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Original Title:
Iggi

South Korea 2010

Genre:
Thriller

Director:
Kang Woo-seok

Cast:
Park Hae-il
Jeong Jae-yeong
Yoo Joon-sang
Yoo Hae-jin
Yoo Seon
Heo Joon-ho
Kim Sang-ho
Kim Joon-bae


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Moss

Story: Ryu Hae-guk (Park Hae-il) bekommt die Nachricht vom Tod seines Vaters. Er fährt in ein kleines Dorf, in dem sein Vater gelebt hat und macht dort die Bekanntschaft mit dem Dorfvorsteher Cheon Yong-deok (Jeong Jae-yeong). Der Tod von Ryus Vater scheint altersbedingt gewesen zu sein, doch als Ryu, um sicher zu gehen, dennoch ein paar unangenehme Fragen stellt, bekommt er ungewöhnlich zurückhaltende und feindselige Reaktionen von Cheon und dessen Freunden. Ryu beschließt daraufhin dem Grund nachzuforschen, warum das Dorf ihn so schnell wie möglich wieder loswerden möchte und bittet seinen ehemaligen Freund, den Staatsanwalt Park Min-wook (Yoo Joon-sang), um Hilfe. Park ist anfangs alles andere als gewillt, Ryu zu helfen, doch schon bald stößt er auf ein paar Ungereimtheiten in einem Fall, den der ehemalige Polizist und jetzige Dorfvorsteher Cheon bearbeitet hatte. Währenddessen versucht Ryu auf eigene Faust mehr Informationen darüber zu bekommen, warum sein Vater, ein bei vielen beliebter Priester, sterben musste. Dabei stößt er jedoch Türen auf, die lieber verschlossen geblieben wären, und muss schließlich sogar um sein Leben fürchten, da einige Mächte im Dorf alles daran setzen, Ryu endlich wieder loszuwerden.

Kritik: Regisseur Kang Woo-seok ist bekannt für seine Blockbuster "Silmido" oder die "Public Enemy"-Reihe. Deshalb dürfte es nicht verwundern, dass auch sein neuester Film an den koreanischen Kinokassen und bei den Kritikern ein großer Erfolg war. "Moss" hat tatsächlich einige Vorzüge, die ihn aus der in den letzten paar Jahren fast schon unübersichtlich gewordenen Menge an koreanischen Thrillern herausstechen lassen. Eine Sache lässt den Film jedoch besonders auffallen - seine Laufzeit von 163 Minuten. Ich ziehe meinen nicht vorhandenen Hut davor, dass ein Regisseur den Mut hat, einen Film mit dieser erschöpfenden Laufzeit ungeschnitten auf die Leinwand zu bringen. Allerdings erweist sich genau dieser Umstand als größtes Manko des Films. Denn etliche dramaturgische Hänger und Wirrungen innerhalb des Drehbuchs hätten einfach dadurch verhindert werden können, dass der Thriller zuschauerfreundlicher zurechtgeschnitten worden wäre. Darüberhinaus kreiert der Film eine sehr eigensinnige Stimmung, die durchaus auch in schwarzen Humor übergleiten kann und die nicht für jeden und zu jeder Zeit so gut funktionieren mag, wie vielleicht vom Regisseur intendiert. Damit ist "Moss" ein interessanter, wenn auch nicht unbedingt für jeden empfehlenswerter Thriller.

Der auf einem Internetcartoon basierende Plot scheint auf den ersten Blick wie eine typische Detektivgeschichte gestrickt zu sein. Allerdings wird der Zuschauer schon bald von den ersten Merkwürdigkeiten eingeholt. Das Dorf beherbergt irgendein dunkles Geheimnis, eigenartige Gestalten machen dem Protagonisten das Leben schwer und das Benehmen der Bewohner kann durchaus einen Schauer auf dem Rücken hervorrufen. Die Geschichte wird dabei auch immer wieder mit Hilfe von Rückblenden erzählt und bei ein paar davon handelt es sich sogar um Berichte Dritter, deren Glaubwürdigkeit hinterfragt werden muss. Lobenswerterweise kann man als Zuschauer jederzeit den Überblick bewahren, dennoch muss man sich fragen, warum die Geschichte so unnötig verkompliziert werden musste. "Moss" arbeitet hauptsächlich mit den Charakteren und da hier fast jeder seine Zeit auf dem Bildschirm bekommt, wirkt der Thriller etwas überladen und die Laufzeit zieht sich unnachgiebig immer weiter in die Länge. Hätte sich Kang an einigen Stellen einfach mehr auf das Wesentliche konzentriert, hätte man es als Zuschauer viel einfacher und würde nicht irgendwann Ermüdungserscheinungen aufzeigen.

