Story: Wan-deuk (Yoo Ah-in) ist schlecht in der Schule und wohnt in ärmlichen Verhältnissen. Sein Vater (Park Su-young) war
Kabarett-Clown, doch nun hat er seinen Job verloren. Da er bucklig ist, hat er nur schlechte Chancen, Arbeit zu bekommen, aber er schlägt sich
durchs Leben und versorgt seinen Sohn mit dem Nötigsten. Doch noch mehr als seine Armut stört Wan-deuk sein Klassenlehrer Lee Dong-ju (Kim Yoon-seok),
der ihm jeden Tag mit unverlangten Ratschlägen zur Seite steht, da er direkt neben ihm wohnt. Noch komplizierter wird sein Verhältnis zu dem
unkonventionellen Lehrer, als dieser seine Mutter (Jasmine B. Lee) ausfindig macht, die er noch nie gesehen hat. Sie kommt
von den Philippinen. Wan-deuk wünscht seinem Lehrer sogar den Tod dafür, dass er ihm das Leben so schwer macht. Schließlich lernt er, seine
Aggressionen beim Kickboxen abzubauen, und das Verhältnis zu seinem Lehrer, der sich für die Rechte von Immigranten einsetzt, entspannt sich mit der
Zeit.
Kritik: Ein guter Film nimmt bekannte Zutaten, schließlich gibt es mittlerweile kaum noch etwas Neues zu erzählen, und vermischt
sie auf so gelungene Weise, dass dabei etwas Außergewöhnliches herauskommt. "Punch" ist solch ein Film. Diese Komödie besitzt so viel Charme, dass
man die ganze Zeit mit einem Grinsen vor dem Bildschirm sitzt und gar nicht genug von den hervorragend charismatischen Charakteren bekommt. Wie
viel gut geschriebene und vor allen Dingen gespielte Charaktere ausmachen können, zeigt sich wahrscheinlich nirgendwo deutlicher als hier. Denn obwohl
"Punch" einige soziale Missständen anschneidet, bleibt die Geschichte doch recht überschaubar und arbeitet fast ausschließlich mit den verschiedenen
Individuen.
"Punch" ist hauptsächlich dank Mundpropaganda sehr erfolgreich an den koreanischen Kinokassen gewesen. Das überrascht nicht, denn jeder, der die Komödie
gesehen hat, möchte, dass auch andere in den Genuss dieses gelungenen Gute-Laune-Films kommen. Natürlich handelt es sich hier auch um ein Drama, aber
keines, das unnötig auf die Tränendrüse drückt. Tatsächlich ist das sogar so verwunderlich, das der Film einem im Gesamten fast schon zu positiv
vorkommen kann. Gerade das Ende scheint etwas enttäuschend, bis man sich klar wird, dass man gar nicht über ein wenig gelungenes Ende meckern kann,
sondern dass man lediglich traurig darüber ist, dass man nicht noch mehr Zeit mit den Personen auf dem Bildschirm verbringen kann. So sehr wachsen
einem die Protagonisten ans Herz!
Trotz der guten Leistung aller Darsteller ist "Punch" eindeutig Kim Yun-seoks ("The Chaser", "The Yellow Sea") Hoheitsgebiet. Es ist unglaublich,
wie viel Charisma er versprüht und das in seiner ersten komödiantischen Rolle. Ob gewollt oder nicht, wenn er auf dem Bildschirm ist, sind alle anderen
Personen in den Hintergrund gedrängt. Es gibt wahrscheinlich auf der Welt nur eine Handvoll Schauspieler, die das können, aber Kim
gehört zweifellos dazu. Eigentlich müssten ihm die Filmemacher die Tür einrennen. Mit subtilen Gesten, Selbstgesprächen und trockenen Bemerkungen hat
er den Zuschauer sofort für sich gewonnen. Er ist die Art Person, die als Lehrer von der Klasse gefürchtet, aber gleichzeitig auch geliebt wird. Man
muss sich von ihm einiges gefallen lassen, darf dafür aber auch selbst ein paar freche Bemerkungen machen.
Yoo Ah-in ("Antique") spielt den 17-Jährigen, der von seinem Lehrer in den Wahnsinn getrieben wird, in diesem aber gleichzeitig auch eine Vaterfigur
und einen Freund hat. Die Hass-Liebe zwischen ihm und dem Lehrer macht das Herz des Films aus und ist Nährboden für einige wirklich gelungene komische
Momente. Ein toller Bonus in einer Nebenrolle ist Kim Sang-ho ("Moby Dick"), der als ständig fluchender Nachbar einige Lacher kreiert und einmal mehr
zeigt, wie viel Herz man in den Film gesteckt hat. Daneben gibt es noch zwei kleine Liebesgeschichten zwischen Wan-deuk und einer Schülerin sowie dem
Lehrer und der Schwester des Nachbarn. Das Bezeichnende hierbei ist, dass diese Geschichten wie nebenbei in den Film gewebt wirken und deshalb keinesfalls
so profan wirken, wie es sich anhören mag.
Fälschlicherweise wird "Punch" oft als Sportfilm tituliert. Das ist er nicht, denn das Kickboxen kommt erst in der zweiten Hälfte in den Film und spielt
eine sehr untergeordnete Rolle. Vielmehr geht es in dem Film am Rande auch um Interkulturalität, Armut und Religion. Die auf dem Roman von Kim Ryeo-ryeong
basierende Geschichte hat leider manchmal etwas Episodenhaftes an sich und weiß nicht immer genau, wo sie hin soll, aber das fällt merkwürdigerweise
nie auf, da die Chemie zwischen Wan-deuk und Dong-ju so hervorragend ist und das Comedy-Timing so herausragend, dass man einfach nur Spaß hat, ihnen
zuzusehen. Vielleicht kamen hier einfach ein paar glückliche Zufälle zusammen, vor allem Kim Yun-seok für die Rolle des Lehrers zu engagieren, war eine
großartige Entscheidung von Regisseur Lee Han ("Almost Love"), aber "Punch" ist einfach ein so gelungener Film, dass selbst mir ein Lächeln am Ende
auf den Lippen blieb.