Story: In einer kleinen Stadt treibt ein Serienmörder sein Unwesen. Mittlerweile hat er vier Opfer auf dem
Gewissen, die er alle an öffentlichen Orten, an eine Art Kreuz aufgehängt, zur Schau gestellt hat. Die Polizei ist
ratlos. Der leitende Ermittler in dem Fall, Jae-shin (Lee Seon-gyun), geht den wenigen Hinweisen, die es gibt nach und
gerät von einer Sackgasse in die andere. Doch plötzlich taucht ein fünftes Opfer auf, das eventuell das Werk eines
Trittbrettfahrers sein könnte. Nun muss die Polizei vielleicht schon nach zwei Mördern suchen.
Jae-shins Freund Gyeong-ju (Oh Man-seok) hat derweil Probleme seine Miete zu bezahlen. Er ist ein erfolgloser Autor,
der Interesse an der Mordserie gefunden hat und daraus eine Geschichte machen will. Eines Tages gerät er allerdings in
einen Streit mit seiner Vermieterin, der schließlich eskaliert. Gyeong-ju tötet die Frau im Affekt und lässt den Mord
so aussehen, als wenn er das Werk des Serienmörders gewesen wäre. Der tatsächliche Serienmörder Hyo-i (Ryu Deok-Hwan)
weiß jedoch von Gyeong-jus Tat und scheint darüber hinaus noch einiges mehr über ihn zu wissen. Während Gyeong-ju
versucht herauszufinden welches Band ihn mit Hyo-i verknüpft, kommt Jae-shin den Tätern immer weiter auf die Spur.
Kritik: "Our Town" gibt dem Serienmörder-Genre ein paar interessante neue Perspektiven, indem er gleich zwei
Mörder in den Fokus stellt, die beide Mord als Werkzeug gewählt haben, um ihre traumatische Vergangenheit zu bewältigen.
Dabei soll uns einer der Mörder eventuell sogar als "Held" der Geschichte dienen, schlussendlich versagt der Film aber trotz (oder gerade
wegen) seiner hohen Ambitionen, wegen seiner Unfokusiertheit in Bezug auf die Geschichte und wegen der Figuren, die alle irgendwie gut
gespielt sein mögen, aber nicht lebensecht wirken. Die Identität der Mörder ist sehr schnell geklärt und macht dementsprechend
nicht den Reiz des Films aus. Vielmehr geht es um die Motive der Personen, die uns aber teilweise nur geringfügig
interessieren, da wir kein emotionales Band zu diesen aufbauen können oder wollen. Lob verdient der Film aber für
seine dunkle Atmosphäre und für den Versuch etwas Neues in das Genre zu bringen, auch wenn wegen des gemächlichen Tempos
leider allzu oft Langeweile aufkommt.
Gyeong-ju ist der interessanteste Charakter des Films. Er hat Phantasien, wie er Morde begeht und diese sind in ihrer
Brutalität erschreckend. Bei seiner ersten Phantasie weiß der Zuschauer natürlich noch nicht, dass es sich bei dieser
überhaupt um eine solche handelt, und so wird hier bewusst oder unbewusst eine gewisse Distanz zu dieser Person
aufgebaut. Als Gyeong-ju dann später seine Vermieterin tötet, bekommt man den Eindruck, dass es sich hierbei nicht um
seinen ersten Mord handelt. Aber auch wenn wir keine Sympathien für diese Person entwickeln können, so fragen wir uns
dennoch was ihn genau zu einem Mörder macht und unter welchen Psychosen er genau leidet. Und seit wann? Das Warum spielt
natürlich eine noch größere Rolle, und Regisseur Jeong Gil-yeong schafft es in seinem Debutwerk diese Frage gleich
noch mit einem zweiten Mörder zu unterstreichen, der einen gleichfalls unaufhaltsamen Drang hat zu morden. Bei beiden
Mördern ist der Grund natürlich in ihrer Kindheit zu suchen, aber genau hier verheddert sich der Film dann unnötig in
Rückblenden und konstruiert wirkenden Zusammenhängen und Überschneidungen.
