Story: China ist im Wandel. Die westlichen Mächte überrollen das Land und führen neue Technologien wie den Dampfantrieb oder Schusswaffen ein.
Das chinesische Volk ist auf die technische Überlegenheit der ausländischen Mächte nicht vorbereitet und wird daher hauptsächlich von den Amerikanern
und Briten dominiert und schikaniert. Ein Mann versucht allerdings in diesen schweren Zeiten mit Hilfe von Geschick und Diplomatie zwischen den
Kulturen zu vermitteln: der Kampfkunstexperte und Heiler Wong Fei-Hung (Jet Li). Als jedoch seine Schüler wegen dem Theaterschauspieler Leung Fu
(Biao Yuen)in eine handfeste Auseinandersetzung mit einer lokalen Banditengruppe geraten, hat die von den Ausländern gekaufte Polizei den Grund,
den sie braucht, um Wongs Schule zu schließen und ihn ein für allemal unschädlich zu machen. Als allerdings der Anführer der Banditen ein Geschäft mit
den Amerikanern eingeht und diesen verspricht, Prostituierte nach Amerika zu liefern, zu welchem Zweck er etliche Frauen entführt, unter ihnen auch
Wongs "Tante" Yee (Rosamund Kwan), stellt der Volksheld Wong die Diplomatie zurück und versucht, die Frauen gewaltsam zu befreien. Hilfe kann er
dabei von der korrupten Regierung der Stadt nicht erwarten. Außerdem stellt sich ihm der gefährliche Meister Yim (Yen Shi-Kwan) in den Weg. Doch für
die Gerechtigkeit nimmt der ansonsten friedliebende Wong jederzeit den Kampf auf.
Kritik: "Once Upon a Time in China" ist ohne Zweifel ein Klassiker. Einer der Filme, die bei mir im zarten jugendlichen Alter das Interesse
für asiatische Filme und die Kampfkünste geweckt hat. Dabei ist der Film jedoch nicht wirklich ein Meisterwerk der Filmgeschichte. Das größte Problem
von Regisseur Tsui Harks Epos um den Helden Wong Fei-Hung ist die krude Mixtur aus Kampfkunst, Klamauk und Geschichtsunterricht. Es fällt sofort auf,
dass der Film etwas überambitioniert, überladen und unfokussiert ist. Der Regisseur ist sehr sprunghaft in Bezug darauf, wo er denn jetzt eigentlich sein
Hauptaugenmerk im Film legen will. Das zeigt sich auch im stellenweise sehr amateurhaften Schnitt. Dieser steht außerdem im krassen Gegensatz zu
einigen wirklich schönen Aufnahmen und Kamerafahrten. Der qualitativ sehr unterschiedliche Gehalt des Films macht es schwer, eine klare Empfehlung
auszusprechen, aber neben vielen offensichtlichen Mängeln bietet der Film vor allem ideenreiche Kämpfe und guten Humor. Damit schafft "Once upon a
Time in China" trotz aller gerechtfertigter Kritik vor allem eines: zu unterhalten.
Die historische Figur Wong Fei-Hung war Arzt und setzte sich für die Bedürfnisse der Kranken und Schwachen ein. In Tsui Harks Film stehen natürlich
seine Kampfkunstkenntnisse im Vordergrund und diese sind dabei so ausgereift, dass ihm eigentlich niemand wirklich gefährlich wird. Selbst gegen
Meister Yim muss er sich nie ernsthafte Sorgen machen, dass er unterliegen könnte. Das verleiht seinem Charakter etwas übersteigert Heldenhaftes,
wie es wohl intendiert war, macht aber gleichzeitig die Spannung zunichte. Immerhin gibt es die westlichen Schusswaffen, die Wong gefährlich werden
können, aber selbst hier scheint es von Anfang an unmöglich, dass Wong einfach von einer Kugel niedergestreckt wird. Ein klassischer Kampf
von Gut gegen Böse, in dem am Ende das Gute siegt. Da es sich wie gesagt um eine Heldengeschichte handelt, ist das aber nicht sonderlich störend,
tatsächlich haben wir sogar manchmal das Gefühl in einer Geschichtsstunde zu sitzen, in der wir den unverwundbaren Helden Wong durch die Wirren
einer sich zum Wandel gezwungenen Nation begleiten, in der die Armen und Schwachen das kürzere Los gezogen haben.
