Story: An einem verregneten Tag wird ein Mann auf offener Straße auf einem Treppenweg getötet. Der von nun an
"40-Treppen-Mord" genannte Fall wird von Detective Woo (Park Joong-Hoon) und Kim (Jang Dong-Kun), sowie deren Team
behandelt und hat höchste Priorität, da das ganze mit einem Drogenkartell zu tun haben scheint. Schon bald hat Woo
einen kleinen Laufburschen geschnappt, der ihn mit ein paar nützlichen Informationen versorgen kann. Er jagt einem
Hinweis nach dem anderen hinterher, doch er hat erst Erfolg als er die Freundin des Mörders ausfindig machen kann.
Diese ist zwar eigentlich nicht bereit weiterzuhelfen, doch mit seiner direkten und groben Art hat Woo schließlich
Erfolg.
Als es endlich zu einer Konfrontation zwischen den Polizisten und dem Mörder mit dem Namen Sungmin (Ahn Sung-kee)
kommt, beginnt eine halsbrecherische Jagd und Sungmin kann entkommen. Nun heißt es für Woo wieder von vorne anfangen,
aber auch bei den nächsten Aufeinandertreffen kann Sungmin immer wieder entkommen. Der Fall wird brisanter, aber
Woo lässt sich nicht entmutigen und so scheint es unausweichlich, dass es zwischen ihm und Sungmin zu einem letzten
Showdown kommt.
Kritik: Manchmal wird man als Zuschauer in die Situation gebracht, sich entscheiden zu müssen. Was ist einem
wichtig in einem Film? Story, Charakterentwicklung, Spannung, Darsteller oder doch einfach nur der Style? Wenn man
mit letzterem antwortet, dann ist "Nowhere to Hide" genau das Richtige für einen. Denn davon gibt es hier massig.
Regisseur Lee Myung-se ("The Duelist") zeigt hier, dass er glaubt in einem Film kommt es nicht auf den Inhalt an,
sondern auf die Art wie man die Sinne verzaubern kann. Zugegeben, das macht er auch richtig gut. Letztendlich
erweckt der Film aber eben durch seinen Stil Hoffnungen, denen er inhaltlich nicht mal annähernd gerecht werden
kann. Was man am Ende von diesem Film hält, hängt extrem davon ab, was man von einem Film erwartet.
Schon die Anfangssequenz komplett in schwarz-weiß verspricht uns ein künstlerisches Meisterwerk. Es gibt etliche
eingefrorene Bilder zu bestaunen, deren Farben sich plötzlich in die eines kleinen Gemäldes verwandeln. Viele
Jump-Cuts, Tempowechsel, Zeitlupen, sowie ungewöhnliche und zuweilen abgedrehte Kameraeinstellungen verwöhnen das
Auge. Während einige der sich wiederholenden Effekte das Gefühl hervorrufen, dass da wohl jemand zu viel mit
einer Filmbearbeitungssoftware herumgespielt hat, muss man der dynamischen Kameraführung seinen Respekt zollen.
Selten haben simple Verfolgungsjagden oder Actionszenen soviel Energie wie hier. Einige der Shots sind dabei ziemlich
lang geraten, was dann eben noch mehr zu der Dynamik des Films beiträgt.
Regisseur Lee hat hier viele Spielereien in seinem Film untergebracht und einige von diesen funktionieren richtig gut.
Da wäre z.B. die Konfrontation zwischen Woo und einem Gangmitglied, der uns nur durch die kämpfenden Schatten der
beiden visualisiert wird, und das darauffolgende Gerangel wird mit der plötzlich einsetzenden Walzermusik zu einem
Tanz umfunktioniert.
Style gibt es hier also en masse. Selbst die sich wiederholenden Slow-Mo Sequenzen werden nicht langweilig. Außerdem
wird das Geschehen immer von passender Musik unterlegt. Mal handelt es sich dabei um ruhige Klavierstücke, ein andermal
um fetzige Gitarrensounds. Die musikalische Abwechslung ist fast so gut gelungen wie die visuelle.
