Story: Kyun-woo (Cha Tae-hyun) ist Student und lebt fröhlich in den Tag hinein, ohne sich Gedanken über seine
Zukunft zu machen. Doch sein Leben ändert sich radikal, als er auf einem Bahnsteig einem betrunkenen Mädchen
(Jeon Ji-hyun) das Leben rettet. Als sie sich in der Bahn übergibt und Kyun-woo "Liebling" nennt, kurz bevor sie
ohnmächtig wird, hat dieser gar keine andere Wahl als sich um sie zu kümmern, da die anderen Fahrgäste ihn für den
Freund des Mädchens halten. Er bringt sie also in ein Hotel und beschließt das Mädchen von ihrer offensichtlichen
Trauer zu heilen. Doch durch einige widrige Umstände landet er für die Nacht im Gefängnis.
Am nächsten Tag will sich das Mädchen mit Kyun-woo treffen. Schnell werden die beiden Freunde, oder zumindest so
etwas ähnliches... Kyun-woo muss nämlich allerlei physische und mentale Angriffe erdulden. Mit ihrer etwas
aggressiven, zornigen und abgedrehten Art, stellt seine neue Freundin ihn nämlich immer wieder in der
Öffentlichkeit bloß, schlägt ihn einfach nur oder kommandiert ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit herum. Er darf
nicht mal selbst entscheiden, was er trinken möchte.
Nichtsdestotrotz verbringen die beiden eine etwas verrückte, aber schöne Zeit. Aber was ist, wenn Kyun-woo das
Mädchen endlich von ihrem Kummer befreit hat? Nimmt ihre ungewöhnliche Beziehung dann ein Ende?
Kritik: Wo soll man bei einem Film anfangen, der es geschafft hat, dass sogar ich etwas offener gegenüber
Romantikkomödien geworden bin? "My Sassy Girl" ist ein Klassiker des Genres, wurde oft kopiert und nie erreicht.
Doch was macht den Erfolg dieses Films aus? Ganz einfach, er verzichtet auf jegliche klischeehafte Charaktere,
übertriebene Melodramatik oder sonstige Stereotypen. Im Gegenteil. er schafft es gekonnt, mehrere Genres miteinander
zu vermischen, ohne dass dies offensichtlich ist. Allerdings wäre der Film nicht mal halb so gut, wenn da nicht
die beiden Hauptdarsteller wären, die ihren Charakteren und der Story so viel Charme verleihen, dass man sie einfach
lieb gewinnen muss. Mittlerweile sind das extreme, durchgeknallte und durchsetzungsfähige Mädel, sowie der fast
sklavenhaft gehaltene, liebenswürdige, treue Freund zu zwei Archetypen geworden, die in jeder zweiten koreanischen
Romantikkomödie zu sehen sind. Davon abgesehen, dass "My Sassy Girl" das Original ist, das so viele Nachahmer
gefunden hat, was man bedenken sollte, wenn man schon später erschiene ähnliche Filme gesehen hat, hat es bisher noch
niemand geschafft, eine so perfekte Chemie zwischen zwei Hauptdarstellern einer Romantikkomödie zu kreieren.
Die erste Hälfte des Films, die auch kapitelartig als erste Hälfte betitelt ist, verbringt der Film damit, uns die
beiden Hauptcharaktere vorzustellen. Das erweist sich für den Zuschauer als äußerst belustigend, denn schon die
erste Szene mit den beiden in der U-Bahn, in der sich das Mädchen über einen der Fahrgäste übergibt, hat mittlerweile
Filmgeschichte geschrieben. Kyun-woos angewidertes Gesicht dabei ist ebenfalls unvergesslich. Aber keine Angst, der
Humor befindet sich nicht auf niedrigem Klo- und Ekelniveau, sondern ist äußerst breitgefächert gehalten (Kenntnisse der
koreanischen Kultur sind also keine Voraussetzung) und setzt vor allem auf die Situationskomik und das Zusammenspiel
der beiden Hauptdarsteller.
Wenn sich Kyun-woo und das Mädchen, die interessanterweise den gesamten Film über keinen Namen hat(!), endlich
anfreunden, ist das der Beginn etlicher abgedrehter und lustiger Momente. Als Kuyn-woo sich in einem
Fast-Food-Restaurant etwas bestellt und seine Freundin ihn anschaut, als würde sie ihm gleich an den Hals springen
und ihn mit den Worten "Willst du sterben!?" auffordert, sich wie sie gefälligst einen Kaffee zu bestellen, da wissen wir,
dass wir gewiss einen außergewöhnlichen Film vor uns haben.
