Story: Andy (Andy Lau) ist der Top Sales Manager einer erfolgreichen Firma. Bei seinen Untergebenen als
Frauenheld bekannt muss er sich mit dem täglichen Tratsch seiner Angestellten herumschlagen, doch besitzt er die
nötige Integrität und Authorität um seinen Untergebenen ihre Grenzen aufzuzeigen. Eine seiner neuesten Angestellten ist
die etwas eigenartige Kinky (Sammi Cheng), die schon bald an ihren neuen Chef gerät, da diesem ihre Arbeitseinstellung
nicht gefällt. Allerdings ist Kinky nur gerade etwas verwirrt und wütend, da ihr Freund sie mit einer anderen hintergeht.
Nach einiger Eingewöhnungszeit müssen Andy und Kinky feststellen, dass sie sich eigentlich recht gut verstehen. Andy
steht Kinky sogar mit Rat zur Seite was ihren Freund betrifft. Das ist auch der Zeitpunkt an dem eine alte Freundin
von Andy, Fiona (Fiona Leung), wieder auftaucht und sich an ihn ranmacht. Noch bevor sich Andy bzgl. seiner Gefühle
zu Kinky bewusst ist, errät Fiona diese und schon sucht sie für Kinky den Internet-Mogul Roger (Raymond Wong) als
neuen Freund aus. Andy wird daraufhin jedoch eifersüchtig auf Roger und weiß nun endlich wie er für Kinky empfindet.
Doch ist es jetzt nicht schon zu spät?
Kritik: Johnnie To und Wai Ka-fai zeigen hier in ihrem zweiten gemeinsamen Film, dass sie zwar immer mal wieder
kommerzielle Filme drehen müssen, um ihre originelleren Werke finanzieren zu können, aber dass das noch lange nicht
heißt, dass man dabei nicht auch gleich einen überaus unterhaltsamen und schönen Film machen kann. Die Story von
"Needing You" schreit zwar förmlich nach billigem Romantik-Kitsch, aber es sind die Kleinigkeiten des Scripts, die
Eigenheiten der Charaktere und die teilweise ausgefallene Regie, die den Film zu außergewöhnlichem Leben erwecken.
Mit schnellem Tempo, charmanten Darstellern und Szenen, die vor gutem Humor nur so sprühen, weiß "Needing You" schon
nach wenigen Minuten selbst Romantik-Muffel zu überzeugen.
Der Arbeitsplatz der beiden Hauptdarsteller ist gewöhnlich und man bedient sich bei den Angestellten vieler Klischees.
Doch immer wieder wird das was der Zuschauer erwartet von plötzlichen humoristischen Einlagen zerstört. Die Art wie
sich Gerüchte in der Firma verbreiten sorgt dabei für einige sehr schöne Lacher, besonders als Andy selbst versehentlich
angerufen wird und dann erfahren muss, was man sich wieder über ihn erzählt. Die leichtherzige und fröhliche
Atmosphäre trägt den Film den ganzen Film hindurch und viele der Scherze treffen immer genau ins Schwarze, gerade weil
einem das Setting des Arbeitsplatz irgendwie vertraut vorkommt.
Natürlich gehen die Macher bzgl. des Humors nicht immer sehr subtil vor, aber gerade die Szene in einem Restaurant in
der mit dem Ekel-Faktor gespielt wird, als Andy nämlich seine Stier-Penis Mahlzeit einnehmen will, während ihm Kinky angewidert
gegenübersitzt, sorgen doch für einige laute Lacher.
Hauptsächlich lebt der Film aber von seinen Charakteren, die zwar nicht unglaublich facettenreich sind, aber doch
erstaunlich lebendig wirken. Andy Lau überzeugt als seriöser Geschäftsmann, der allerdings tatsächlich auch ein
Händchen für Frauen hat, dies aber entgegen dem was man ihm vorwirft nicht ausnutzt. Er kann zwar manchmal sehr streng
sein, hat aber auf der anderen Seite ein großes Herz, so dass man schnell mit ihm sympathisieren kann.
Sammi Cheng, ihres Zeichens Canto-Popstar, feierte hier ihren großen Durchbruch als Schauspielerin auch wenn sie schon
vorher in einigen Filmen mitgespielt hat. Cheng schafft es gleichzeitig schüchtern und sexy zu wirken, obwohl sie
oftmals durchaus ihren eigenen Kopf haben kann und somit keinesfalls das typische Mauerblümchen ist. Ihre Eigenheiten,
wie dass sie Putzen muss sobald sie frustriert oder liebeskrank ist, und das sie ihren Kopf gerne mal wo anders hat,
machen ihren Charakter sehr bunt. Sammi scheint genau die richtige Person für die Rolle zu sein und so entfaltet sich
die Beziehung zwischen Kinky und Andy stetig und langsam, so wie es sich für einen Romantikfilm gehört. Die Chemie stimmt
dabei zu jeder Zeit zu 100 Prozent.
Hong Kong wird hier von seiner besten Seite gezeigt, die Kamerafahrten sind oftmals sehr originell und manchmal in
ihrer Hektik sehr ansprechend, weil eben ausgefallen. Das Tempo des Films ist demnach auch immerzu auf
Höchstgeschwindigkeit und es wird nie langweilig. Die erste Hälfte ist allerdings eindeutig humorvoller, was nicht
heißen soll, dass es später nichts mehr zu lachen gibt. Allerdings lässt das Tempo dann kurzzeitig etwas nach, wenn die
Liebesgeschichte unweigerlich in den Vordergrund tritt. An den mehr romantischen Momenten gibt es aber nichts
auszusetzen, da diese durch das nötige Augenzwinkern eben keineswegs kitschig wirken. Dennoch gibt es hier
etwas zu meckern, denn ein paar Szenen wirken wegen der überdrehten Musikuntermalung doch etwas überzogen und billiger
als es nötig gewesen wäre. Denn ansonsten zeichnet sich die Romantik mehr durch unterhaltsame Aktionen als durch
schlechte Dialoge oder dergleichen aus.
Besonders die Art wie man viele kitschige Genrevertreter auf die Schippe nimmt ist sehr willkommen. Ein paar
Seitenhiebe auf die Kultur Hong Kongs mitsamt Good-Luck-Charms etc. gibt es auch noch. Außerdem gibt es in "Needing You"
immer wieder Anspielungen auf "A Moment of Romance", ein Romantik-Drama mit Andy Lau. Viele Gags wird man also nicht
verstehen, wenn man diesen Film nicht gesehen hat.
Johnnie To und Wai Ka-Fai schaffen es aus ihrer kommerziellen Romantik-Komödie das Beste herauszuholen. Nicht zuletzt
dank der sehr charmanten Darsteller Andy Lau und Sammi Cheng, die zusammen wirklich ein gutes Paar abgeben. Kein
Wunder also, dass "Needing You" der Überraschungshit des Jahres 2000 war. Bis dato ist der Film demnach auch das
Beste was ich aus Hong Kong aus dem Romantik-Komödien-Genre gesehen habe. Wegen seines spritzigen Humors, dem
cleveren Script, denn man hat sich so einiges einfallen lassen, hätte der Film dann auch fast eine noch bessere Wertung
bekommen, aber der stellenweise schlimme Soundtrack und ein kleiner Hänger gegen Ende sorgen dafür, dass es nur für
ein "sehr gut" reicht. Auf jeden Fall ansehen, wenn man für das Genre auch nur das Mindeste erübrigen kann.