Kritiker könnten behaupten, dass Lee Myung-ses Film nichts weiter ist als ein überbewertetes Musikvideo und da würden
sie auch Recht haben, wenn Lee seinen Stil nicht eben auch mit dem eines, sagen wir Wong Kar-Wai mixen würde. Vielen
der Kameraeinstellungen sieht man einfach an, dass es sich dabei um gehobene Kunst handelt.
Aber rechtfertigt dieser künstlerische Anspruch an sich selbst, dass man den Inhalt vernachlässigt? Nein. Wenn man
es wie ein gewisser Ryuhei Kitamura machen würde und gleichzeitig noch etwas Unterhaltung mit einbringt, dann ist das
verschmerzbar, aber eben diese fehlt hier. Die Story ist so simpel, dass heuzutage jede billige Copserie sich etwas
besseres aus den Fingern saugen kann. Noch dazu ist das Cops-jagen-Verbrecher Thema nicht wirklich spannend.
Einer der schlimmsten Negativpunkte sind jedoch die Charaktere. Woo ist ein brutaler Cop, der jetzt wohl selbst Gangster
wäre wie er selbst sagt, wenn er nicht Polizist geworden wäre. Sein Charakter bleibt dabei wie der von jedem anderen
äußerst eindimensional. Später wird noch kurz seine Schwester mit eingebracht um ihm wenigstens etwas an Hintergrund
zu geben. Doch wirkt das alles viel zu aufgesetzt. Die anderen Darsteller geben auch keine erwähnenswerte Leistung
ab, sondern prügeln sich die meiste Zeit in bester Korea-Manier mit diversen Knüppeln durch die Gangstermassen, so
dass man sich fragt, warum die Pistole erfunden wurde.
Selbst Ahn Sung-kee ("Musa") darf als Killer nichts von sich zeigen. Der maue Inhalt und die farblosen Charaktere fallen
umso mehr auf, als dass sie im krassen Kontrast zum anspruchsvollen Äußerem stehen.
Spannung mag auch nie wirklich aufkommen. Das liegt zum einen daran, dass der Film wie ein zusammengestückeltes Ganzes
wirkt. Oftmals passiert nichts, es wird nichtmal ein Wort geredet und dann ergibt sich plötzlich ein neuer Hinweis, dem
die Polizisten hinterherjagen. Auch die Beziehungen zwischen den einzelnen Charakteren ist ziemlich kühl, nur eine
Szene zwischen Woo und Kim auf einem Spielplatz macht hier eine Ausnahme.
Actionsequenzen gibt es zwar einige, aber auch hier passiert nichts außergewöhnliches, dafür sehen diese aber meist
recht stylish aus. Es fehlt aber eben die Substanz. Die einzige annähernd spannende Szene ist die im Zug, doch bis
dahin vergehen etliche langatmige Minuten.
Etwas Positives gibt es aber noch hervorzuheben. Da wäre nämlich der Humor. Dieser ist die meiste Zeit situationsbedingt
und rührt von der Dynamik der Szenen. Besonders die Szene in der wir nacheinander in einem Shot die verschiedenen
Polizisten durch die verwinkelnden Straßen huschen sehen, beinhalten einen gewissen subtilen Humor.
Letztendlich bleibt aber nur Enttäuschung. "Nowhere to Hide" mag Kunst sein, das ist aber noch lange kein Freibrief
den Zuschauer langweilen zu dürfen. Es gibt keine Story, man kann sich nicht mit den Charakteren identifizieren, der
Film tritt oftmals auf der Stelle und die Spannung bleibt aus. Und für all das soll das künstlerische und beeindruckende
Auge des Regisseurs wieder entschädigen dürfen? Nein, so einfach kann und will ich es "Nowhere to Hide" nicht machen.
Wer sich ein Gemälde ansieht erwartet doch schließlich auch dahinter einen Inhalt wissen zu dürfen. Auch ein Song, in
dem es wieder einmal um die Liebe geht, kann doch immerhin dann ansprechend sein, wenn die Melodie unterhaltsam ist.
Aber nicht mal das ist hier der Fall.
Trotzdem, wer sich für die zugegeben beeindruckenden künstlerischen Spielereien interessiert darf einen Blick
riskieren. Solange man nicht mehr erwartet...