Story: Kim Jun-shik (Jang Dong-gun) hat einen Traum. Er will als Marathonläufer für das von Japan besetzte Korea an den Olympischen
Spielen teilnehmen. Er hat allerdings einen Konkurrenten, den Japaner Tatsuo Hasegawa (Jô Odagiri), den er schließlich in einem Vorentscheid schlägt. Doch
seit dem Skandal des ersten koreanischen Olympia-Siegers im Marahonlauf, Sohn Kee-chung, der während der Verleihung indirekt gegen die japanische Besetzung
seines Landes protestierte, geht Japan kein Risiko mehr ein und will Jun-shik trotz seines Sieges nicht an den Olympischen Spielen teilnehmen lassen. Es kommt
zu einem kleinen Aufstand, sodass Jun-shik und sein Freund Jong-dae (Kim In-kwon) sowie viele weitere Koreaner festgenommen werden und als Strafe für
Japan in der Armee kämpfen müssen. Zuerst verschlägt es Jun-shik und seine Landsleute nach Nomonhan, an die mandschurische Grenze, wo sie
Tatsuo Hasegawa wiedertreffen. Er ist nun ihr Befehlshaber und will die Koreaner dazu zwingen, an einer Selbstmordaktion teilzunehmen, um die anrückenden
russischen Panzer auszuschalten. Jun-shik überlebt, aber in den folgenden Jahren soll ihn die ganze Härte des Zweiten Weltkriegs treffen.
Kritik: Wenn es um Anti-Kriegsfilme aus Südkorea geht, fällt einem wahrscheinlich zuallerst "Taegukgi - The Brotherhood of War" ein.
Der Regisseur dieses Streifens, Kang Je-kyu, hat nach rund acht Jahren einen weiteren Film auf die Leinwand gebracht. Und wieder handelt es sich um den
bis dato teuersten Film, der je in dem Land gedreht wurde. Aber das Geld ist auch in jedem einzelnen Bild zu sehen. In Kooperation mit China wurden für diesen
Film fast 28 Mio. Dollar zusammengetragen und da asiatische Darsteller keine exorbitanten Summen des Budgets verschlingen, sieht der Film mindesten viermal
so teuer aus. Wenn es Kangs Ziel gewesen war, das Wort "episch" mit einem Anti-Kriegsfilm zu verbinden, dann ist ihm das hier auf jeden Fall gelungen.
Umso trauriger ist es, dass dafür mal wieder am Drehbuch gespart wurde. Eigentlich ein typisches Hollywood-Phänomen.
Gib einem Regisseur Geld und er muss sich keine Gedanken mehr um innovativen Inhalt machen. Dabei ist die Grundidee des Films äußerst faszinierend. Denn die
Geschichte basiert auf einem wahren Fall. Bei der Landung der Alliierten in der Normandie wurde ein Koreaner in deutscher Uniform gefangen genommen.
Wie sich herausstellte, war er über Russland in die deutsche Armee gekommen. Davon abgesehen nimmt sich der Regisseur dann natürlich etliche Freiheiten
in seiner Geschichte. Zwei Rivalen, die über das Marathonlaufen zu erbitterten Feinden werden, treffen sich in der Armee wieder. Der Hass wandelt
sich aber nach allem, was die beiden zusammen durchstehen, in Freundschaft, ja sogar Bruderschaft, womit wie eigentlich wieder bei "Taegukgi" wären.
Es ist nur unpraktisch, dass Tatsuo im Film eine Wandlung durchläuft, die rückblickend doch etwas zu viel des Guten ist.
Regisseur Kang liebt Schwarz-Weiß-Zeichnungen, um dann langsam ein paar Grautöne dazuzumischen. Tatsuo ist ein richtig verabscheuungswürdiger Kerl.
Seine blinde Liebe für sein Vaterland ist ebenfalls etwas befremdlich, wenn auch gang und gäbe in der Zeit. Nach all den Gräueltaten, die er begeht,
scheint seine Einsicht in späteren Jahren aber etwas merkwürdig. Wie blind kann ein Mensch sein? Jô Odagiri ("Dream", "Shinobi") besitzt zum Glück die
schauspielerische Expertise, seiner Rolle mehr Charme zu verleihen, als es eigentlich möglich sein sollte. In ein paar Szenen darf er sogar Deutsch
sprechen! Was uns zu einem weiteren Punkt bringt, oder gleich zu mehreren. Neben Japanisch und Koreanisch wird noch Russisch, Chinesisch und Deutsch
gesprochen, da der Film an zahlreichen Schauplätzen stattfindet und in den Nebenrollen eine internationale Besetzung aufweist. Endlich hört sich das Deutsch
nicht wie eine damit nur entfernt verwandte Sprache an! Doch das ist nur ein Teil der Mühen, die man in "My Way" gesteckt hat.
Die Bilder und Kamerafahrten sind genauso episch wie die Schauplätze, die nur so vor Detailreichtum strotzen. Etliche Schlachten, mitsamt Explosionen
Spezial-Effekten, riesigen Armeen, Flugzeuggeschwadern und Panzerbataillons bringen den Bildschirm zum Erzittern. Das Chaos, aber natürlich auch die Gewalt
werden mit bombastischen Bildern eingefangen und von einem ebensolchen Soundtrack untermalt. Der Umstand, dass der Film während des Nomonhan-Zwischenfalls, in
einem russischen Gefangenenlager und schließlich in der Normandie spielt, obwohl "My Way" ganz gemütlich mit einem Marathonlauf begonnen hat, verleiht Kangs Werk
noch eine extra Portion Epik. Sprachwunder Jang Dong-gun, der schon in "The Promise" Chinesisch sprechen durfte, darf die meiste Zeit über Japanisch
benutzen und versucht mit seinem Schauspiel Odagiri die Stirn zu bieten, was ihm spätestens gegen Ende nicht mehr gelingt. Eine positive Überraschung in
einer Nebenrolle ist Fan Bingbing ("Shaolin"), die gerne noch länger auf dem Bildschirm hätte bleiben dürfen.
Ein riesiges Manko sind das unausgereifte Drehbuch und die eher zweidimensionalen Charaktere. Sicherlich kann man darüber hinwegsehen, dass die beiden
Protagonisten Situationen überleben, die eigentlich hundertprozentig tödlich sind, aber ein wenig mehr Hintergrund hätte beiden Charakteren, vor allem
aber Tatsuo, nicht geschadet. Immerhin verwendet Regisseur Kang etwas weniger Pathos als noch in seinem vorigen Werk, was nicht heißen soll, dass es diesmal
nicht auch wieder großes Gefühlskino gibt, das vielleicht auf subtiler Ebene besser funktioniert hätte. In dieser Hinsicht verschenkt "My Way" also doch einiges.
Dass Tiefgang auch mit großartiger Action in einem Anti-Kriegsfilm einhergehen kann, hat der ebenfalls koreanische "The Front Line" schließlich bewiesen und
damit behält dieser weiterhin die Krone für sich. Wer aber einen epischen, beeindruckenden und effektgeladenen Anti-Kriegsfilm sehen will, der so gut wie
jeden Hollywoodstreifen alt aussehen lässt, ist hier genau richtig.