Die Liste der verrückten und lustigen Szenen könnte fast endlos fortgesetzt werden. Kyun-woo muss sich von seiner Freundin auch
in aller Öffentlichkeit bloßstellen lassen, z.B. indem er ihre hochhackigen Schuhe tragen oder anderweitig
nach ihrer Pfeife tanzen muss.
Die beiden Hauptdarsteller sind eine hervorragende Wahl. Der gesamte Film beschäftigt sich eigentlich, von einigen
unbedeutenden Nebenrollen abgesehen, nur mit ihnen und die beiden meistern es ohne Probleme, den Film komplett
alleine zu tragen. Das Hauptlob gebührt Jeon Ji-hyun, die mit ihrer frechen, verrückten und leicht aggressiven
Art unwahrscheinlich liebenswürdig ist. Das mag sich zwar wie ein Widerspruch anhören, doch wer sie in Aktion
gesehen hat, weiß wovon ich rede. Davon abgesehen kann sie aber auch relativ freundlich sein, natürlich nur wenn
es ihr in den Kram passt. Mit ihrer genialen Mimik holt sie alles aus ihrer Rolle raus und auch die ernsteren,
melodramatischeren Szenen meistert sie perfekt. Ihre Darstellung ist so fein, dass der aufmerksame Zuschauer ihr
sogar ansehen kann, dass sie unter ihrer abgedrehten Art eigentlich nur ihre Verletzlichkeit bzw. den Kummer einer
vergangenen Beziehung zu verstecken sucht.
Nicht minder gelungen ist Cha Tae-hyuns Darstellung des gefügigen, freundlichen Typen, der es sich zur Aufgabe gemacht
hat, seine neue Freundin von ihrem Leid zu heilen. Dabei erträgt er für sie die schlimmsten physischen und psychischen
Leiden, wenn auch auf äußerst amüsante Art und Weise.
Mit seinem Debutwerk beweist Regisseur Kwak Jae-young, dass er sich aufs Filmemachen versteht. Er schafft eine
Liebesgeschichte, die frei von jeglichen Klischees ist und die sich an einer Stelle sogar selbst über
aufgesetzt wirkende Melodramatik lustig macht. Kein Wunder also, dass die Romanze erfrischend anders
verläuft und dabei einige hervorragende Gags liefert. Außerdem hat sich Kwak die größte Mühe gegeben trotz aller Komik
den Film so realistisch wie möglich zu halten, was die Emotionen betrifft.
Technisch gibt es auch nichts zu bemängeln. Die bunte Welt, die hier geschaffen wird, ruft beim Zuschauer gute Laune
hervor und auch die Musik ist passend gewählt. Besonders gut gelungen sind allerdings die Übereinanderblendungen
der verschiedensten Genres. Neben der Komödie und der Romanze überzeugt vor allem das etwas dramatischere Ende, das
vom Regisseur mit "Overtime" betitelt wurde. Doch hierbei handelt es sich nicht einfach um eine zusätzliche Dreingabe,
die sich irgendwie falsch anfühlen würde, weil plötzlich alles ins Melodramatische abgleitet. Vielmehr bekommen wir hier
eine gelungene Auflösung des Films, die, wenn sie auch viel ernster geworden ist, als es der restliche Film bis dahin vom
Grundton war, dennoch überzeugt. Dieser etwas ernstere Unterton setzt nicht einfach unerwartet ein, sondern war den
ganzen Film über schon unterschwellig vorhanden.
Regisseur Kwak spielt ebenfalls sehr gelungen mit anderen Genres. Wenn Kyun-woo von seiner
Freundin ein weiteres ihrer "Drehbücher" zu lesen bekommt, dann zeichnen sich diese doch hauptsächlich dadurch aus, dass
sich die Protagonistin in bester "Matrix"-Manier oder im Wuxia-Stil durch die Gegnerhorden kämpft. Diese kleinen Filme
im Film sorgen für Abwechslung und zeigen uns, dass sich Kwak mit vielen Genres ganz gut auskennt.
"My Sassy Girl" ist auf seinem Gebiet mit Sicherheit ein Meilenstein des koreanischen Kinos. Zwei unwahrscheinlich
charmante Darsteller, eine schöne Story, die sich auf die wirklich ereignete Internetgeschichte Kim Ho-siks stützt,
und viel Humor, der immer genau ins Schwarze trifft, machen diesen Film
zu einem Must-see. Einzig ein kleiner Hänger in der Mitte des Films und die Tatsache, dass er mit über 140 Minuten (in
der Director's Cut Version) doch etwas zu lang geraten ist, verwehren diesem ansonsten auch technisch
einwandfreien Werk knapp die Höchstwertung.
Ein Film, den sich eigentlich niemand entgehen lassen sollte und der sogar Romantikkomödien-Hasser anerkennend mit dem
Kopf nicken lassen wird!