Story: Jae-moon (Park Hee-soon) ist glücklich mit Ji-sook (Hong So-hee) verheiratet. Die beiden werden bald auch Eltern und wollen, bevor ihr
Kind auf die Welt kommt, nach Amerika auswandern. Jae-moons bester Freund Ye-joon (Jang Hyeong-seong) hilft ihnen, ihr Englisch zu verbessern, und
erweist sich auch in sonstiger Hinsicht fast schon als ein Familienmitlied. Ye-joon hat außer den beiden aber niemanden in seinem Leben, da er zu sehr
darauf Bedacht ist, Karriere zu machen. Einige Monate nachdem Ji-sook ihr Baby zur Welt gebracht hat, möchte sie zwecks einer Weiterbildung für ein
paar Tage nach Paris. Als Jae-moon und Ye-joon alleine sind und der Vater des Kindes kurz aus dem Haus geht, kommt es zu einem fatalen Unfall.
Ye-joon lagert Jae-moons Sohn nach einem Weinanfall falsch, woraufhin die Eltern ihr Kind verlieren. Jae-moon verheimlicht vor seiner Frau die
Wahrheit und geht sogar für seinen Freund ins Gefängnis, da er nach dem Unfall nicht die Polizei gerufen hat. Ji-sook ist am Boden zerstört und
Jae-moon möchte, dass sein Freund seiner Frau in diesen schweren Stunden zur Seite steht. Die Ehe ist ruiniert und Ye-joon ist sogar kurz davor,
mit der Frau seines besten Freundes eine Affäre anzufangen...
Kritik: Beim Verfassen einer Inhaltsangabe ist man sich oft unsicher, ob man nicht zu viel von der Geschichte eines Films verrät. Im Fall von
"My Friend and his Wife" ist es aber unabdingbar, gleich zu wissen, woran man ist. Ansonsten erwartet man nach der ersten halben Stunde einen anderen
Film als den emotional bitteren Tiefschlag, den das Drama tatsächlich darstellt. Der Wendepunkt der Geschichte kommt etwas überraschend und katapultiert
die Charaktere des Films direkt in eine emotionale Hölle, die auch für den Zuschauer zuweilen schwer zu ertragen ist. Die Seelen der Protagonisten
sind nach dem Vorfall nicht nur befleckt, sondern gleichen einem Scherbenhaufen, der selbstverständlich nie wieder zu dem Gegenstand zusammengefügt
werden kann, der er vorher war. Regisseur und Drehbuchschreiber Shin Dong-il fängt seinen Film auf ungeschminkte und realitätsnahe Weise ein, womit er
zwar auf subtiler Ebene arbeitet, aber dort umso effektiver. Die mitnehmende und distanzierte Art des Dramas dürfte allerdings nicht bei jedem punkten.
Die Einleitung des Films stellt die genaue Beziehung zwischen Jae-moon, Ji-sook und dem gemeinsamen Freund Ye-joon vor. Es ist eine besondere Beziehung,
eine bei der Jae-moon der Frage seiner Frau ausweicht, ob er sie oder seinen Freund Ye-joon mehr liebt. Das mag anfangs trivial erscheinen, aber im
weiteren Verlauf des Filmes erklärt es die enge Freundschaft, welche die zwei Männer miteinander verbindet. Das gemeinsame Babyglück der beiden
Eltern bringt dann aber ein neues Element der engen Bindung ins Spiel. Wundert es da, dass sich Ye-joon zu diesem Zeitpunkt immer mehr in seine
Arbeit flüchtet und keine Zeit mehr für seinen Freund hat, der nichts lieber täte, als mit Ye-joon sein Glück zu teilen? Doch Ye-joon scheint das
neue Wesen, das für ihn einen dicken Keil in seine Beziehung zu Jae-moon getrieben hat, nicht sehen zu wollen. Er möchte, dass selbst das
Baby die Eltern an ihn erinnert, so ist er derjenige, der den Namen für das Kind auswählt.
