Story: K (Kwon Sang-woo) ist ein erfolgreicher Radioshow-Produzent und lebt seit vielen Jahren mit Cream
(Lee Bo-young), einer Songschreiberin zusammen. Die beiden sind seit ihrer Kindheit Waisen und haben zueinander mehr
als nur ein geschwisterliches Verhältnis aufgebaut. Doch jedes Mal, wenn es zu einer Liebesbekundung zwischen den
beiden kommen könnte, zieht sich K wieder in sich zurück. Dafür hat er jedoch einen guten Grund, denn was Cream nicht
weiß ist, dass er an einer tödlichen Form von Krebs leidet. Er hat nicht mehr lange zu leben und möchte deshalb Cream
den Schmerz des Verlustes ersparen. Als Cream dann augenscheinlich auch noch Interesse an dem reichen Zahnarzt
Cha Ju-hwan (Lee Beom-su) hat, beschließt K sie mit diesem aufs Schnellste zu verkuppeln, damit er Cream in Sicherheit
weiß. Das ist jedoch gar nicht so einfach, weil Cha selbst noch mit der Fotografin Jenna (Jeong Ae-yeon) verlobt ist.
K setzt alles daran Cream und Cha miteinander zu verheiraten, aber viel Zeit hat er dafür nicht mehr...
Kritik: "More than Blue" ist ein qualitativ gehobenes Taschentuchdrama, das mit Sicherheit seine Fans finden
wird, vor allem unter den weiblichen Zuschauern. Ob der Film aber tatsächlich gut ist, wäre wieder eine andere Frage,
die es zu klären gilt. Denn auch wenn man sich nur vorsichtig bekannter Klischees bedient, so sind diese doch überall
in dem Film zu finden. Das fängt natürlich schon damit an, dass K an einer unheilbaren Krankheit leidet. Die Geschichte
an sich wird außerdem nicht zum ersten Mal erzählt. Handwerklich viel feiner, subtiler und emotional mitnehmender
hat nämlich schon "Christmas in August" das Thema behandelt. "More than Blue" kann deshalb höchstens wegen seiner
polierten Bilder und den Darstellern zum Ansehen animieren. Leider bleibt aber gerade bei der Charakterausarbeitung
einiges auf der Strecke und überdies durchzieht eine gewisse Unfokussiertheit das Werk.
Gerade zu Beginn beschäftigt sich der Film zu sehr mit Nebenhandlungen und Charakteren, die für den Film eigentlich
nicht von Belang sind. Grund dafür ist, dass man eine Rahmenerzählung schaffen wollte, in der die eigentliche Geschichte
als eine Art Binnenerzählung eingebettet ist. Aber welchem Zweck soll das dienen? Eine Notwendigkeit dafür gibt es
nicht und es ist für "More than Blue" eher eine ungeschickte Wahl der Narrationsweise.
Immerhin überrascht uns der Film mit einer Wendung gegen Ende, die der eine oder andere nicht erwartet haben mag, wer
allerdings genau aufpasst wird eigentlich schon im Vorfeld wissen worum es dabei geht, da das Verhalten bestimmter
Charaktere stellenweise so unnachvollziehbar ist, dass man nur auf diese Lösung kommen kann. Probleme hat der Film
aber vor allem bei den Nebenhandlungen, gerade die Geschichte um Jenna scheint irgendwie etwas unnütz und auch
vorhersehbar.
Traurigerweise sieht es wie gesagt bei den Hauptcharakteren nicht besser aus. Kwon Sang-woo ("Once upon a Time in
High School", "Almost Love") gibt eine sehr zurückhaltende Darstellung ab, kann aber immerhin ab und zu seinen
tiefsitzenden, in sich vergrabenen Schmerz und heimliche (oder eher nicht so heimliche) Liebe zu Cream auf den
Bildschirm bringen. Lee Bo-yeong ("Once upon a Time", "A Dirty Carnival") braucht dagegen eine ganze Weile bis sie
den Zuschauer für sich gewinnen kann. Irgendwie hat man das Gefühl, dass eine andere Darstellerin an ihrer Stelle
Besseres hätte leisten können. Zu farblos ist ihre Darstellung, erst gegen Ende bekommt sie die Kurve. Leider ist das
aber etwas zu spät, da es einige verpasste Gelegenheiten gibt. Die Chemie zwischen K und Cream ist niemals so vertraut
wie sie eigentlich intendiert war und das fällt besonders stark auf, weil es einige Szenen gibt, die gerade diese
Wärme und Vertrautheit zweier Freunde, die sich in- und auswendig kennen, in den Mittelpunkt stellen, aber nie so
richtig den Funken überspringen lassen können, da es ihnen an Glaubwürdigkeit mangelt.
Wie es für Taschentuchdramen üblich ist, beginnt der Film natürlich auch mit einem eher etwas leichtherzigeren Ton,
obwohl wir von Anfang an wissen, welches Schicksal für K bereitgehalten wird. Immer wieder fragt man sich aber, was für
eine Arbeit das genau ist, der K als Produzent nachgehen muss, denn eigentlich scheint er so gut wie nichts zu machen,
genauso wenig wie Cream. Augenscheinlich haben die beiden etwas richtig gemacht, denn Geldprobleme haben sie trotzdem
nicht. Trotzdem fühlt man sich hier etwas betrogen, da wir anscheinend einen kompletten Einblick in das Privatleben
der beiden Protagonisten bekommen und dennoch gibt es da einiges, das uns vorenthalten wird.
Die Nebencharaktere, vor allem Cha und Jenna, sollen noch etwas Farbe und Tiefe in den Film bringen, vor allem letztere
wurde aber eigentlich nur implementiert um K jemanden entgegenzustellen, der ihn mit seiner Entscheidung konfrontiert
Cream nichts von seiner Krankheit zu erzählen und sie an einen anderen zu verheiraten. Schade, denn es wäre schön
gewesen, wenn die Nebencharaktere selbst auch noch etwas mehr Leben in sich gehabt hätten, anstatt nur als Werkzeuge
zu dienen.
Der größte Kritikpunkt des Films fällt allerdings dank des Twists am Ende weg. Wer sich den Film ansieht, wird wissen
wovon ich rede. Trotz dem und einiger netter Spielereien am Ende ist es so, dass wenn das Drama so richtig zum Tragen
kommt und uns
die Ereignisse auch noch mal aus einer anderen Sicht als der von K gezeigt werden, da etwas Künstliches bleibt.
"More than Blue" hat Momente, die bewegend sein können, aber man findet hier nichts Neues vor und für Tränen reicht
es auch nicht wirklich. Etwas wenig für einen Film, dessen Originaltitel übersetzt "trauriger als traurig" lautet.
Am Ende wird man es nicht bereuen den Film gesehen zu haben, ein paar schöne Momente gibt es, einige sind dafür
ziemlich unoriginell, alles in allem ist "More than Blue" allerdings einfach keine Bereicherung für das Genre, sondern
ganz simpel ein weiteres Taschentuchdrama, das jedoch durchaus für einen netten Filmabend herhalten kann.