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Original Title:
Rashomon

Japan 1950

Genre:
Thriller, Drama

Director:
Akira Kurosawa

Cast:
Toshiro Mifune
Masayuki Mori
Machiko Kyo
Takashi Shimura
Minoru Chiaki
Kichijiro Ueda
Fumiko Honma
Daisuke Kato


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Rashomon

Story: Ein Wanderer (Kichijiro Ueda) sucht unter dem Dach des "Rashomon Gate" Schutz vor dem Regen. Dort trifft er einen Priester (Minoru Chiaki) und einen Holzfäller (Takashi Shimura), die von einer grauenhaften Geschichte erzählen. Der Wanderer möchte mehr erfahren und so hört er aus der Sicht von vier verschiedenen Individuen die Geschichte des Banditen Tajomaru (Toshiro Mifune), der einen Samurai (Masayuki Mori) , welcher in einem nahen Wald unterwegs war, tötete und dessen Frau (Machiko Kyo) vergewaltigte. Tajomarus Geschichte unterscheidet sich aber stark von jener der vergewaltigten Frau des Samurais. Aber auch die Geschichte des getöteten Samurais selbst, der durch ein Medium seine Version der Ereignisse schildert, und die des vierten Augenzeugen, dem Holzfäller, ergeben kein übereinstimmendes Bild. Was ist wirklich an diesem Tag passiert und welche Motive haben die einzelnen Augenzeugen die Geschichte über das, was wirklich vorgefallen ist, zu verfälschen?

Kritik: Es gibt einige Klassiker, die man nicht nur als Liebhaber asiatischer Filme sondern als Filmliebhaber generell gesehen haben muss. "Rashomon" von Regielegende Akira Kurosawa gehört dazu. Umso erstaunlicher ist es, dass nur wenige der einschlägigen Internetseiten rund um asiatisches Kino sich solcher Filme annehmen, meine kleine Seite eingeschlossen. Dabei stellt doch gerade Kurosawas Werk einen Vorreiter in vielerlei Hinsicht dar. Die Geschichte um vier Individuen, die das gleiche Ereignis mit großen Differenzen wiedergeben, ist auch heute ein Element, dessen sich einige Regisseure bedienen und dabei glauben etwas Originelles zu schaffen. Wir sprechen hier nicht nur von Hollywood, sondern selbst Zhang Yimou hat sich für "Hero" von Kurosawa inspirieren lassen. Interessant ist dabei auch, und das sollten Zuschauer im Hinterkopf behalten, wenn sie den Film sehen, um am Ende nicht frustriert zu sein, dass der Regisseur verschiedene Erklärungen liefert, aber keine richtige Auflösung oder Wahrheit.

Denn genau hierum geht es in "Rashomon": Wahrheit und Lüge. In was für einer Welt leben wir, dass jedes Individuum, aus den unterschiedlichsten Gründen, auf Lügen angewiesen ist, um sich selbst oder das Selbstbild zu schützen? Eine grauenhafte Welt, wie der Priester im Film feststellt. Die häufigsten Lügen scheinen dabei jene, an die man selbst glauben möchte, bzw. die man verbreitet um sich selbst zu täuschen. Die Menschen können nicht mit sich oder über sich selbst ehrlich sein, sie können nicht über sich selbst reden ohne dabei zu verschönern, wie Akira Kurosawa einmal in einem Interview feststellte und hier in Form eines faszinierenden Films auf die Leinwand bringt.
"Rashomon" ist überdies einer der ersten Filme, die Flashbacks benutzen, in denen das selbe Ereignis unterschiedlich dargestellt wird. Innerhalb der Flashbacks gibt es dann auch weitere solcher Art, sodass ein mehrstufiges Geschichtengewebe entsteht. Es ist eben diese Art des Geschichtenerzählens, die den Film überhaupt so spannend und mitnehmend macht, denn von seinem Tempo her mag sich "Rashomon" oft etwas zu sehr in die Länge gestreckt fühlen.

