Story: Hye-hwa (Yoo Da-in) arbeitet für einen Veterenär (Park Hyeok-kwon), der gleichzeitig eine Auffangstation für streunende Hunde
betreibt. Tief in ihrem Inneren trauert die junge Frau immer noch um den Tod ihres Babys, das nicht mal einen Tag alt geworden ist. Der Vater,
Han-soo (Yoo Yeon-seok), hatte sie kurz zuvor einfach sitzen gelassen. Sechs Jahre später taucht er plötzlich nach seinem Dienst beim Militär
wieder auf und versucht die gemeinsame Tochter ausfindig zu machen. Ihm ist nämlich eine Urkunde in die Hände gefallen, die besagt, dass ihre
Tochter zur Adoption freigegeben wurde. Hye-hwas Mutter und seine schienen im Geheimen beschlossen zu haben, das Kind in die Obhut eines anderen
zu geben und die jungen Eltern zu belügen. Zuerst scheint Hye-hwa nicht interessiert, ihre Tochter zu finden, doch nachdem Han-soo das kleine Mädchen
ausfindig gemacht hat, überkommen auch sie Muttergefühle. Sie geht sogar so weit, dass sie heimlich die Vorschule ihrer vermeintlichen Tochter aufsucht
und das Mädchen anspricht...
Kritik: All jenen, die glauben, dass Indie-Dramen immer künstlerisch anspruchsvoll, aber doch unverständlich und langatmig sein
müssen, erteilt "Re-encounter" eine Lektion. Dieses Charakterdrama umreißt vom Leben gezeichnete Individuen, die tiefe Narben mit sich tragen und
sich verschlossen zeigen, aber dennoch den Zuschauer zu jeder Zeit emotional an sich binden können. Das sorgt dafür, dass das Drama einige erstaunlich
starke emotionale Momente bereithält, die vor allem dank ihrer Subtilität funktionieren. Die komplexe und schwierige Lage der Protagonisten wird
scharf konturiert gezeichnet und ist die Bühne für ungestellte Gefühle, wie sie aus dem wahren Leben gegriffen sind. "Re-encounter" weiß, wie
es seine Stärken auszuspielen hat.
Hye-hwa scheint eine recht lebensfrohe junge Frau, doch schnell zeigt sich, dass sich hinter dieser Fassade jemand verbirgt, der nach seinem Glück
sucht und es bisher nirgends finden konnte. Sie freundet sich mit dem Sohn des Veterenärs an, bis dieser sie sogar als Mutter ansieht. Für den Vater
des Jungen scheint sie vielleicht ebenfalls mehr als nur freundschaftliche Gefühle zu hegen. Aber das Leben meint es nicht gut mit Hye-hwa. Statt dass
sie endlich die Liebe bekommt, die sie verdient, taucht ein Mann aus ihrer Vergangenheit auf und konfrontiert sie erneut mit etwas, von dem sie glaubte,
schon vor Jahren innerlich damit abgeschlossen zu haben. Es ist nicht verwunderlich, wie sie reagiert, als sie Han-soo wiedersieht. Er hat ihr zu viel
Leid zugefügt.
Han-soo selbst ist aber nicht wirklich eine hassenswerte Person, lediglich ein junger Mann, der Fehler im Leben gemacht hat. Er konnte keine Verantwortung
für sein Kind übernehmen, da ihm die nötige Reife fehlte und sein Fehlverhalten war Auslöser für weitere schlechte Entscheidungen. Doch Hye-hwa weiß
davon zunächst nichts. Für sie ist er der Mann, der sie und sein eigenes Kind im Stich gelassen hat. Die neue Entwicklung rückt jedoch alles in ein
neues Licht. Man muss sich schließlich fragen, ob nicht die Eltern der beiden ein falsches Spiel mit ihnen getrieben haben. Han-soo beweist seine
Sensibilität, da er nach all den Jahren immer noch nicht loslassen konnte und nun versucht zu retten, was noch zu retten ist. Er bereut es, nicht die
Familie zu haben, die er hätte haben können.
"Re-encounter" wird parallel auf zwei Zeitebenen erzählt, womit nach und nach die Hintergründe der Geschichte offensichtlich werden und mehr als
einmal gibt es dabei die eine oder andere Enthüllung. Hye-hwa ist anfangs schwierig einzuschätzen, da sie viele Mauern um sich errichtet hat, um
weiteren Verletzungen zu entgehen, doch nach und nach lernen wir sie besser verstehen. Yoo Da-in ("Cinderella") meistert diese schwierige Rolle
hervorragend und arbeitet sehr subtil mit ihren Emotionen, verleiht diesen aber gleichzeitig auch viele Nuancen. Es bleibt zu hoffen, dass man in
Zukunft mehr von ihr zu sehen bekommt. Yoo Yeon-seok fehlt dagegen in seiner Rolle manchmal etwas Farbe, aber auch sein Charakter des naiven Jungen,
den seine Verantwortungslosigkeit wie ein Dämon bis zum heutigen Tag plagt, ist überzeugend.
Das Drama arbeitet ebenfalls mit einigen Metaphern, vor allem die Hunde dienen als solche, besonders ein spezieller von ihnen, den Hye-hwa einfangen
will. Darüber hinaus gibt es gestochen scharfe Bilder, dankenswerterweise keine verwackelte Handkamera und einen Soundtrack, der zum richtigen
Zeitpunkt emotionale Momente passend untermalt, ohne kitschig zu werden. Das ist auch das, was "Re-encounter" so gut funktionieren lässt. Es gibt
keine gestellten Gefühle, sondern echtes Drama. Das bedeutet zugleich, dass den Film im Gesamten ein sehr melancholischer Ton durchzieht, aber
unerträglich wird das Drama nie, da die Charaktere zum Ende hin wachsen. Einige gute Dialoge und überraschend effektive emotionale Szenen, die
niemals in Übersentimentalität absteigen, machen "Re-encounter" zu einem wirklich gelungenen Drama.