im Pine Village lebt, und die
gegenüber einem Kaffeeautomaten-Besitzer (Lee Hoon) verheimlichen will, in welchen ärmlichen Verhältnissen sie lebt.
Letztendlich scheint es jedoch unausweichlich, dass die Dorfbewohner ihre Häuser aufgeben müssen. Oder mag es vielleicht
doch noch zu einem Wunder kommen?
Kritik: Leichte Romantikkomödien aus Korea gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. "Miracle on 1st Street" fällt
aber nur sehr bedingt in diese Kategorie. Der Film ist zwar unterhaltsam, bietet ebenfalls leichten Humor und auch eine
kleine Romanze, allerdings kommt das Endprodukt wesentlich ernster und dramatischer daher als angenommen. Dennoch
verliert der Regisseur dabei nur selten aus den Augen, dass er eigentlich eine Komödie schaffen wollte. Am Ende kommt
ein recht interessanter Film heraus, der zwar irgendwie etwas inkoherent und künstlich wirkt, der aber gerade
durch seine Mischung aus Komödie, Drama und ein wenig Anspruch auf eine Botschaft, die übermittelt werden soll, einen
auf jeden Fall ungewöhnlichen Film darstellt. Dabei bleibt er aber immer ganz klar ein kommerzieller Film für die
breite Masse. Schlussendlich mag das Werk auf den verschiedenen Gebieten, das es abzudecken versucht nur geringfügig
überzeugen, was schade ist, aber trotz allem gelingt es "Miracle on 1st Street" in gewisser Hinsicht sich von der Masse
der koreanischen Komödien abzuheben, was zumindest ein anerkennendes Nicken verdient.
Verantwortlich für den Film ist niemand anderes als Yun Je-gyun, der zuvor mit seiner deftigen Klamauk-Komödie
"Sex is Zero" für ein paar Lacher, und vor allem viel Geld an den koreanischen Kinokassen sorgen konnte. Umso überraschender
ist es, dass er bei seinem neuesten Film tatsächlich einen Hang zu ernsteren Tönen entwickelt. Diese wirklich auszuleben
getraut er sich dann jedoch nicht, denn immer wenn der Film zu ernst wird, kommt doch wieder ganz klar die leichtherzige
Komödie zum Vorschein. Dabei gibt es aber erstaunlicherweise einige Szenen, die den Zuschauer richtig berühren können.
Zum einen wäre da natürlich die tragische Geschichte um Myung-ran und ihren Vater, für den sie versucht seine Ehre
wieder herzustellen. Eigentlich will sie aber nicht nur ihm, sondern auch sich selbst etwas beweisen. Als Myung-rans
Vater aber bewusst wird, was für eine Belastung er für seine jetzige Tochter darstellen muss, zieht er in Betracht
Selbstmord zu begehen. Tatsächlich ermutigt ihn sogar sein bester Freund, bzw. Myung-rans Boxtrainer dazu, allerdings
können wir die dahinterstehenden menschlichen Gründe gut nachvollziehen.
Es gibt aber auch noch andere Momente, die in einem Gefühle auslösen können. Da wäre nämlich auch noch die Geschichte
um zwei Geschwister, die in sehr armen Verhältnissen aufwachsen und versuchen irgendwie über die Runden zu kommen,
während ihr einziger Vormund ihr alter Großvater ist, der an Krebs leidet. In einer besonders heftigen Szene werden
die beiden Kinder von einer anderen Gruppe Kinder mit Tomaten beworfen. Auch wenn das nicht wirklich in den Rest des Films
passen mag, so geben solche Momente dem Film irgendwie Gewicht, denn Regisseur Yun versucht in der Tat auch die dunklen
Seiten der Armut zu beleuchten, also ohne sich nur auf eine kunterbunte Komödie zu konzentrieren. Besonders gut funktioniert
diese Geschichte übrigens dank der beiden Kinderdarsteller, die einfach eine großartige Leistung abliefern. Irgendwie
scheint Korea voll von hervorragenden Kinderdarstellern zu sein, wie einem hier wieder auffallen muss.
Natürlich bemüht sich der Film aber auch darum lustig zu sein. Von ein paar kleineren Toiletten-Gags abgesehen können
vor allem die Szenen mit dem kleinen Jungen überzeugen, der als Running-Gag immer wieder mit diversen Flugutensilien
vom Dach springt, weil er glaubt fliegen zu können.