Gerade anfangs fällt es nicht leicht auszumachen in welcher Zeitebene wir uns gerade befinden, oder ob es sich bei einer
Szene nur um etwas Fiktives, aus dem Kopf einer der Charaktere stammend, handelt. Besonders die Rückblenden können
verwirren, da wir hier
bis zum Schluss Probleme haben auszumachen um welches jüngere Alter Ego der Hauptcharaktere es sich eigentlich gerade
handelt, den wir zu sehen bekommen. Das ist frustrierend und besonders die melodramatischen Zusammenhänge, die zudem
äußerst aufgesetzt wirken, können einen später bei der Auflösung nicht recht überzeugen.
Das wirkliche Problem ist aber die Freundschaft zwischen Polizist und Mörder, die niemals den richtigen Ton treffen
will. Dementsprechend wirkt es auch nicht ehrlich, als Jae-shin verleugnen will, dass sein Freund ein Mörder ist,
obwohl alle Beweise natürlich dafür sprechen. Hyo-i auf der anderen Seite wirkt zu klischeehaft. Der ruhige, nette
Nachbar von nebenan mit jungenhaften Zügen, der augenscheinlich niemandem etwas zu Leide tun würde, hinter dessen Fassade
sich aber ein kaltblütiger Mörder versteckt - das ist nichts was man nicht schon einmal gesehen hätte.
Störend sind auch die Logikfehler. Die Ermittlungen laufen ohne einen richtigen Plan und wir wundern uns nicht wirklich,
dass die Polizei sich immer wieder im Kreis dreht. Warum Hyo-i später auch noch Polizisten ermordet bleibt ebenfalls fraglich,
da er zu all seinen vorherigen Opfern einen gewissen emotionalen Bezug hatte. Plötzlich verblassen seine Motive hinter
dem neuen Motiv des Mordens des Mordes wegen. Das passt alles nicht, und wie sich die Situationen entwickeln wirkt
zudem oft an den Haaren herbeigezogen, bis zu dem Punkt an dem wir uns fragen, warum Gyeong-ju über einen anderen Weg
als Jae-shin, aber nur mit geringer zeitlicher Verzögerung, Hyo-i als Mörder identifiziert und aufsucht. Natürlich um
zu einem dramatischen Showdown heranzuführen, der allerdings nicht wirklich einer ist, da wir uns für das Schicksal der
beiden Mörder kaum interessieren und Jae-shin zwar einer der guten ist, aber sich dennoch nicht genügend Sympathien
beim Zuschauer erarbeiten konnte, dass man mit ihm mitfiebern würde.
Zeit hätte es allerdings in "Our Town" genügend gegeben um die Charaktere besser auszuarbeiten, bzw. sie für das
Publikum besser zugänglich zu machen, denn es wäre sinnvoll gewesen den Film an einigen Punkten zu kürzen und
mit gewichtigeren Themen zu füllen. So stellt sich oft ein Gefühle der Langeweile ein, das auch nicht von der
düsteren und wegen der gezeigten Brutalität oft verstörenden Atmosphäre aufgewogen werden kann.
Es ist dem Film hoch anzurechnen, das er keine typische Katz-und-Maus-Jagd in den Vordergrund stellt, und auch das
Thema der zwei Mörder, in deren Vergangenheit wir abtauchen ist interessant, aber schlussendlich bleibt der Film
zu kühl um wirkliche Begeisterung hervorzurufen. Darüberhinaus muss trotz guter technischer Umsetzung kritisiert
werden, dass das Drehbuch an ein paar Stellen etwas laienhaft oder auch nur zu grob geschrieben wirkt.
Am Ende bleibt also ein mittelmäßiger Thriller mit interessantem Grundplot, der allerdings niemals wirklich spannend
ist. Schade.