Story: Eine Frau wird tot in einem Hotelzimmer aufgefunden. Die Polizei ist wenige Minuten später am Tatort und kann den Verdächtigen
Kim Young-hun (Shin Ha-kyun) festnehmen, welcher einen Benzinkanister bei sich hat. Der leitende Ermittler Choi Yeon-gi (Cha Seung-won) verhört Kim und
ist sich sicher, den Richtigen zu haben. Doch ein Lügendetektortest und neue Beweise lassen an seiner Schuld zweifeln. Darüberhinaus sind die Medien in den
Fall eingebunden und die Verhöre mit Kim und die Befragung anderer Zeugen werden im ganzen Land ausgestrahlt. Die Zuschauer sind sich mittlerweile einig,
dass Kim unschuldig ist, aber Choi weiß, dass der Verdächtige ihnen dennoch etwas verheimlicht. Im Fall tauchen schließlich weitere Ungereimtheiten auf.
Eine Überwachungskamera wurde für über eine halbe Stunde ausgeschaltet und in dem Stockwerk, in dem die Frau ermordet wurde, hatte ein
Pärchen ein Zimmer gemietet, das durchaus ein Motiv für einen Mord gehabt hätte. Immer wieder zeigt sich, dass die Dinge doch etwas komplizierter liegen,
als zuerst angenommen und der Druck der Medien, die nach Ergebnissen verlangen, wird immer größer.
Kritik: Einer der interessantesten Regisseure Koreas ist sicherlich Jang Jin. Seine Drehbücher sind innovativ und wenn sie einmal ins
Schwarze treffen, dann richtig. Somit hat er sich vor allem mit seinen Geschichten für Filme wie "Going by the Book" oder "Welcome to Dongmakgol" viel
Lob verdient. "Murder, Take One" ist leider eines der Werke, bei denen Jangs Experimentierfreudigkeit etwas zu viel des Guten ist. Der Film kämpft um
einen einheitlichen Ton, kann diesen aber nicht finden. Auffällig bleibt, dass die Grundstimmung erstaunlich locker und durchsetzt von Comedy ist, obwohl
der Film im Kern ganz klar ein Kriminal-Thriller ist, der auch ein paar dramatische Momente bereithält. Trotz Wohlwollens, das man dem Film entgegenbringen
will, greifen die einzelnen Teile einfach nicht ineinander.
Sehr auffällig ist die technische Umsetzung, da diese zu jeder Zeit vermuten lässt, der Film sei aus den 90ern. Ein leicht grobkörniger Look, das Bildformat
und die Farben sowie der Soundtrack, der sich manchmal zu stark in den Vordergrund drängt, kreieren diesen Eindruck. Das ist merkwürdig, da der Film aus dem
Jahr 2005 ist und die Geschehnisse anscheinend auch nicht in der Vergangenheit angesiedelt sind. Ob es Jangs Absicht war oder nicht, in jedem Fall wird
dadurch eine besondere Atmosphäre geschaffen, die fesseln kann. Unglücklicherweise ist das auch bitter nötig, da der Thriller nämlich anderweitig
stolperhaft erzählt ist. Immer wieder gibt es Momente, in denen von der eigentlichen Geschichte abgewichen wird und die eigenen Ideen gefeiert werden. Das
betrifft vor allem die Witze, von denen zwar einige gelungen sind, andere wiederum einfach befremdlich wirken und gar ein peinliches Schweigen schaffen.
Einige der ungewöhnlichen Szenen mögen zwar Absicht gewesen sein, funktionieren können sie aber trotzdem selten. Viel schwerwiegender ist aber, dass
"Murder, Take One" auch versucht eine Mediensatire zu sein, da der gesamte Fall als Fernsehsendung produziert wird. Diese Satire steht aber nicht durchgängig
im Vordergrund, manchmal scheint es so, dass sie schlichtweg wieder aus den Augen verloren wird. Überzeugen kann diese Art der Satire deshalb nicht, obwohl
Jang Jin in anderen seiner Werke seinen sozialkritischen Ton durchaus sehr gut zum Tragen bringen konnte. Vielleicht kommt sich der Regisseur aber auch zu
oft selbst in die Quere. Denn er versucht zu viel auf einmal in seinen Thriller zu packen und die Rechnung geht einfach nicht so auf, wie gedacht.
Immer wieder zeigen sich aber ein paar geniale Gedankenblitze und sei es nur die technisch großartig umgesetzte Anfangssequenz, in der wir aus der
Vogelperspektive einen Überblick über die einzelnen Hotelzimmer bekommen. Löblich ist auch der selbstkritische Ton Jangs, mit dem sich über manche Charaktere
oder deren Verhaltensweisen lustig gemacht wird. Völlig unverständlich ist allerdings, warum gegen Ende ein übernatürlicher Aspekt seinen Weg in den Thriller
finden muss. Hier droht das gesamte Filmgebilde in sich zusammenzufallen, irgendwie bleibt es aber doch noch auf dem wackeligen Fundament der Mordgeschichte
stehen. Trotzdem fühlt man sich als Zuschauer betrogen.
Dummerweise sind auch die Charaktere nicht wirklich solche, an die man sich klammern kann. Cha Seung-won ("Blades of Blood") spielt einen Ermittler, der sehr hölzern wirkt und nur in einigen kleinen Szenen etwas aus sich herausgeht. Dennoch bleibt er eigenschaftslos. Shin Ha-kyun ("Save the Green Planet") hat ein paar gute Momente, aber er hätte eine größere Rolle bekommen müssen, denn eigentlich ist er gerade einmal im ersten Drittel des Films wirklich präsent. Allerdings muss dazu gesagt werden, dass viele der Nebencharaktere sympathisch oder interessant wirken. Viele der eingestreuten Witze lassen auch keinen Zweifel daran, dass "Murder, Take One" leichte Unterhaltung ist, die immerhin ein paar schöne Wendungen bereithält, aber nicht so ausgeklügelt ist, wie uns Jang Jin weißmachen will. Schade.