Story: Es ist das Jahr 1990 und der südkoreanische Präsident sagt dem organisierten Verbrechen in einer groß angelegten Kampagne den
Kampf an. Im Zuge etlicher Festnahmen wird auch Choi Ik-hyeon (Choi Min-sik) wegen diverser Vergehen wie Veruntreuung und tätlichen Angriffs festgenommen.
Der Staatsanwalt Jo Beom-seok (Kwak Byeong-gyoo) setzt ihn unter der Druck und so muss er ihm seinen Werdegang erzählen. Vor Jahren hat er als Zollbeamter
gearbeitet, bis er stellvertretend für seine Kollegen die Schuld an diversen Bestechungsvorwürfen auf sich nahm. Zufällig fallen ihm und einem Kollegen
ein paar Drogenpakete in die Hände und da Choi ohnehin nichts mehr zu verlieren hat, kontaktieren sie den Gangster Choi Hyeong-bae (Ha Jeong-woo), der
für sie die Drogen nach Japan verkauft. Schließlich stellt sich heraus, dass Ik-hyeon und Hyeong-bae über mehrere Ecken verwandt sind, und so
wird Ik-hyeon Teil der Gangsterorganisation. Während er die Kontakte und das Köpfchen hat, um die Organisation weiterzubringen, hat Hyeong-bae die Männer
und die notwendige Unbarmherzigkeit. Doch schon bald macht ihnen ihr Rivale Kim Pan-ho (Jo Jin-woong) ernsthafte Probleme.
Kritik: Die Kritiker überhäufen "Nameless Gangster" mit Lob. Der erste Grund dafür ist Choi Min-sik mit einer großartigen Darstellung
und da gibt es auch keine Widerworte: Choi ist in Bestform. Auch der Rest der Besetzung liefert großartiges Schauspiel ab. Warum genau der Film davon
abgesehen aber so fantastisch sein soll, entzieht sich meinem Verständnis. Die Gefahr besteht natürlich, dass nun viele Leser sich denken "Was erzählt er denn
da? Eigentlich war ich sowieso noch nie einer Meinung mit ihm... Ich werd mich mal lieber woanders umschauen", aber "Nameless Gangster" ist in meinen
Augen schlichtweg überbewertet und damit keineswegs ein Meisterwerk. Grund dafür ist hauptsächlich ein zu unstrukturiertes Drehbuch und einige
Logiklöcher in der Geschichte.
Es mag wahr sein, dass Regisseur Yoon Jong-bin ("Moonlight in Seoul") in seinem Film einen etwas anderen Ansatz verfolgt und die Gangsterwelt entmystifiziert
und ihr etwas von ihrer Glorie nimmt, aber ist das bei genauerer Betrachtung wirklich etwas Neues? Yu Ha hat mit "A Dirty Carnival" meiner Meinung nach
einen wesentlich besseren, wenn auch einfacheren Film abliefern können. Doch Korea muss sich auch mit anderen Ländern messen können. Wie sieht es da mit
Johnnie Tos "Election" aus? Dieser war noch ein Stück unbarmherziger und hatte dennoch ebenso mit einigen Problemen zu kämpfen. Wie üblich bei solchen
Filmen besteht immer die Gefahr, dass wir zu den mit Mängeln behafteten Protagonisten keine Sympathien entwickeln können. Choi Min-sik umgeht das dank
toller Darstellung zwar größtenteils, die zu groß angelegte Geschichte, die ein ganzes Jahrzehnt umspannt, lässt wirkliche emotionale Anteilnahme
dennoch schwierig werden.
Regisseur und Drehbuchschreiber Yoon verdient allerdings ein Lob für die Ausgestaltung Ik-hyeons. Er ist ein unsympathischer Geselle, der hauptsächlich
auf seinen eigenen Vorteil aus ist und doch bleibt er zu jeder Zeit menschlich, übertritt gewisse moralische Grenzen nicht, andere dafür aber durchaus.
Wenn es darauf ankommt, verteidigt er seinen Stolz bis aufs Blut, auch wenn er wegen fehlender physischer Fähigkeiten oft den Kürzeren zieht, und an
anderer Stelle liegt er wimmernd am Boden und bettelt um sein Leben. Choi Min-sik ("Oldboy") ist genau die richtige Person, um einen solch komplexen
Charakter zu spielen und er hat auch einiges (für die Rolle?) zugenommen. Er steht den restlichen coolen Gangstern im Film kontrastreich entgegen und
das macht ihn so ehrlich und interessant.
Letztendlich geht es aber doch wieder nur um den Aufstieg und Fall innerhalb einer Gangsterorganisation. Ha Jeong-woo ("The Yellow Sea") spielt den
eigentlichen Gangsterboss auf sehr distanzierte Art und porträtiert die Kaltblütigkeit, die ein Mann in seiner Position haben muss, um zu überleben.
Ik-hyeon dagegen kann sich augenscheinlich aus jeder Situation herauswinden, da er einfach die richtigen Kontakte hat. Regisseur Yoon zeigt damit
ganz eindeutig die omnipräsente Korruption in der koreanischen Gesellschaft auf, die in den 80ern besonders schlimm war. Daneben erweist sich der
Werdegang Ik-hyeons aber als zu sprunghaft und konfus erzählt. Es hilft auch nicht, dass der Film mit 135 Minuten einfach zu lang geworden ist. Das
Ende ist überdies wieder mal eines von jenen, bei denen der Regisseur nicht wusste, wann er besser hätte Schluss machen sollen.
Für einen Film, der als so originell gepriesen wird, sieht man nur allzu viel Bekanntes. Massenschlägereien mit Baseballschlägern, Gangsterbosse, die
aus dem Hinterhalt niedergestochen werden und Freunde, die zu Feinden werden und umgekehrt. Ich würde nicht behaupten, genügend Filme des Genres gesehen
zu haben, um mich einen Experten nennen zu können, dennoch kommen hier etliche Deja-vu Momente auf. Die einzige Abwechslung ist, dass der Film in den 80ern
spielt und man sich Mühe gegeben hat, durch Kleidung, Frisuren und die Sets den Film eine Zeitreise werden zu lassen. Wo bleibt aber am Schluss die
Überraschung? Was gibt es hier zu sehen, das man nicht schon anderswo gesehen hat? "Nameless Gangster" mag ein wenig subtilen Humor in die harte Welt
der Gangster bringen, die voller Korruption und Verrat ist, aber eigentlich stellt nur Choi Min-siks Darstellung tatsächlich einen Grund dar, diesen
Film anderen thematisch ähnlichen vorzuziehen.
Dieser Film ist erhältlich bei:
Copyright 2012 AsianMovieWeb
Disclaimer ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |