Story: Chinatsu (Yuzuki Akiyama) wird von ihrem Freund Ko (Kazuaki Nagaya) angegriffen, der zu einem Zombie mutiert ist. Verzweifelt versucht sie sich zu wehren, aber sie wird letztendlich gebissen. Plötzlich ruft Regisseur Higurashi (Takayuki Hamatsu) "Cut" und zeigt sich alles andere als zufrieden mit der schauspielerischen Leistung der jungen Frau Chinatsu. Er sucht den Ausdruck echter Furcht in den Augen seiner Darstellerin. Seine hohen Ansprüche sind besonders deshalb verwunderlich, weil er seinen Film mit einem minimalen Budget dreht. Immerhin ist das Set, eine ehemalige Wasseraufbereitungsanlage, gut gewählt und gruselig. Unzufrieden mit der Situation ruft Higurashi einem Mitglied der Filmcrew zu, er solle jetzt das Blut auf dem Dach verteilen. Die Darsteller sind sich unsicher, was der Regisseur damit meint, doch die Make-Up-Künstlerin Nao (Harumi Syuhama) weiß etwas mehr. Tatsächlich soll die Anlage nämlich früher vom Militär für geheime Experimente benutzt worden sein. Man hat versucht, Tote wieder zum Leben zu erwecken. Einer der Crewmitglieder taucht daraufhin als Zombie auf. Zunächst halten die Darsteller dies für einen Versuch des Regisseurs, ihnen Angst einzujagen, um authentische Gefühle zu erzeugen. Allerdings wird bald klar, dass nun echte Untote auf dem Gelände der Anlage ihr Unwesen treiben. Anscheinend war das Blut auf dem Dach Teil eines Rituals, mit dem die Toten wieder zum Leben erweckt werden. Chinatsu flüchtet mit den anderen, aber der Regisseur taucht immer wieder auf und versucht ihren verzweifelten Kampf gegen die Zombies mit seiner Kamera festzuhalten. Endlich hat er die authentischen Emotionen, nach denen er gesucht hat. Es bleibt jedoch fraglich, ob seine Filmcrew den Dreh lebend überstehen wird...
Kritik: 100 Prozent auf Rottentomatoes und begeisterte Kritiker sowie Festival-Besucher. Da kann die Enttäuschung am Ende nur groß sein. Also lieber die Erwartungen zurückschrauben, dachte ich mir. Und das war auch gut so. Denn mit den ersten 37 Minuten kann "One Cut of the Dead" keineswegs das Zombie-Comedy-Highlight sein, von dem alle reden, wenn auch der Umstand, dass dieser Teil in einem durchgehenden Stück gedreht wurde, beeindruckend ist. Es ist aber das, was danach kommt, was den Film so außergewöhnlich, speziell und grandios macht. Der Film wandert von Metaebene zu Metaebene und ist sowohl eine Hommage an klassische Zombiefilme als auch an das Indie-Filmmilieu. In der Tat gibt es nach dem ersten Drittel auch endlich etwas zu lachen und das nicht zu wenig. Die Situationskomik ist großartig und stellt zugleich eine Liebeserklärung an das Filmemachen dar, bei dem ein Team an einem Strang zieht, um das scheinbar Unmögliche zu schaffen.
Das erste Drittel des Films ist im Found-Footage-Stil aufgenommen. Die Darsteller sind daher klugerweise auch keine bekannten Gesichter und die schauspielerischen Leistungen variieren von gewollt mittelmäßig bis hervorragend. Es gibt immer wieder einige Momente, die uns stutzen lassen. Warum gibt es in dem einen Gespräch eine eigenartige Pause? Oder man kann bemängeln, dass manche Szenen nicht kohärent wirken. Wieso steht eine der Darstellerinnen mit einer Axt im Kopf wieder auf, obwohl sie kein Zombie ist? Und am Schlimmsten: Wieso schreit der Regisseur einmal direkt in die Kamera? Es handelt sich hier klar um einen Film, der in einem Film gedreht wird, aber diese Durchbrechung der vierten Wand zum Zuschauer stößt doch etwas sauer auf. Nichtsdestotrotz ist es beeindruckend, wie hier eine einzige Aufnahme über eine so lange Zeit ohne ernsthafte Fehler ablaufen kann. Auf der anderen Seite: Der Stil einer grobkörnigen, verwackelten Aufnahme mag zwar gewollt sein, aber wirklich beeindrucken kann das heutzutage niemanden mehr.
