Story: Der mongolische Rouran-Stamm dringt immer wieder in das chinesesische Wei-Reich vor. Ein endloser Krieg entbrennt, der den
Herrscher Weis alle Männer des Landes in die Armee einberufen lässt. Unter ihnen ist auch der kranke Vater Mulans Hua Hu (Yu Rongguang),
ein namhafter Veteran. Mulan (Vickie Zhao Wei) ist zwar ein Mädchen, doch seit ihrer Kindheit in den Kampfkünsten ausgebildet, sodass sie sich
für ihren Vater ohne dessen Wissen in die Armee einschreibt. Der einzige, der weiß, dass sie tatsächlich ein Mädchen ist, ist ihr Kindheitsfreund
Tiger (Jaycee Chan). Doch schon bald deckt auch der Soldat Wentai (Chen Kun) ihr Geheimnis auf. In der Schlacht kann Mulan jedoch ihre außerordentliche
Expertise beweisen, sodass Wentai ihre wahre Identität für sich behält. Zusammen sind die beiden so stark, dass sie schnell aufsteigen und
ihre eigenen Truppen befehligen können. Doch Mulan wird von ihren Gefühlen für Wentai davon zurückgehalten, ihr wahres Potential zu entfalten. Dabei ist
eine talentierte Kriegerin und Anführerin wie Mulan gerade jetzt unabdingbar, denn der kaltblütige und ehrgeizige Mendu (Hu Jun) ist neuer
Anführer der Rouran und vereint die gesamten Stämme der Mongolei, um gegen die Wei vorzugehen. Ein blutiger Kampf entbrennt auf dem Schlachtfeld,
auf dem für Mulan kein Platz mehr für Gefühle bleibt.
Kritik: Die Notwendigkeit Chinas ihre eigene Version des Mulan-Stoffs zu erzählen, bestand spätestens als Disney seinen freudig-bunten
Zeichnentrickfilm voller Klischees auf den Markt brachte, der die Chinesen doch etwas oberflächlich betrachtete. Dass die Story um Mulan weitaus
mehr liefern kann als eine singende und tanzende Protagonistin, soll Jingle Mas Version der Geschichte dieser keineswegs als historisch zu verstehenden
Persönlichkeit zeigen. Aber Moment mal, Jingle Ma? Der Regisseur, der uns solche "Perlen" wie "Seoul Raiders" oder "Playboy Cops" bescherte?
Auch wenn ein paar seiner Filme durchaus unterhaltsam sind, so handelt es sich bei Ma doch eher um einen zweitklassigen Regisseur, so verwundert es
auch, dass er für dieses 12 Millionen Dollar-Projekt verpflichtet wurde. Interessanterweise zeigt "Mulan" seine Schwächen aber dann eher im
Unterhaltungssektor als auf storytechnischer Ebene. Die Geschichte bleibt zwar äußerst überschaubar, aber die Notwendigkeiten und Opfer, die ein
Krieg fordert, werden zum Teil auf eine fast schon tiefgründige Art beleuchtet.
Zuerst einmal lässt sich "Mulan" jedoch sehr viel Zeit mit seiner Einleitung. Speziell die längere Passage im Armeecamp wird schnell eintönig und
beinahe einschläfernd, da hier kaum etwas passiert. Man könnte meinen, dass es etliche Momente gibt, die es einer Frau schwer machen würden, in einer
Armee aus Männern ihre Identität verschleiern zu können, aber der Film spielt kaum mit der Angst Mulans, entdeckt zu werden. Ein einziger Vorfall
versucht das ganze Thema abzudecken und später dann liefern die ganzen Schlachten augenscheinlich keinen Raum mehr für solche Probleme. Vickie
Zhao Wei ("Painted Skin", "Chinese Odyssey 2002") mag zwar gut in die Rolle passen und verleiht ihrem Charakter durchaus etwas Männliches, ohne
dabei ihre Weiblichkeit vollends zu verlieren, aber sie ist im Vergleich zu den anderen doch recht klein und ihre Stimme klingt in ihren großen
Ansprachen auch nicht gerade sehr männlich. Dass sich chinesische Männer für so androgyn halten, dass eine Frau unter ihnen ohne Weiteres als
Mann durchgehen kann, ist aber nichts Neues und so kann man über diese kleine Unglaubwürdigkeit auch irgendwann hinwegsehen.
