Story: Yoon-hee (Jo An) ist eine Schriftstellerin, deren Herausgeber endlich wieder ein neues Buch sehen will. Der Druck wird
dermaßen enorm, dass sie sich entschließt, einer alten Legende in Vietnam nachzugehen. Sie glaubt, dass die Geschichte um das Mädchen
Muoi, die angeblich als Geist die örtlichen Bewohner mit einem Fluch belegen kann, guten Stoff für ihr nächstes Werk liefern kann.
Sie fährt nach Vietnam und trifft sich dort mit ihrer alten Freundin Seo-yeon (Cha Ye-ryeon), mit der sie sich vor einigen Jahren auseinandergelebt
hat. Um Seo-yeon kursierten einige böse Gerüchte, weswegen sie auch nach Vietnam ausgewandert ist. Was Seo-yeon jedoch offensichtlich nicht weiß, ist,
dass Yoon-hee ein nicht sehr schmeichelhaftes Buch über ihre ehemalige Freundin geschrieben hat.
Yoon-hee geht mit Hilfe von Seo-yeon der Legende um Muoi nach und findet heraus, dass das geheimnisvolle Mädchen sich vor über hundert Jahren in
einen Maler verliebt hatte, der jedoch schon verheiratet war. Seine Frau erfuhr von dem Verhältnis und verunstaltete Muois Gesicht mit Säure. Muoi
beging Selbstmord und suchte seitdem als Geist Rache, bis sie von Mönchen in ein Bild versiegelt wurde. Doch dieses Siegel hielt nicht für ewig...
Kritik: Innovation ist etwas, das man nicht unbedingt bei Horrorfilmen suchen sollte. Soviel wissen wir schon. Das asiatische Kino
variiert dabei immer wieder das Sadako-Prinzip von "The Ring", während Hollywood sich zurück zu den 80er Slashern begibt. Eine Bereicherung
für das Horror-Genre sucht man da vergebens. Auch "Muoi" stellt keine Ausnahme dar. Nach altbewährtem Prinzip vom ruhelosen Geist, der nach
Rache sinnt, gestrickt, gibt es hier nur minimale Variationen, die nicht der Rede wert sind. Dennoch funktioniert die Mischung aus Horror und
Drama recht gut und vor allem die Schauplätze dieser koreanisch-vietnamesischen Co-Produktion können ordentlich punkten. Man hat auch das
Gefühl, dass den Charakteren ein bisschen mehr Farbe als üblich verliehen wird, aber wirklich genug ist das nicht, um einen neuen Weg einzuschlagen
und die Filmemacher versuchen das auch gar nicht. Das bedeutet allerdings nicht, dass der Film nicht unterhaltsam wäre. Tatsächlich kann die Atmosphäre
überzeugen und die Geschichte einen bis zum Ende interessieren, solange man hier keine Neuerungen erwartet.
Regisseur Kim Tae-kyeong ist auch kein Neuling, so hat er doch schon "Dead Friend" gedreht, ein Horrorfilm, der nach den gleichen Mustern aufgebaut
war, aber wegen des Umstands, dass das Thema noch nicht ganz so abgegriffen war, etwas wohlwollender von mir behandelt wurde. "Muoi" muss sich da
schon ein paar mehr harsche Worte gefallen lassen, denn als Regisseur darf man sich ruhig von seinem vertrauten Gebiet entfernen und sich
weiterentwickeln. Kim Tae-kyeong macht das nicht, das fällt vor allem beim Twist und dem letzten Bild auf, das all jenen, die sein Vorgängerwerk
gesehen haben, umwahrscheinlich bekannt vorkommen muss. In Bezug auf die Story gibt es ohnehin ein paar Mängel. So wissen wir eigentlich schon
zu Beginn, dass Seo-yeon etwas verheimlicht und irgendetwas mit Muoi zu tun hat, wahrscheinlich sogar selbst von ihrem Geist besessen ist. Der Grund
dafür liegt auch sofort auf der Hand. Sie hat das Buch von Yoon-hee gelesen, in dem äußerst schlecht über sie geschrieben wird, und sinnt nun auf
Rache. Natürlich gibt es noch den ein oder anderen Twist, aber trotzdem ist es nicht verständlich, wie man schon zu Anfang all diese Informationen
so offen in den Raum werfen kann.