Um ehrlich zu sein, sind die ersten 37 Minuten sogar recht langweilig. Es gibt hier einfach absolut nichts zu sehen, was man nicht schon kennen würde. Achtung: Ab diesem Abschnitt wird es nun gezwungenermaßen Spoiler geben. Der Film springt nach dem vermeintlichen, sehr frühen Abspann einen Monat zurück. Wir sehen den Regisseur als einen komplett anderen Menschen, sanft, gutmütig, aber wenig erfolgreich in seinem Beruf. Und nun soll er einen kurzen Zombiefilm live für einen neuen Zombie-Kanal drehen. Selbstverständlich geht dabei einiges schief. Zwar geht das Tempo hier um einiges runter, aber das ist in Ordnung. Wir lernen die Charaktere besser kennen, ihre Eigenheiten und vor allen Dingen den Regisseur und seine Familie. Wobei wir uns wundern müssen, warum seine Frau letztlich in dem Zombiestreifen mitspielt, obwohl eine andere Darstellerin dafür vorgesehen wird. Aber wie gesagt ist eine solche Produktion prädestiniert, auf Schwierigkeiten zu stoßen.
Und plötzlich ergibt alles einen Sinn. Die diversen Unstimmigkeiten im ersten Drittel, werden nun - mit einer ordentlichen Kamera aufgenommen - hinter den Kulissen gezeigt. Darsteller, die betrunken am Set erscheinen, ein anderer, der Durchfall hat, eine Darstellerin, die sich zu sehr in ihre Rolle vertieft und damit so sehr vom Drehbuch abweicht, dass auch der Rest improvisieren muss - all das liefert uns endlich eine Erklärung für die nicht so gut laufenden Momente im ersten Drittel. Was bedeutet, dass die Unstimmigkeiten und Probleme im Low-Budget-Zombiestreifen vom echten Regisseur und Drehbuchschreiber Shinichiro Ueda akribisch geplant waren! An diesem Punkt bekommt der Film einen vollkommen neuen Anstrich und man kann nicht umhin, einen ungemeinen Respekt vor dem fantastisch geschrieben Drehbuch Shinichiro Uedas zu haben, der hier außerdem noch sein Regiedebüt abliefert. Daneben ist es auch der Humor, der stets ins Schwarze trifft, wie beispielsweise Setmitarbeiter, die mit einer Flugrolle durchs Bild springen, um noch ein wichtiges Setteil zur nächsten Szene zu bringen, ohne dabei von der Kamera erwischt zu werden.
Es ist die Genialität, mit der die Schwächen des Low-Budget-Streifens erklärt werden, die so faszinierend ist. Die Mischung aus genauer Planung und zum Lachen komischer Improvisation gibt "One Cut of the Dead" dieses Besondere, das man sonst in kaum einem anderen Film zu sehen bekommt. Weiterhin versteckt sich in dem Film auch noch eine Geschichte über eine Familie, die zusammenwächst, indem sie ihren Traum verfolgt. Wem das nicht reicht, der wird beim echten Abspann nochmal eine weitere Perspektive der echten Filmcrew zu sehen bekommen, wie sie die Aufnahmen zum ersten Drittel macht. Mehr Metaebenen geht nicht, ohne dass es unübersichtlich wird. Am Anfang des Films hätte man niemals geglaubt, dass man am Schluss mit einem zufriedenen breiten Grinsen vor dem Bildschirm sitzen wird. Mit dem ersten Drittel ist der Regisseur ein enormes Risiko eingegangen, aber wer die 37 Minuten durchhält - der eine oder andere mag sogar Spaß darin finden - wird reich belohnt. Dieses Gefühl, dass man trotz widriger Umstände zusammen etwas Wunderbares auf die Beine gestellt hat, ist ein ganz Besonderes und das vermittelt "One Cut of the Dead" auf grandiose Weise.