Story: Kyeong-yoon (Kim Kang-woo) und seine langjährige Partnerin Eun-ju (Kim Min-sun) arbeiten an einem grausamen
Mordfall. Das Opfer wurde mehrfach mit einem Messer erstochen und überall am Tatort ist Blut zu finden. Obwohl der Täter
seine Spuren sorgfältig verwischt hat, ist ein Haar am Tatort zu finden, das darauf schließen lässt, dass der Täter
die Blutgruppe AB hat und männlich ist. Die Detectives haben bald einen Verdächtigen, aber auch dieser wird
umgebracht. Der Fall wird zu einem Serienmord und Kyeong-yoon verliert die Spur. Nur durch Zufall finden die Ermittler heraus,
dass die beiden Opfer beim Militär wegen eines Vorfalls auf einen anderen Stützpunkt versetzt wurden. Auch eine dritte
Person war dabei, die nun das nächste Opfer werden könnte.
Der Fall entpuppt sich als äußerst schwierig, und überdies hat Kyeong-yoon auch noch Probleme mit seiner Freundin
Soo-jin (Lee Soo-kyeong). Als im Laufe der Ermittlungen der Name Lee Yoon-su fällt wird Kyeong-yoon auch noch von
seiner Vergangenheit eingeholt. Eine Wahrheit, die er gerne auf ewig verdrängt hätte kommt wieder ans Licht, und der
Fall geht in seine letzte Phase...
Kritik: Es scheint so, als ob die koreanische Filmindustrie sich vermehrt auch um das
Thriller-Genre kümmern will. Immer mal wieder gibt es ein paar interessante Filme, die versuchen sich mit ausgefallenen
Twists und intelligenter Story vom Rest abzuheben, dabei aber oftmals nicht das Potential ausschöpfen können, das in ihnen
schlummert. Mit "Rainbow Eyes" verhält es sich nicht anders. Der Film scheint vielversprechend und technisch auf hohem
Niveau, dennoch bleibt am Ende nicht viel übrig, was einen wirklich begeistern kann. Das liegt zum einen an der Story,
die gegen Schluss einen Twist nach dem anderen auffährt und dadurch immer unglaubwürdiger wird, als auch an den nicht
ganz ausgefeilten Charakteren, die es einem schwierig machen mit ihnen mitzufiebern. Glücklicherweise kann der Film
aber mit schöner Atmosphäre, ein paar spannenden Momenten und gelungenen Bildern punkten. Etwas besonderes wird
dadurch aber aus "Rainbow Eyes" nicht.
Die Hauptrolle im Film übernimmt Kim Kang-woo ("The Railroad", "Le Grand Chef"), der diesmal in einer völlig anderen
Rolle zu sehen ist als wir es von ihm gewohnt sind. Er spielt einen Cop, der eine dunkle Vergangenheit zu haben scheint,
und der überdies nicht wirklich Glück mit der Liebe hat. Er hat zwar eine Freundin, aber diese lässt er auch gerne
mal einfach so sitzen, wenn der Job ruft. Außerdem ist da noch die Kollegin Eun-ju, gespielt von Kim Min-sun, die
zwar wegen ihres Auftretens nicht wirklich als Frau angesehen wird, die aber trotzdem gewisse Gefühle für Cop
Kyeong-yoon hat. Alles in allem gibt es ein paar Charaktere, bei denen anscheinend die Ambition da war mehr aus ihnen
zu machen, aber irgendwo muss diese Idee wohl verloren gegangen sein, denn die einzelnen Personen wirken schlussendlich
enttäuschend flach. Das bedeutet auch, dass der Zuschauer es nicht leicht hat mit bestimmten Personen zu sympathisieren,
was besonders bei Kyeong-yoon auffällt, der gegen Ende immer undurchschaubarer wird.
Es ist schwierig die einzelnen Personen einzuschätzen und auch wenn dies im Fall von Thrillern eigentlich Gang und Gebe
ist, so fehlt einem hier dennoch eine Bezugsperson. Über Kyeong-yoon erfahren wir mit der Zeit anhand von Rückblenden
immer mehr, anfangs sind die wenigen Puzzleteile, die man in den Händen hält jedoch recht frustrierend. Erst als der
Fall komplexer wird, widmet sich das Drehbuch auch der Vergangenheit des Cops und schafft gewisse Verknüpfungen,
die auf einen eigentlich schon lächerlich abgedrehten Twist hinarbeiten. Lächerlich, weil es sich hier nicht um einen
Twist handelt, sondern gar um mehrere, so dass die Drehbuchschreiber zwar sichergehen konnten, dass wahrscheinlich
niemand der Zuschauer die Auflösung erraten kann, dafür haben sie aber die Glaubwürdigkeit des Films vollkommen
zerstört. Ebenfalls störend ist, dass der Regisseur nicht wusste, wo er seinen Film beenden sollte. Am Ende gibt es
nämlich noch einen Einschub, der besonders unnötig erscheint.
Respekt gebürt aber der technischen Umsetzung des Films. Regisseur Yang Yoon-ho ist kein Unbekannter und zeichnet
sich z.B. für Filme wie "Fighter in the Wind" oder "Holiday" verantwortlich. Auch diesmal schlägt er wieder eine
komplett andere Richtung ein als in seinen vorherigen Werken, und er zeigt hier erneut, dass er das Filmemachen wirklich
beherrscht. "Rainbow Eyes" besticht durch schnelle Schnitte und dynamische Kameraführung, so dass immer eine gewisse
Grundspannung erhalten bleibt. Einige Rückblenden werden stylish anhand einer Uhr, die rückwärts läuft gezeigt, und
eine spezielle sehr dynamische Szene auf der Polizeistation, die über einen längeren Zeitraum an einem Stück gedreht wurde,
weiß ebenfalls zu begeistern. Nur die etlichen Jump-cuts und kurzzeitige schwarz-weiß Bilder übertreten das
Maß an visuellen Spielereien, das gut für den Film gewesen wäre. Davon abgesehen kann Yang aber seinem Film die
dichte Atmosphäre geben, die für einen Thriller unverzichtbar ist.
Trotz der übertriebenen Twists am Ende kann "Rainbow Eyes" mit seiner Story ein paar interessante Themen anschneiden.
Der Film behandelt nämlich Homosexualität, das immer noch mehr oder weniger ein Tabu-Thema in Korea ist, sowie
Transsexualität. Einer der Polizisten macht z.B. keinen Hehl aus seinem Ekel vor Homosexuellen und gibt dem Werk
zusammen mit dem Fakt, dass es letztendlich in der Story um Liebe geht, eine gewisse Tiefe, die man dem Film vielleicht
nicht zugetraut hätte. Aber diese wird leider durch die unglaubwürdigen Enthüllungen am Ende wieder revidiert.
Ganz klar, "Rainbow Eyes" ist gutes Futter für Thriller-Fans, doch manchmal scheint es als wenn der Film etwas zu
ambitioniert für seinen Rahmen war, so dass letztendlich ein leicht enttäuschendes End-Produkt herauskommt.
Gute Atmosphäre, einige blutige Szenen, etwas Erotik und die Suche nach dem Killer im Allgemeinen erweisen sich als
die Stärken des Films. Nur leider können die Charaktere und die Auflösung nicht mithalten. Wer nach einem
ordentlichen koreanischen Thriller sucht, ist hier gut bedient, mehr wird man aber nicht vorfinden.