Story: Als Manson Law (Lau Ching Wan) eines Tages einen Autounfall verursacht, findet die Polizei in seinem Wagen eine Wanze. Nach weiteren
Untersuchungen finden sich auch Abhörgeräte in Laws Büro. Law ist Aktienhändler und ein gewichtiger Name in der Branche, weshalb zu vermuten ist, dass
jemand Aktiengeheimnisse ausspionieren will. Security Bureau Officer Jack Ho (Louis Koo) leitet die Untersuchung, muss aber herausfinden, dass er von
Law nur wenig Hilfe erwarten kann. Schließlich findet er aber den Mann, der hinter der Spionage Laws steckt. Joe (Daniel Wu) ist aber kein Mann, der
bereit ist, sich einfach so verhaften zu lassen. Er liefert sich ein cleveres Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei und kann ihr immer wieder durch die
Finger gleiten. Auf der Suche nach Joes Motiven findet Ho heraus, dass Law Mitglied in einer Organisation mit dem Namen Landlord Club ist. Dieser
Klub manipuliert den Aktienmarkt zu seinen Gunsten, und das obwohl dies früher lediglich geschah, um lokale Firmen vor dem Aufkauf durch ausländische
Firmen zu schützen. Law muss herausfinden, dass Joe ihn geschickt in ein größeres Spiel integriert, um sich an dem Landlord Club zu rächen.
Kritik: Wirklich gute Thriller gab es die letzten Jahre selten aus Hong Kong zu bewundern. Die Hoffnungen ruhen deshalb immer noch auf
Alan Mak und Felix Chong, die seit ihrer "Infernal Affairs"-Trilogie immer noch als zwei der besten HK-Regisseure des Genres gehandelt werden.
Doch in den letzten Jahren warteten die beiden eher mit Enttäuschungen auf, wie "Confession of Pain" oder "Lady Cop and Papa Crook". Mit ihrem
"Overheard" konnten sie jedoch wieder einen erstaunlich originellen Thriller auf die Beine stellen, der sich rund um den Aktienmarkt und die Spionage
von Firmengeheimnissen drehte. Da war es klar, dass eine Fortsetzung nicht lange auf sich warten lassen konnte. Aber "Overheard 2" ist nur im Namen
eine Fortsetzung. Der Film setzt in keinster Weise Vorkenntnisse des ersten Teils voraus, noch hat er die gleichen Protagonisten im Fokus. Lediglich
das Grundthema ist gleich geblieben sowie die Schauspieler, die nun neue Rollen spielen. Dies und der Umstand, dass die Männer und Frauen hinter der
Kamera ebenfalls dieselben geblieben sind, machen auch "Overheard 2" zu einem gelungenen Thriller.
Gleich zu Beginn fällt auf, dass die Fortsetzung nun etwas actionlastiger daherkommt. Das ist eine gute Entscheidung gewesen, da die diversen
Verfolgungsjagden stimmig sind und sich in die Storyentwicklung einfügen. Es wird sich auch zuerst gar nicht mit Charaktervorstellung aufgehalten.
Noch bevor wir wirklich wissen, wer gut und böse ist, kommt es zur ersten spannenden Verfolgungsjagd. Nach nur einer kurzen Pause geht diese dann in
Form einer Jagd zu Fuß, diesmal zwischen Polizist Ho und Joe, weiter, wobei letzterer auch nicht davor zurücksckreckt, mitten in der Innenstadt
Rauchgranaten zu zünden. Joe ist außerdem geschult in Nahkampftechniken, sodass er trotz aller Umstände der Polizei entkommen kann. Gut und böse ist
aber nach wie vor nicht klar zu definieren, wenn wir dann Joe sehen, wie er sich um seine an Alzheimer erkrankte Mutter kümmert. Vielleicht stecken
ja doch gute Motive hinter Joes Taten. Eines ist jedenfalls sicher, nichts ist in "Overheard 2" so, wie es auf den ersten Blick scheint, denn es
gibt ein paar gelungene Wendungen, die auf den Zuschauer warten.
