Story: Die lebensfrohe Nana Komatsu (Aoi Miyazaki) setzt sich während ihrer Zugfahrt nach Tokyo neben ein
Mädchen, das sie sobald mit ihrer Lebensgeschichte bombardiert. Nana will nach Tokyo zu ihrem Freund Shoji
(Yuuta Hiraoka) ziehen, doch verlangt dieser von ihr, dass sie sich zuerst einmal einen Job und eine Lebensperspektive
sucht. Es stellt sich heraus, dass das ruhige punkig aussehende Mädchen, das sich geduldig Nanas Story anhört, ebenfalls
Nana (Mika Nakashima) heißt und den Nachnamen Osaki trägt. In Tokyo angekommen trennen sich plötzlich die Wege der
beiden.
Nanas Freund möchte, dass diese sich ihre eigene Wohnung sucht. Bei einer Wohnungsbesichtigung trifft Nana das Punkgirl
Nana Osaki wieder, die ebenfalls Interesse an der Wohnung zeigt. Kurzerhand beschließen die zwei eine Wohngemeinschaft
zu bilden. Das ungleiche Paar ist schon bald unzertrennlich, doch Osaki ist ziemlich verschlossen und erzählt kaum
etwas von ihrer Vergangenheit. Tatsächlich ist Osaki nämlich die Sängerin der Hobbyband "Blast", deren Bassist
Ren (Ryuhei Matsuda) ihr fester Freund war, bis dieser sich dafür entschied der professionellen Band "Trapnest"
beizutreten, von der Komatsu zufälligerweise ein großer Fan ist. Nana trägt immer noch einen großen Schmerz in sich und
scheint sich ihrer Freundin diesbezüglich nicht öffnen zu wollen. Doch auch Komatsu hat einige Probleme mit ihrem
Freund Shoji, der mittlerweile eine andere zu lieben scheint. Gegenseitig können sich Nana und Nana allerdings die
Kraft geben, selbst die größten Krisen zu überwinden.
Kritik: "Nana" hat mich unweigerlich an "Kamikaze Girls" erinnert. Das ungleiche Mädchenduo weist in seinen
Gegensätzen gewisse Parallelen auf, doch wird die Beziehung der beiden wesentlich lebensnaher und ernster behandelt.
Regisseur Kentaro Otanis ("Travail") Film nach einem Manga von Ai Yazawa ist ein äußerst gelungenes Drama, das mit
sehr viel Feingefühl komponiert wurde und trotz aller Glaubwürdigkeit auch nicht eine gute Prise Humor vermissen lässt.
"Nana" ist einer jener unscheinbaren Filme, die einen tief bewegen können, da seine Geschichte wie aus dem wahren
Leben gegriffen scheint. Dass der Film dann auch tatsächlich so lebensnah auf dem Bildschirm wirkt ist nicht
nur der Verdienst des Regisseurs, sondern vor allem der beiden Darstellerinnen, die den Zuschauer regelrecht
verzaubern können.
Nana Komatsu scheint mit ihrer extrovertiert süß-mädchenhaften Art tatsächlich einem Manga entsprungen zu sein.
Ihre Naivität und ihr Lächeln, das jeden Mann sofort zum Dahinschmelzen bringt, lassen ihren Charakter ein wenig
platt erscheinen. Doch mit der Zeit finden wir heraus, dass auch sie einige Fehler besitzt, die sie nur allzu
menschlich machen. Sie ist fast schon besessen von ihrem Freund Shoji, wobei deren Beziehung niemals wirklich wie
eine tatsächliche Liebesbeziehung rüberkommt. Das soll sie auch gar nicht, denn vielmehr projiziert Nana all ihre
Wünsche und Träume auf eine gemeinsame Zukunft mit Shoji, bei der dessen Träume und Gedanken gar nicht
berücksichtigt werden.
