Story: An einem abgelegenen Ort setzt sich Oh Gi-suk (Oh Kwang-rok) an einen Fluss und wirft mehrere Angeln aus. Es ist ein
bewölkter Tag und neben dem Klingeln einiger kleiner Glocken und einem kleinen Radio ist es völlig ruhig, beinahe gespenstisch. Mitten in der
Nacht hat Gi-suk schließlich etwas Großes an der Angel. Trotz Problemen dieses Etwas an Land zu ziehen, kann er seinen Fang schon bald aus nächster
Nähe betrachten. Es handelt sich um eine Frau, oder genauer um die Leiche einer Frau. So tot scheint sie allerdings gar nicht zu sein, denn nachdem
der Fischer seinen ersten Schock überwunden hat, fängt die Frau plötzlich an, mit ihm zu reden. Handelt es sich bei ihr um einen Geist? Woher weiß
sie so viel über Gi-suk? Sie konfrontiert den Mann mit seinen Dämonen, die daher rühren, dass er seine Familie vor einiger Zeit verlassen hat. Wer
ist diese Frau und was für Geheimnisse hat der Fischer?
Kritik: Schon früh hat der Kurzfilm "Night Fishing" große Wellen geschlagen, da er ausschließlich mit einem IPhone 4 gedreht wurde.
Und das von dem Regisseur, der uns solche Meisterwerke wie "Oldboy" und "JSA" geliefert hat. Ein interessantes Filmexperiment, das Park zusammen
mit seinem Bruder Chan-kyeong in die Tat umsetzte. Das Ergebnis ist allerdings ernüchternd. Von einer guten Idee, einer ansprechend
gruseligen Atmosphäre und einem interessanten Soundtrack abgesehen, kann "Night Fishing" einfach nicht überzeugen. Er ist kryptisch, wird gegen
Ende fast schon spirituell, aber im Ganzen bleibt es doch ein komischer Film, der einfach zu sehr befremdet.
So langsam muss ich mich fragen, ob sich Park Chan-wook und meine Wenigkeit mit der Zeit auseinandergelebt haben. Seit dem letzten Teil seiner
"Vengeance"-Trilogie "Sympathy for Lady Vengeance" konnten mich seine Filme einfach nicht mehr ansprechen. "I'm a Cyborg but that's Ok" war für mich
eine riesige Enttäuschung und auch "Thirst" konnte mich nicht begeistern. Vielleicht sollte es mich da auch gar nicht wundern, dass mich sein Kurzfilm
ebenfalls kalt ließ. Es ist, als wenn eine Wand dem Zuschauer den emotionalen Zugang zu seinen Werken verweigern würde. Während man in Parks früheren
Filmen selbst mit seinen moralisch im Graubereich angesiedelten Charakteren mitfühlen konnte, sind uns seine Protagonisten nun egal. Oder zumindest
mir...
Es muss nämlich dazugesagt werden, dass "Night Fishing" von einigen Kritikern als ein kleines Meisterwerk angesehen wird. Warum, bleibt mir schleierhaft.
Weil Park nun ein Vertreter für Apple-Produkte geworden ist? Weil er es geschafft hat, einen zumindest irgendwie ansprechenden Film mit dem technisch
sehr eingeschränkten IPhone auf die Beine zu stellen? Trotz allem hat sein Film hunderttausend Dollar gekostet und für sein Handy hatte er auch mehrere
Objektive zur Verfügung. Ist das nicht ein wenig Mogeln? Ein Low-Budget Film sieht wohl anders aus. Doch es sei Park das Lob gegönnt, dass er es
mit einer Handykamera geschafft hat, eine bedrückend gruselige Atmosphäre zu kreieren.
Verwaschene Farben, eine nicht optimale Anzahl an Bildern pro Sekunde und mangelnde Beleuchtung gehören zu den Problemen,
die sich unweigerlich ergeben, wenn man mit einem Handy filmt. Aber das kann man ja alles unter dem Titel Kunst auflisten. Es ist tatsächlich auch
erstaunlich, wie viel Atmosphäre Park Chan-wook und Chan-kyeong anfangs aufbauen können. Irritierend ist aber, dass der Kurzfilm einem Musikvideo
gleich beginnt. Was genau der Song am Anfang zu suchen hat, bleibt ungeklärt. Aber auch im weiteren Verlauf ist Musik recht wichtig. Lee Jung-hyun, die
in Korea wegen ihrer surrealistischen Musik und Musikvideos bekannt ist, darf als Schamanin einige interessante Gesänge zum Besten geben.
Schamanismus spielt auch eine ziemlich große Rolle in dem Film. Das bedeutet, dass wir auch einige kleinere traditionelle Rituale zu sehen bekommen,
die den surrealistischen Ton des Film nur noch weiter unterstreichen. Was wir genau damit anfangen sollen, bleibt fraglich, Fakt ist aber, dass
wir hier einen Blick in eine ungewöhnliche Welt zwischen dem Diesseits und dem Jenseits präsentiert bekommen. So muss das Angeln in dem Film auch
auf diese Weise verstanden werden. Die Angel und die Angelschnur verbinden zwei Welten miteinander, ohne an dieser Stelle zu viel zu verraten, und
diese Brücke lässt in "Night Fishing" zwei Welten ineinanderfallen.
Die Idee hinter dem Kurzfilm ist faszinierend. Dass es sich um einen Kunstfilm handelt, ist auch zu jeder Zeit offensichtlich. Darüber hinaus haftet
dem Film das Unbekannte an, womit er sich auch als Horrorfilm beweisen kann, trotzdem bleibt der ca. 30-minütige "Night Fishing" am Ende zu abstrakt und
surrealistisch, um wirklich empfohlen werden zu können. Park Chan-wook arbeitet aber vielleicht auch einfach nicht mehr auf einer Wellenlänge, die sich
mit meiner überschneidet. Es kann sein, dass ich seine Kunst nicht mehr würdigen kann, denn Kunst ist "Night Fishing" sicherlich. Wie dem auch sei, lieber
schaue ich mir zum zehnten Mal "Oldboy" an.