Besonders positiv ist aber, dass die Hauptcharaktere alle auch einen kleinen Nebenplot haben, in dem es um ihr Privatleben geht. Das macht sie
menschlicher und zugleich erlaubt es dem Zuschauer, sich mehr mit ihnen zu identifizieren. Tatsächlich handelt es sich dabei um die wichtigste
Verbesserung zum Vorgänger, auch wenn die neu dazugekommenen Actionszenen auch recht ansprechend sind. Es muss jedoch auch hinzugefügt werden, dass
man manchmal auch das Gefühl bekommt, dass die Regisseure noch ein wenig mehr damit hätten arbeiten können. Letztendlich wird es aber bei den zwei
Stunden Laufzeit schwierig gewesen sein, riesige Charakterausarbeitungen in die Tat umzusetzen, ohne dabei den Spannungsaufbau aufs Spiel zu setzen.
Trotzdem bleibt der Fakt, dass es in der Mitte des Films ein paar unnötige Längen gibt, in denen durchaus etwas gekürzt hätte werden können.
Obwohl die Story wirklich gut durchdacht ist, gibt es überdies auch ein paar kleine Logikfehler, z.B. warum Joe erst dann angegriffen wird, als er
schon auf seinem Motorrad sitzt und die Flucht ergreifen kann.
Von verständlichen Löchern in der Geschichte abgesehen, die lediglich dort sind, um ein paar Actionszenen Grund und Boden zu geben, kann die eigentliche
Entwicklung der Geschehnisse die Spannung aufrecht erhalten. Vor allem der Umstand, dass der Landlord Club anfangs darauf aus war, den Aktienmarkt
zu manipulieren um lokale Firmen vor dem Aus zu retten, macht selbst die eigentlichen Bösen zu rechtschaffenen Menschen, gäbe es da nicht jemanden,
der natürlich seinen Mund nicht voll genug bekommen kann und in seine eigene Tasche wirtschaftet. Es braucht bis zum Schluss, dass einem die ganzen
Hintergründe offenbar werden und wir verstehen, wer in welchem Umfang mit wem in Verbindung steht. Besonders das Ende kann aber gefallen, da es dann
auf eher ruhige, aber nicht unbedingt antiklimaxartige Weise eine Auflösung präsentiert, die erstaunlich zufriedenstellend ist. Man könnte sogar sagen,
dass man selten einen Thriller bekommt, bei dem man so zufrieden in den Abspann entlassen wird, obwohl nicht jeder der Protagonisten unbeschadet
bleibt.
Der polierte, gestochen scharfe Look, der Blauton der Bilder und ein stimmiger Soundtrack von Kwong Wing Chan lassen den Film auch rein äußerlich
ganz oben mitspielen. Die Darsteller sind auch über jeden Zweifel erhaben. Daniel Wu ("One Nite in Mongkok", "Protege") gibt die wahrscheinlich
subtilste aber auch beste Darstellung im Film ab. Lau Ching Wan funktioniert in jeder Rolle und Louis Koo ist ein rechtschaffener Polizist, der selbst
seine eigene Frau hinter Gitter gebracht hat. Aber selbst an ihm nagt das und so bleibt auch er jemand, der mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen hat.
Der Aktienhandel ist eine große Sache in Hong Kong und wirklich jeder mischt dort mit. Mak und Chong beweisen, dass sie vertraut mit der Materie sind, und
selbst für jene, die sich sonst nicht für dieses Thema begeistern können, meine Wenigkeit eingeschlossen, funktioniert der Thriller sehr gut. Wundert
es da, dass es bald sogar einen dritten Teil geben soll? Sollte auch dieser auf gleichem Niveau arbeiten, hätten Mak und Chong wieder eine wirklich
gelungene Trilogie abgeliefert.