Neben der Atmosphäre stellen die Charaktere den größten Pluspunkt des Films dar. Die diversen Nebengeschichten hängen alle mit diesen zusammen und es fällt in dem Film sofort auf, dass mit großer Mühe bei der Ausarbeitung der Charaktere vorgegangen wurde. Park Hae-il ("The Host", "Jealousy is my Middle Name") gibt zwar als Held der Geschichte eine ganz zufriedenstellende Figur dar, gegen die anderen verblasst er aber geradezu und muss sich deshalb vor allem gegenüber Jeong Jae-yeong ("Going by the Book", "Castaway on the Moon") geschlagen geben. Jeong gibt mimt den rätselhaften und manipulativen Dorfvorsteher, bei dem man nie weiß, was er wirklich im Schilde führt. Mit Sicherheit nichts Gutes und so bleibt sein Charakter auch trotz seines fortgeschrittenen Alters gefährlich. An dieser Stelle muss auch den Make-Up Künstlern ein großes Lob ausgesprochen werden. Die im Film gealterten Herren, allen voran der Dorfvorsteher, sehen allesamt extrem realistisch aus. Jeong meistert seine Rolle außerdem mit solcher Bravour, dass er der heimlich Star des Films ist. Neben den körperlichen Einschränkungen, die das Alter mit sich bringen, kann er auch verschiedenste komplexe Charakterzüge zu einer homogenen Figur verschmelzen.

Überhaupt sind die einzelnen Individuen das Interessanteste an "Moss". Selbst die etwas comichafte rechte Hand des Dorfvorstehers, gespielt vom ewigen Nebendarsteller Yoo Hae-jin ("Jeon Woo Chi: The Taoist Wizard"), ist faszinierend und unterhaltsam genug, um über viele der offensichtlichen Mängel des Films hinwegzutrösten. Leider bekommt aber der charismatische Yoo Joon-sang als Staatsanwalt Park etwas zu wenig Zeit, aber seine angedeutete gemeinsame Vergangenheit mit Ryu gibt den Nährboden für eine schöne Chemie zwischen den beiden. Eigentlicher Dreh- und Angelpunkt ist jedoch das Katz-und-Maus Spiel zwischen Ryu und dem Dorfvorsteher, in dessen Verlauf es auch zu einigen Toten kommt. Dabei kommt es zwar auch zu einigen blutigen Szenen, aber oftmals sind diese so abstrus und voll schwarzem Humor, dass man einfach lachen muss. Gerade die etwas abgedrehten Charaktere sorgen oft dafür, dass man sich einiger Lacher nicht erwehren kann. Und das, obwohl die Atmosphäre des Films zu großen Teilen recht düster und rätselhaft ist. Dazu kommen auch noch einige tolle Sets. Besonders ein geheimer Tunnel, der zwei Häuser miteinander verbindet, trägt sehr gekonnt zur machmal außerordentlich beunruhigend gruseligen Stimmung bei.

Es braucht einige Eingewöhnungszeit, bis man sich an die Mischung aus Thriller, Horror und schwarzer Komödie gewöhnt hat. Aber auch dann bleiben einige Szenen irgendwie merkwürdig deplatziert. Leider muss auch festgehalten werden, dass das Drehbuch nicht so intelligent geschrieben ist, wie es sich gerne darstellt. Neben einigen nicht nachvollziehbaren Verhaltensweisen der Charaktere, kleinen Logikfehlern und manchmal auch ungeschickt geschriebenen Dialogen stört aber vor allem die Länge des Films. Es ist schwierig zu entscheiden, was unwichtig ist und weggeschnitten werden darf, ohne Zweifel, aber es scheint fast so, als wenn der Regisseur im Endschnitt seines Films einfach alles ohne Rücksicht auf die Geduld des Zuschauers unterbringen wollte. Das ist eindeutig zu viel und bei den ganzen kleinen Nebengeschichten und Storyfetzen weiß der Zuschauer auch bald gar nicht mehr, wofür er das alles braucht, vor allem wenn man bedenkt, dass das Ende, trotz einiger Wendungen, doch nicht wirklich vollkommen innovativ ist. Die großartige und zuweilen einfallsreiche Regie, die schöne Kinematographie und die dichte Atmosphäre hätten mich gerne "Moss" uneingeschränkt empfehlen lassen, aber die negativen Aspekte fallen dafür doch zu sehr ins Gewicht.

(Autor: Manfred Selzer)
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