Allerdings muss man natürlich auch berücksichtigen, dass der Film von 1950 ist, wo eben auch ein anderes Tempo Standard war. Von dem etwas übertriebenen Schauspiel darf man sich aber nicht in die Irre leiten lassen, denn dieses war keineswegs gewöhnlich zu der Zeit. Kurosawa wollte damit viel eher die Emotionen mehr in den Vordergrund bringen, so wie es Schauspieler während der Stummfilmzeit handhaben mussten, wenn sie Gefühle auf den Zuschauer übertragen wollten. Dieses etwas aufdringliche Schauspiel funktioniert aber erstaunlich gut, und Toshiro Mifunes wahnsinniges Gelächter wird einem noch lange im Gedächtnis bleiben können. Auch im Allgemeinen kann Kurosawas Lieblingsschauspieler Mifune wieder einmal eine großartige Leistung darbringen, die jene aller anderen in den Schatten stellt. Anfangs mag die Frau des Samurai, gespielt von Machiko Kyo, etwas zu klischeebeladen in Bezug auf die Darstellung der devoten Gattin eines ehrenvollen Samurai wirken, aber gerade hier gibt es einen schönen kleinen Twist in einer der Geschichten, die das wieder wettmachen kann.

Besonderes Augenmerk wurde auch auf die Kinematographie gelegt. Kazuo Miyagawa leistet hier Hervorragendes und hat vor allem bei den diversen Schattenspielen der Laubblätter auf dem Boden und den Gesichtern der Protagonisten seine Expertise gezeigt. Außerdem wird "Rashomon" oft als erster Film genannt, bei dem die Kamera direkt in die Sonne gerichtet wurde, ein Tabu zur damaligen Zeit. Die Kinematographie trägt einen guten Teil dazu bei, dass die Hitze und das Tropische des Waldes, in dem ein guter Part des Films stattfindet, beinahe physisch zu spüren ist.
Sehr spannend und realistisch wirken des Weiteren die Kämpfe. Hier gibt es keine Schnörkel oder ästhetisch anspruchsvolle Schwertduelle, sondern nur Kämpfe ums nackte Überleben. Wildes Schwertgefuchtel, Stolpern oder Davonrennen sind deshalb wichtige Aspekte der kleinen Duelle, die den Film einfach realistisch erscheinen lassen und emotionale Spannung erzeugen.

Vielleicht kann man "Rashomon" für sein etwas emotionales und moralisches Ende kritisieren, Kurosawa schafft es aber dennoch gekonnt ein Bild zu kreieren, in dem Hoffnung, dank einer Welt voller Menschen, die sich und andere belügen, nicht mehr greifbar zu sein scheint. Jeder der Augenzeugen oder angeblichen Täter lügt im Film aus einem anderen Grund, sei es um seinen Stolz, seine Ehre oder Reputation zu wahren. Schlussendlich scheint dies aber die Welt zu korrumpieren. Kurosawa gibt uns aber einen Hoffnungsschimmer mit auf den Weg. Dürfen wir ihn dafür wirklich kritisieren?
Die Musik ist außerdem anscheinend nicht selbst komponiert, sondern an ein Klassikwerk angelehnt, was wohl hauptsächlich die westlichen Zuschauer für den Film gewinnen sollte. Es hat funktioniert. "Rashomon" war Kurosawas internationaler Durchbruch und brachte ihm sogar einen Oscar ein, und das vier Jahre vor seinem "The Seven Samurai". Der Grund dafür ist simpel: Auch wenn in Hinblick auf das Tempo und das Schauspiel heute einiges etwas befremdlich wirken mag, so hat "Rashomon" nichts von seiner Faszination verloren und ist auch heute noch ein originelles Werk. Die Gewichtigkeit des Films für das japanische/internationale Kino wird erst Stunden oder Tage nach dem Ansehen des Films beim Zuschauer so richtig zum Tragen kommen.

(Autor: Manfred Selzer)
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