Trotzdem gibt es ein interessantes Phänomen in "Muoi", denn wir fiebern eigentlich mehr für Seo-yeon und Muoi als mit der Schriftstellerin
Yoon-hee. Das liegt daran, dass Yoon-hee augenscheinlich nur auf ihre Arbeit fokussiert ist und gar nichts von ihrer ehemaligen Freundin wissen
will, sie also lediglich als Mittel zum Zweck benutzt. Seo-yeons Versuche über ihre gemeinsame Vergangenheit zu reden, werden sofort von Yoon-hee
abgeblockt und sie führt das Gespräch immer wieder zu der Legende um Muoi, damit sie so schnell wie möglich ihr Buch abschließen kann. Besonders
wenn wir später mehr über die Beweggründe erfahren, warum Seo-yeon nach Vietnam ausgewandert ist, hat sie unsere Sympathien, obwohl sie
zweifellos sehr gruselig sein kann und wir an anderer Stelle wiederum nicht wissen, was wir von ihr zu halten haben. Das Drama und die subtilen
Emotionen, die zwischen den beiden ehemaligen Freundinnen zu spüren sind und an anderer Stelle wiederum erraten werden müssen, werten den Film, auch
bezüglich seines Spannungsfaktors, um einiges auf.
Die Geschichte um den Geist selbst ist wie gesagt eigentlich nur eine Variation eines schon bekannten Motivs. Diesmal wird das Video aus "The Ring"
eben mit einem Bild ersetzt. Dabei können sich aber einige Logikfehler auftun, die vor allem nach dem Twist in Erscheinung treten, womit am Ende
alles andere als ein rundes Bild abgegeben werden kann.
Die Schockeffekte sind in "Muoi" manchmal recht subtil eingebaut, an anderer Stelle sind es aber die für solche Filme typischen plötzlich
auftauchenden verzerrten Gesichter, wobei an dieser Stelle den Effekten durchaus ein Lob ausgesprochen werden darf. Die Atmosphäre ist dicht und
das ist vor allem den schönen Schauplätzen zu verdanken. Regisseur Kim Tae-kyeong bringt die Vorzüge von Vietnam sehr gut zur Geltung, von
Tempeln bis zu den bunten Kolonialgebäuden. Auch bei den diversen Flashbacks hat man sich einige Mühe gegeben und so wirken neben den Settings
vor allem die Kostüme sehr beeindruckend. Von technischer Seite gibt es hier wirklich nichts zu beanstanden.
Es wäre schön gewesen, wenn der Horror im Film seinen Ausgangspunkt mehr von den wachsenden Schuldgefühlen Yoon-hees gegenüber Seo-yeon genommen
hätte. Dieses Element steckt zwar zweifellos im Film, und Jo An ("Wishing Stairs") sowie Cha Ye-ryeon ("Voice") können auch gute schauspielerische
Leistungen erbringen, aber es steht niemals außer Zweifel, dass hier am Ende ein Geist sein Unwesen treibt. Die effektivsten Szenen sind jene
ruhigen, in denen die beiden Mädchen am Tisch sitzen und sich eine gruselige Spannung zwischen ihnen entwickelt. Gegen Ende bietet "Muoi" dann aber
mehr Action, lässt die Kohärenz und den Fluss vom Anfang und Mittelteil vermissen und schafft stattdessen einen Schluss, der sich eher wie ein
Epilog anfühlt. Somit ist das Ende wegen seiner holprigen Präsentation wohl das Frustrierendste am Film. Trotzdem bekommt man hier zweifellos
technisch saubere Horrorunterhaltung, die wie gemacht ist für Fans des Genres und dank seiner Schauplätze und Bilder auch anderen Zuschauern
ordentliche Kurzweil bieten kann.