Story: Yoko (Anna Nagata) bekommt in Anwesenheit ihrer Freundin Yumi Nakamura (Kou Shibasaki) einen Anruf auf
ihr Handy. Merkwürdigerweise wird ihre eigene Handynummer als Anrufer angezeigt. Als Yoko die Nachricht abhört, die
ihr hinterlassen wurde, denkt sie an einen Telefonstreich. Der Anruf ist nämlich von übermorgen, wobei Yokos Stimme zu
hören ist, wie sie panisch um Hilfe schreit. 2 Tage später stirbt sie tatsächlich mit genau jenen Worten, die sie auch auf
ihrer Mailbox gehört hatte.
Schon bald bekommt der Nächste aus Yumis Freundeskreis einen Telefonanruf mit einer Botschaft
aus der Zukunft. Der Mörder scheint sein Opfer aus dem Nummernverzeichnis des Handys seines vorherigen Opfers
auszuwählen. Nach und nach sterben immer mehr Personen, bis schließlich Yumi den Anruf bekommt. Zusammen mit Hiroshi
Yamashita (Shinichi Tsutsumi), dessen Schwester unter ähnlichen Umständen gestorben ist, will sie das Geheimnis um die
Anrufe lüften und ihren eigenen Tod verhindern.
Kritik: Es ist schon etwas merkwürdig, dass sich ausgerechnet Takashi Miike diesem Horror-Thema annimmt. Und das zu
einem Zeitpunkt, wo die Thematik des bösen Mädchengeists mit den langen schwarzen Haaren gelinde gesagt schon
etwas abgedroschen ist. Erwartet man dann einen Film mit typischen Takashi Miike Zutaten, wird man
wahrscheinlich ziemlich enttäuscht sein. Wieviel Miike von den Vorbildern "Ring" etc. abkupfert ist schon beinahe
erschreckend und dennoch (oder gerade deswegen) funktioniert "One Missed Call" als Horrorfilm recht gut.
Nach einer netten Einleitung, in der einige Charaktere vorgestellt werden und wir nur erahnen können, wer von
ihnen der Hauptcharakter ist, verlagert sich das Hauptaugenmerk auf Yumi. Vorher durften einige Leute sterben, damit
der gewohnte Skeptizismus erstmal abgelegt werden kann und Platz für Panik gemacht wird.
Yumi ist ein mysterioses
Mädchen, da sie ein Geheimnis ihrer Vergangenheit begraben hat, womit sie die Neugier des Zuschauers erhöht.
Etwas plötzlich,
aber dennoch überzeugend wird dann noch Hiroshi in den Film eingeworfen, der ebenfalls eine interessante Vergangenheit
hat. Schon haben wir die typische Mann-hilft-Frau-ein-dunkles-Geheimnis-aufzudecken Konstellation eines "Ring".
Während die erste Hälfte des Films zwar schon spannend ist und ein paar nette Schockmomente bereit hält, geht es
in der zweiten Hälfte erst so richtig los. Die Atmosphäre wird immer dichter, düsterer, beklemmender und auch die
Story weiß zu gefallen. Auch wenn es sich wieder mal um ein Mädchen und deren Mutter handelt, die für die ganzen
Morde in gewisser Weise verantwortlich sind... Ich habe mich hoffentlich schwammig genug ausgedrückt um nicht alles
zu verraten, aber im Endeffekt ist es eigentlich auch egal. Der Plot ist nicht neu, aber die Erzählweise weiß zu
gefallen.
Es wird einem nie langweilig, da man immer wieder etwas Neues herausfindet. Es gibt einige überraschende Wendungen
und die Spannung kann durchgehend aufrecht erhalten werden. Was braucht man mehr?
Während die Szene im verlassenen Krankenhaus auch seine Momente hat, ist das Highlight des Films zweifellos, als
Yumis Freundin in einer Sendung, in der live die bösen Geister aus ihr ausgetrieben werden sollen, vor laufenden
Kameras getötet wird. Die Sensationsgeilheit der Medien scheint keine Grenzen zu kennen und Miike kritisiert dies
äußerst gekonnt. Der innere Zerfall Natsumis und die Todesängste, die sie beinahe verrückt werden lassen stehen im
krassen Gegensatz zu den Producern, die nur auf Quoten aus sind und die Kameras selbst dann noch laufen lassen, als
alles den Bach runter geht.
Die Schauspieler verstehen ihr Handwerk und Miike führt mit beeindruckender Leichtigkeit Regie. Ab und an, gibt es dann
ein paar nette Kamerafahrten und Einstellungen, auch an Blut hat man nicht gespart, dennoch sieht man nicht viel von
der typischen Handschrift Miikes. Ob er sich einen Spaß daraus gemacht hat von anderen Filmen des Genres zu klauen?
Selbst das Mädchen im oberen Wandschrank kommt vor! Ein wenig hat man da den Eindruck als würde uns Miike das alles
mit einem Augenzwinkern präsentieren wollen. Dafür nimmt sich der Film aber viel zu ernst. Auch der intensive Horror
lässt uns diese Vermutung schnell wieder verwerfen.
Einige Schönheitsfehler hat "One Missed Call" aber doch. Es bleibt mir schleierhaft, warum die Polizei wie ein
Haufen unfähiger Idioten dargestellt wird. Nachdem Natsumi live vor der Kamera getötet wurde und man den
ersten richtigen Beweis für übernatürliche Phänomene ausgestrahlt hat, scheint das keine weitreichenderen Konsequenzen
zu haben. Auch Yumis Vergangenheit scheint nicht vollkommen aufgeklärt zu werden. Da hätte man eigentlich mehr erwartet.
Ein richtiger Wehmutstropfen ist dann aber nochmal das Ende. Hier lässt uns der Regisseur nämlich viel Raum für
Interpretation. Leider ist aber keine der etlichen Interpretationsmöglichkeiten, über die ich gestolpert bin,
vollkommen schlüssig. Der Film endet einfach viel zu offen und entlässt uns mit einem leicht bitteren Nachgeschmack.
"One Missed Call" ist ein gut zusammengeklauter Horror-Film, der einem schöne Gänsehaut bescheren kann. Nicht
wirklich ein Takashi Miike Film, aber auf jeden Fall sehenswert.