Story: Früher war Hyeon-seok (Lee Min-ki) ein aufsteigender Sänger, doch dann sorgte eine Erkrankung seiner Ohren dafür, dass er nur noch
schlecht Töne voneinander unterscheiden kann. Im Alltag kommt er damit zurecht, aber seine Karriere als Musiker scheint beendet. Er jobbt als
Lehrer für Hausfrauen, die das Singen lernen wollen, und lernt dabei Jae-yeong (Jeong Yu-mi) kennen, die früher ein Fan von ihm war.
Hyeon-seok findet sie interessant, aber seine Depression, die ihn in ein immer tieferes Loch zieht, lässt ihn nicht los. Deshalb verschlägt es ihn in den
schneebedeckten Ort Monbetsu auf der japanischen Insel Hokkaido. Dort will er nach Ruhe und Antworten in sich suchen. Er trifft das Mädchen
Megumi (Chizuru Ikewaki), die zusammen mit ihrer Großmutter ein Gasthaus betreibt. Dort bleibt er und lernt auch Megumi besser kennen.
Trotz der Sprachbarriere wird sie ihm fast schon so etwas wie eine gute Freundin, auch wenn immer eine gewisse Distanz zwischen ihnen bleibt.
Hyeon-seoks Antwort, nach der er sucht, scheint irgendwo in dem verschneiten Ort verborgen zu sein...
Kritik: Was diese koreanisch-japanische Co-Produktion mit dem Titel "Oishii Man" - ersteres ist das japanische Wort für "lecker" -
so angenehm macht, ist das Fehlen einer typischen Liebesgeschichte und der von Schnee und Eis bedeckte Schauplatz des Geschehens. Das Drama wirkt
außerdem oft wie ein Art-House-Streifen, der aber bei genauerer Betrachtung keiner ist. Dennoch spielt er mit Metaphern, einige sind etwas zu
offensichtlich eingesetzt, und versucht den Zuschauer mit subtilem Drama für sich zu gewinnen. Leider erweist sich dieses an einigen Stellen aber eben als
gar nicht so subtil und so kann man dem Film als größten Vorwurf machen, dass er versucht bedeutsamer zu sein, als er es tatsächlich ist. Dieser Anspruch
wäre auch gar nicht nötig gewesen, denn am Ende bleibt ein Film, der schlichtweg die richtige Stimmung im Zuschauer erzeugen kann.
Die größte Stärke des Films sind seine Bilder. Die Landschaftsaufnahmen in Japan sind traumhaft, der Schnee isoliert die Protagonisten von der
Außenwelt und lässt sie in sich selbst hineinhorchen. Man selbst wird dank der Bilder ebenfalls ganz nachdenklich und genießt häufig auch einfach
das kalte Land und seine weiße Pracht. Etwas Gemütliches umgibt außerdem Megumis Gasthaus, sei es die beleuchtete Hollywood-Schaukel oder die
warm wirkende Einrichtung. Die Ruhe, die über allem liegt, lässt einen den gleichen Frieden spüren, den auch Hyeon-seok langsam findet. Genau
jene Ruhe ist es schließlich, die er sucht. Seine Ohrenerkrankung verlangt dies genauso wie sein Seelenheil.
Lee Min-ki ("Quick", "A Good Day to Have an Affair") spielt den in sich zurückgezogenen jungen Mann, der seinen Weg im Leben verloren hat. Ihn
zeichnet oft die gleiche Kälte aus, wie den Ort, in dem er nach Katharsis sucht. Seine innere Leere wird dabei auch von den weiten schneebedeckten
Ebenen transportiert. Eis umgibt ihn, doch wie der Eisbrecher, auf dem er eine kleine Rundfahrt macht, gibt es jemanden, der langsam Risse in sein
Eis bricht. Es handelt sich um das Mädchen Megumi, hervorragend gespielt von Chizuru Ikewaki, welche eine unwahrscheinliche Wärme ausstrahlt. Sie
hat ihre eigenen Gründe, warum sie in dem kleinen Dorf bleibt, in dem sie eigentlich keine Gleichaltrigen zum Reden hat. Leider erfährt man nur wenig von
diesen.
Megumi ist ein faszinierender Charakter, weil sie extrem natürlich wirkt. Sie ist kein Mädchen mehr, eine Kettenraucherin, spielt Slide-Gitarre, kann nicht
kochen, aber ist auf ihre Art ungemein liebenswürdig. Man spürt einfach sofort die Wärme ihres Herzens. Obwohl sich zwischen ihr und Hyeon-seok nie
eine richtige romantische Beziehung aufbaut, ist das, was sich zwischen ihnen entwickelt, schön anzusehen. Auch die Sprachbarriere trägt ihren Teil
dazu bei, dass etwas Besonderes zwischen ihnen entsteht. Traurig ist deshalb, dass der Film sich nicht noch mehr Zeit mit den beiden genommen hat und
stattdessen häufig zurück nach Korea springt und dort auch die relativ unspektakuläre Beziehung zu Jae-yeong zeichnet. Aus dem gleichen Grund
ist auch das Ende nicht wirklich dem Rest des Films angemessen.
"Oishii Man" springt häufig zwischen den Zeitebenen hin und her. Manchmal hat man sogar das Gefühl, dass der Film auf zwei Zeitebenen parallel erzählt
wird. Den Überblick kann man dabei aber nicht verlieren. Einige der Szenen in Korea, wie z.B. die, in der Hyeon-seok im Aufnahmestudio den Ton nicht
mehr treffen kann, bereichern den Film. Andere wiederum hätte man ruhig weglassen sollen. Dabei ist der Film mit seinen 93 Minuten bereits recht
knapp bemessen. Das Drama an sich erweist sich als ansprechend subtil, die Metaphern dafür nicht, das Ende ist passend, aber unbefriedigend, da man
anscheinend nicht wusste, wann man Schluss machen sollte. Aber im Endeffekt funktionert "Oishii Man" dank einer wunderbaren Darstellerin und
träumerischen Schneelandschaften, die eine tolle Atmosphäre erzeugen und einen damit den Film positiv in Erinnerung behalten lassen.