Nachdem es zu dem schrecklichen Unfall gekommen ist, fangen die Charaktere an, sich äußerst merkwürdig zu benehmen. Unter den gegebenen Umständen ist
das aber tatsächlich zu jedem Zeitpunkt glaubwürdig. Jae-moon schweigt und geht für seinen Freund ins Gefängnis. Es bleibt aber fraglich, warum er den
Tod seines Kindes nicht sofort der Polizei gemeldet hat. Auch seiner Frau bleibt er Antworten schuldig, und das obwohl diese als Mutter wirklich die
Wahrheit oder zumindest eine Lüge verdient hätte. Der Fokus des Films verlagert sich dann mehr und mehr auf Ye-joon, der zuvor schon als Yuppie
dargestellt wurde, der kein Glück bei den Frauen hat. Vielleicht liegt das auch daran, dass ihn andere Frauen außer Ji-sook nicht interessieren.
Es gibt selbst am Anfang mehr als genug Hinweise darauf, dass er schon früher etwas für die Frau seines besten Freundes empfunden hat und sich das nie
geändert hat. Ye-joon flüchtet nach dem Unfall aber vor einem Schuldgeständnis und vertieft sich immer mehr in die Arbeit.
Bezeichnend ist die Szene, in der Jae-moon mit anderen Gefangenen entlassen wird. Es ist in Südkorea Brauch, dass Familienangehörige oder Freunde Tofu mitbringen,
und dem Ex-Sträfling zu essen geben, damit dieser - das Weiße des Tofus symbolisiert Reinheit - seine Seele rein wäscht. Ye-joon bringt seinem Freund
ebenfalls Tofu mit, doch hätte er für ihn hineinbeißen müssen. Dass er das nicht macht, zeigt nur einmal mehr, zu was für einem Menschen Ye-joon geworden
ist, wenn er nicht ohnhin schon immer so war. Auch bei der Arbeit wird er zum Einzelkämpfer, der seine Kollegen zu Konkurrenten macht und immer mehr
Macht und Reichtum anhäuft, indem er andere zu Verlierern degradiert. Als er sich dann auch noch Ji-sook annähert und diese in einem emotionalen Vakuum
gefangen sogar auf Ye-joons Annäherungsversuche eingeht, bzw. diese sogar selbst einleitet, werden Abgründe der menschlichen Seele offenbar, die man nicht
oft in einem Drama zu sehen bekommt. Es ist schwer, Gefallen daran zu bekommen, aber solche Szenen machen "My Friend and his Wife" andererseits auch
so interessant.
Im Gegensatz zu Regisseur Shins "Host and Guest" gibt es diesmal keinen schwarzen Humor, der dieses schwer im Magen liegende Drama etwas auflockern
würde, von einer kleinen Szene einmal abgesehen, in der Ji-sook nach einem One-Night-Stand "Wie viel" fragt, woraufhin sie dem Mann, der gerade seine
Brieftasche zückt, ein Bündel Scheine reicht und meint, dass es so stimmt. Die schauspielerischen Darbietungen sind jedoch gelungen, man kann allen
drei Charakteren die emotionalen Narben ansehen, die sie mit sich tragen müssen. Es gibt aber nicht nur in Hinsicht auf ihr Verhalten einige fragwürdige
Entscheidungen. Auch der Umstand, dass wir die Geburt des Babys direkt gezeigt bekommen oder das die Wiederbelebungsversuche des Kindes
eindeutig an einer Puppe vorgenommen werden, wahrscheinlich um der Szene die Grausamkeit zu nehmen (aber hätte man sich hier nicht auch einfach
zurückhaltender zeigen können?), stören das Gesamtbild genauso wie das Ende mit seinen Logikfehlern. Trotz seiner Macken und dem Umstand, dass der
Film mit seiner real eingefangenen emotionalen Härte des Lebens einige Zuschauer befremden wird, bleibt Shins Drama doch ein interessanter Beitrag zum
Genre.