Hier zeigt sich dann auch die Stärke des Films. Vielen Westlern wird gar nicht bewusst sein, unter was die Chinesen nicht alles wegen uns zu leiden
hatten. Dabei zeichnet Tsui Hark an ein paar Stellen sogar ein ziemlich differenziertes Bild davon, auch wenn dieses wegen der mangelnden Struktur
nicht den gewünschten Einfluss auf das Publikum hat. Ein wenig werden einem aber doch die Augen geöffnet. Zum Großteil müssen zu diesem Zweck natürlich
die Amerikaner und Briten als Bösewichte herhalten, denen nichts mehr Freude zu bereiten scheint, als Chinesen auszubeuten und zu hintergehen. Die
ausländischen Darsteller verdienen keine Ruhmesworte, aber immerhin ziehen sie den Film nicht wirklich ins Lächerliche.
Das bringt uns zum Humor, denn dieser kann oft auf recht angenehme Art lächerlich sein. Es gibt viel zu lachen, natürlich immer dann, wenn zwei
Kulturen aufeinander prallen, aber auch gerade dank der Nebencharaktere und der dynamischen Dialoge. Die häufige Situationskomik trägt stark
zum Unterhaltungswert des Films bei.
Jet Li porträtiert Wong recht charismatisch, wirkt aber oft einfach zu jung für die seinem Charakter offensichtlich innewohnenden Güte und Weisheit.
Yuen Biao kommt in dem Film etwas zu kurz, aber dieser Eindruck könnte auch einfach dadurch entstehen, dass der Regisseur sein Augenmerk beliebig von
einem auf den anderen Charakter wechselt und man sich nie sicher sein kann, wer denn nun für die Geschichte eigentlich wichtig ist und wer nicht. Yuen
scheint schließlich später eine Schlüsselrolle einzunehmen, die man ihm anfangs gar nicht angesehen hat. Aber das sind eigentlich auch eher die kleineren
Mängel. Der oft ungewöhnlich kontraststarke Wechsel zwischen Klamauk und todernstem Verbrechen, vor allem das Maß der Brutalität der Ausländer an
den Chinesen, stellt die größte Schwäche des Films dar. Ebenfalls scheint es, als seien den Drehbuchschreibern immer wieder neue Aspekte eingefallen,
die der Regisseur dann einfach nachträglich gedreht und irgendwie in den Film geschnitten hat. Das hat zur Folge, dass der Film keine innere Ordnung
aufweist, oftmals überladen wirkt, um dann seinen Fokus zu verlieren. Mit seinen über zwei Stunden Laufzeit macht das Tsui Harks Werk
zuweilen auch recht langatmig.
Neben der ungewöhnlichen Gewaltdarstellung an Frauen, vor allem an Rosamund Kwan, bleiben vor allem die Kämpfe in Erinnerung. Allerdings nicht wegen
ihrer großartigen Choreographie, denn da gibt es eindeutig bessere Kampfkunststreifen, sondern wegen des schieren Einfallsreichtums. Gerade
der Kampf am Ende auf zahlreichen Leitern hat sich damit einen Platz in den Köpfen der Kampfkunstfans erarbeitet. Der starke Gebrauch von Seilen und die
manchmal recht hektische Kameraführung stören allerdings doch recht stark.
Am Ende muss man sagen, dass "Once Upon a Time in China" seinen guten Ruf zu Recht als auch zu Unrecht hat. Der Film bleibt ein Klassiker des Genres,
aber wegen der genannten Mängel, scheint er von vielen Kritikern auch hochgespielt zu werden. Dennoch ein interessanter Kampfkunstfilm, der vor allem
dank seines geschichtlich/politischen Gerüsts eine Spur von Tiefgang bietet, auch wenn vor allem die Unterhaltung im Vordergrund steht.