Kun Chen ("Painted Skin", "Playboy Cops") spielt Mulans Freund, der bereit ist, für das Wohlergehen seines Landes alles zu opfern, außer dann
natürlich seine Mulan. Oder doch? Die offensichtliche Liebesgeschichte zwischen den beiden kann nie richtig zum Tragen kommen, zu sehr sind die
beiden mit anderem beschäftigt, doch wenn die Gefühle der beiden gegen Ende doch etwas mehr Platz bekommen, dann können sie erstaunlich
mitnehmend sein. Das Drama, das in der Geschichte steckt, wird oft mehr als nur angeschnitten und liefert damit nettes Gedankenfutter, auch wenn
man die meisten Aspekte hier und da bereits in anderen Filmen ähnlicher Thematik gesehen hat. Gefühle sind im Krieg hinderlich und doch kann man
Liebe nicht einfach so im Keim ersticken. Die Aufopferungsbereitschaft der Krieger grenzt dabei fast schon an Verblendung, doch allzu patriotisch
wird der Film dann doch nicht, und irgendwie kann man auch verstehen, dass die Männer um jeden Preis ihre Familien vor den Barbaren aus dem Norden
beschützen wollen. In seiner Grausamkeit ist Mendu, gespielt von Hu Jun ("Assembly", "Curiosity kills the Cat") nämlich kaum zu übertreffen. Fast
übertritt er dabei auch die Grenze zum Karikativen.
In einer Nebenrolle gibt es auch Jaycee Chan ("Invisible Target", "2 Young"), Sohn von Jackie Chan, zu sehen, der immer noch auf seinen großen
Durchbruch warten muss, doch bei der teilweise nervtötenden Nebenrolle, die er hier übernimmt, ist das auch nicht wirklich ein Wunder. In einer
weiteren völlig unbedeutenden
Nebenrolle bekommen wir den ukrainischen Popsänger und Songwriter Vitas zu sehen. Als einziger Westler im Film, der überdies als Hofsänger
der Rouran keine wichtige Funktion ausfüllt, ist er aber einfach nur unwahrscheinlich irritierend und gerade der Umstand, dass er das erste Gesicht
im Film ist und uns mit merkwürdigen Handgesten begrüßt, ruft Unmengen an Fragezeichen hervor.
Auf produktionstechnischer Seite muss man sich zuerst auch wundern. Wo sind die 12 Millionen Dollar geblieben? Wir bekommen triste Wüstenlandschaften
und leere Ebenen zu sehen. Davon abgesehen erscheint auch der Rest als ziemlich unspektakulär. Die ersten Schlachtszenen sind auch nicht wirklich etwas
Besonderes, aber zum Glück kann der Film qualitativ in der zweiten Hälfte einige seiner Fehler wieder gutmachen.
Nach gut einer Stunde bekommt "Mulan" endlich leicht epischen Charakter. Die letzte Schlacht gegen Mendu involviert eine beeindruckende Zahl
an Komparsen und die Kriegstaktiken sind auch sehr schön anzusehen. Warum aber nicht schon früher so? Auch die Emotionen können einen erst gegen
Ende tatsächlich erreichen. Es ist schade, dass "Mulan" eine so lange Anlaufzeit benötigt. Jingle Mas Regie kann leider auch nicht die epischen
Ausmaße ähnlicher ambitionierter Filme erreichen, sodass der Stoff in anderen Händen vielleicht besser aufgehoben gewesen wäre. Aber immerhin
war es eine gute Entscheidung mit der dezenten Liebesgeschichte und der Frage, was wir bereit sind, für Frieden zu opfern, mehr Tiefgang in einen
Schlachtenfilm zu bringen, als wir es gewohnt sein mögen. Vickie Zhao Wei verkörpert darüberhinaus Mulan sehr überzeugend, sodass "Mulan" sicherlich
ein besserer Film geworden wäre, wenn die erste Hälfte auf dem gleichen Niveau wie die zweite gespielt hätte.