Wovon der Film natürlich wirklich lebt, ist das Charisma der beiden Hauptdarsteller. Regisseur Yun hatte schon vorher
zusammen mit Ha Ji-won und Lim Chang-jung gearbeitet, nämlich in dem schon genannten "Sex is Zero", und hier zeigt sich,
dass er einfach schon weiß, wie er die beiden und die Chemie zwischen ihnen einzufangen hat. Als Charaktere wirken
die beiden zwar etwas ein-dimensional, wie eigentlich jeder in dem Film, aber sie besitzen dennoch das nötige Charisma
um den Zuschauer zu fesseln.
Lim hat schon oft sein Talent als Komiker bewiesen und überzeugt auch hier wieder als
Gangster mit Herz, auch wenn der Drehbuchautor mit diesem Charakter bestimmt keine Originalitätspunkte verdient...
Wirklich überzeugend und sogar ziemlich beeindruckend ist aber Ha Ji-wons ("Damo", "Love so Divine", "The Duelist")
Darstellung. Nicht wirklich wegen der darstellerischen Tiefe, denn dafür wird auch sie zu wenig vom Drehbuch mit
geeignetem Material beliefert, sondern für ihren körperlichen Einsatz. Sie rennt wie ein Energiebündel über den
Bildschirm, und sie hat sogar extra für den Film Box-Unterricht genommen. Und das sieht man. Trotzdem wirkt es einfach
pervers, wenn sie sich in den diversen Boxkämpfen die Nase blutig schlagen lässt. Großen Respekt an dieser Stelle
für diesen besonderen Körpereinsatz. Sie war schon vorher eine meiner koreanischen Lieblingsdarstellerinnen und hat
dies hier nur noch verstärkt, auch wenn ich sie gerne einmal in einer wirklich ernsten Rolle sehen würde, wo sie ihr
ganzes Schauspieltalent ausleben darf.
Die ganze Boxstory wirkt irgendwie ein wenig deplatziert, aber dank dieser bekommen Ha Ji-won und Koreas
Top-Kampfchoreograph Jung Doo-hong einige schöne und dramatische Szenen auf dem Bildschirm. Selbst eine bestimmte
Szene zwischen den beiden gegen Ende, die leicht hätte Gefahr laufen können kitschig zu werden, ist erstaunlich
mitnehmend. Nichtsdestotrotz ist der Film voll von filmischen Kunstgriffen, die jenseits der Realität sind. Wie kann
Myung-ran als Amateur, und ohne bisher einen einzigen Sieg für sich verbuchen zu können, einen Kampf gegen den asiatischen
Boxchampion zugestanden bekommen?
Was den Film allerdings wirklich etwas abwertet sind einige recht ernste und brutale Szenen. Wie kann man in einem
Atemzug Toilettenwitze machen, eine nette Liebesgeschichte zwischen einer "Pyramiden-Schema" Verkäuferin und einem
Kaffeeautomaten-Besitzer erzählen, und dann Gangster ein ganzes Dorf zusammenschlagen lassen, wobei sich eine der
Bewohnerinnen aus Protest sogar selbst in Brand setzt? Das passt alles einfach nicht zusammen und wertet den Film
unnötig ab.
Von einer gewissen Inkonsistenz abgesehen, ist es aber zu loben, dass der Film zwischen den beiden Hauptprotagonisten
keine künstliche Liebesgeschichte aufkommen lässt. Kurzzeitig ist es jedoch zu befürchten, dass der Regisseur in letzter
Sekunde den Film mit der Einbringung eines göttlichen Wunders an die Wand fährt. Aber von der Einbringung eines
plötzlichen Pflanzenwachstums und dem Auftauchen eines Geistes abgesehen, erweisen sich die "Wunder" ganz menschlicher
Natur. Fast hat man das Gefühl, als wollte Regisseur Yun seinem Film Substanz geben, und zu kleinen Teilen schafft
er dies auch, schlussendlich fügt er sich aber den Regeln einer Komödie und lässt am Ende alles gut werden. Irgendwie
ist das schade, aber dann wiederum: Als Zuschauer hat man auch nicht wirklich mehr erwartet. Von daher ist es schon
zu loben, dass "Miracle on 1st Street" tatsächlich versucht ein wenig mehr Tiefe als üblich in das Genre zu bringen,
auch wenn sich der Film am Ende etwas unzusammenhängend anfühlen mag.