Shojis kleine Liebesgeschichte mit Sachiko zeigt uns, dass hier das zu finden ist, was Nana gefehlt hat, nämlich wahre
Liebe. Als Nana von Sachiko erfährt gibt das natürlich Anlass für einige emotionalere Momente und die Freundschaft
mit ihrer Mitbewohnerin, die ihr in diesen schweren Zeiten beisteht wird nur umso mehr gefestigt.
Gleichzeitig öffnet es aber nicht nur Nanas Augen bzgl.
ihrer Zukunft, sondern erinnert auch Osaki an ihre schmerzhafte Trennung von ihrem Freund Ren.
Obwohl der Film öfters Monologe von Nana Komatsu beinhaltet, die den Zuschauer in ihre Gedankenwelt einführen, liegt
der Schwerpunkt keinesfalls auf ihrer Lebensgeschichte, sondern eher auf der von Nana Osaki. Nana ist ein
melancholischer Mensch und die wenigen Augenblicke in denen sie lächelt, stellen fast schon die Highlights des Films
dar. Dennoch besitzt sie unter ihrer griesgrämigen Oberfläche eine unwahrscheinliche Liebenswürdigkeit, die uns noch
mehr mit ihr mitleiden lässt. Mit ihrem schwarzem Makeup, der Punkkleidung und diversem Schmuck sieht sie abgebrüht
und taff aus, doch mit der Zeit erfahren wir, dass sie ein großes Herz hat, nur leider sehr verschlossen ist. Ihre
neue Mitbewohnerin Komatsu verkörpert natürlich all ihre Gegensätze, weswegen die beiden sich so gut verstehen. Mit
ihrer Hilfe schafft es Nana sich ihrer Vergangenheit zu stellen und langsam wieder ihre Gefühle etwas offensichtlicher
durchscheinen zu lassen.
Die Geschichte um Osaki wird in immer wieder eingestreuten Rückblenden erzählt, was die Spannung hoch hält. Leider
mag ihre Liebesgeschichte aber manchmal nicht immer vollkommen überzeugend sein, was vor allem an Darsteller
Ryuhei Matsuda liegt, der Ren einfach zu flach und zurückhaltend spielt.
Ebenfalls schade ist, dass wir irgendwann das Gefühl haben, dass Komatsu etwas vernachlässigt wird. Sie ist gegen
Ende eigentlich nur noch die Helferin in der Not, die ihrer Freundin zur Seite steht. Das wird aber wieder mit einer
sehr schönen Szene wieder wettgemacht, die uns zeigt, dass Komatsu nicht nur Osaki, sondern damit indirekt eben auch
sich selbst geholfen hat. Überhaupt steckt der Film voller Emotionen, die immer den richtigen Ton anschlagen und
deshalb so intensive Momente zu Stande bringen.
Die beiden Hauptdarstellerinnen geben eine großartige Leistung ab und darüber hinaus darf Sängerin Mika Nakashima
auch ihre Gesangskünste zum besten geben. Von der Musik war ich dann auch positiv überrascht, denn japanischer
Punkrock ist zum Glück etwas anders als der unsrige und so konnte ich mit diesem eben einfach auch etwas mehr
anfangen. Doch keine Angst, auch wenn Musik eine nicht minder wichtige Rolle spielt, "Nana" ist kein Musikfilm und
so dürfen auch Musikmuffel einen Blick riskieren.
"Nana" (japanisch für "sieben") bietet eine glaubwürdige Geschichte, auch wenn hier und da wohl auch das Schicksal
öfters mit reinspielt. Viele kleine Details wie die Zimmernummer der beiden Mädchen "707" (Nana und Nana eben!) machen
den Film noch lebendiger. Die außergewöhnliche Freundschaft der zwei Mädchen und die Geschichte, die sie zu erzählen
haben ist interessant und so verliert der Zuschauer selbst in den etwas ruhigeren Momenten niemals die Geduld.
Zwei großartige Darstellerinnen und eine fröhlich-ernste Atmosphäre machen dieses Drama zu einer willkommenen
Abwechslung gegenüber den sonstigen tränenlastigen Dramen.