Story: Gang-pae (So Ji-seob) ist ein Gangster, der sich von nichts aus der Ruhe bringen lässt. Eines Tages als
er in einer Karaoke-Bar sitzt, hört er, dass der Filmstar Su-ta (Kang Ji-Hwan) in einem Nebenraum zu Gast ist.
Gang-pae schickt einige seiner Untergebenen hin um ein Autogramm zu besorgen, doch Su-ta will ihm dieses nur persönlich
geben. Gang-pae und Su-ta haben daraufhin ein Streitgespräch, das beinahe droht zu eskalieren. Tage später lässt
beide dieses Gespräch aber immer noch nicht in Ruhe, da irgendeine Art von Verbindung zwischen beiden zu herrschen
scheint.
Su-ta bekommt kurz darauf Probleme beim Dreh seines neuesten Films, da er erneut einen seiner Co-Stars
zusammenschlägt, woraufhin niemand mehr mit ihm zusammenarbeiten will. Als er verzweifelt nach jemandem für die Rolle
seines Gegenparts sucht, fällt ihm Gang-pae ein, der erwähnt hatte, dass er schon einmal eine kleine Rolle in einem
Film hatte und früher selbst gerne Schauspieler geworden wäre. Gang-pae willigt aber nur ein in dem Film mitzumachen
unter der Bedingung, dass sie die Kampfszenen wirklich ausführen. Der gemeinsame Filmdreh soll nicht nur Su-tas Leben
verändern, sondern auch Gang-paes, dessen sanftere Seite langsam zum Vorschein kommt, was ihm in seiner Organisation
einige Probleme einbringt...
Kritik: "Rough Cut" hat eine interessante Prämisse und was sich aus dieser entwickelt, ist zu keinem Zeitpunkt
vorhersagbar. Eigentlich ein Drama über zwei Individuen, nimmt sich der Film auch die Zeit, das Filmgeschäft selbst
mit einem kleinen Augenzwinkern zu betrachten, aber nicht indem es hier und da ein paar unpassende Gags einstreut,
sondern indem die Industrie mit einem gewissen Zynismus betrachtet wird. Hier kommt dann der Drehbuchschreiber von
"Rough Cut" ins Spiel, der nämlich niemand anderes als Kim Ki-duk ist. Seine Verbittertheit, wenn es um die koreanische
Filmwelt geht, hat er schon bei mehreren Gelegenheiten zum Ausdruck gebracht, u.a. als er negative Worte für den
Presserummel um "The Host" fand, was ihm den Zorn einiger Fans einbrachte. Zugute muss man Kim allerdings halten, dass
"Rough Cut" wirklich gut geschrieben ist, trotz einiger kleiner befremdlicher Momente, und das ihm doch nichts von dem
Mystizismus seiner sonstigen Werke anhaftet. Das mag aber auch der Verdienst von Regisseur Jang Hun sein, ein Protégé Kim
Ki-duks und Assisstant Director bei dessen "The Bow" und "Time", der gekonnt Tiefsinnigkeit mit einer guten Portion
Unterhaltung verbinden kann.
Glücklicherweise macht es der Film sich nicht so einfach geradeheraus mit den Grenzen zwischen Realität und Film zu
spielen. Das geschieht vielmehr auf eine subtile und unaufdringliche Art und Weise, die Klischees vermeidet und damit
auch Raum lässt die beiden im Mittelpunkt stehenden Charaktere ausreichend zu beleuchten. Dabei muss allerdings
festgehalten werden, dass So Ji-seob schnell das Ruder an sich reißt und klar macht, dass er der eigentliche Star des
Films ist. Sein Charisma trägt den ruhigen, vielschichtigen Charakter Gang-paes mit Leichtigkeit und versorgt ihn mit
einer gewissen Rätselhaftigkeit, sodass er zwar immer irgendwie unnahbar bleibt, aber dennoch die Sympathien der
Zuschauer für sich gewinnen kann. Kang Ji-Hwan dagegen mutet wegen seiner impulsiven und oft gewalttätigen Art wie der
eigentliche Antagonist im Film an. Gleichzeitig schafft aber auch er es ein dreidimensionales Bild seiner Person zu
zeichnen, sodass wir auch mit ihm fiebern und leiden können.
Ohne Zweifel ist es zu einem großen Teil der hervorragenden schauspielerischen Fähigkeiten von Kang und vor allem So
zu verdanken, dass der Film so gut funktioniert. Regisseur Jang Hun verpasst es aber auch nicht dem Film, eben ganz
unüblich für einen Kim Ki-duk Film, auch ein ordentliches Tempo zu geben und ein durchgängiges Unterhaltungspotential
durchzusetzen. Hauptsächlich wird dies in Form von Faustkämpfen realisiert, die stellenweise recht brutal sind. Vor
allem gegen Ende fließt so einiges an Blut und das Maß an Gewalt in einer bestimmten Szene ist sogar recht schockierend.
Wundern sollte das allerdings niemanden, denn schließlich handelt es sich hier auch um einen Gangsterfilm. Dementsprechend
wird es dann auch etwas dramatischer als Gang-pae eine folgenschwere Entscheidung trifft, in Bezug auf einen Kontrahenten
seines Bosses, den er trotz andersartiger Befehle leben lässt. Es ist aber nicht einfach nur so, dass Gang-pae durch
seine Arbeit beim Film und seinem kleinen Liebesintermezzo mit einer der Darstellerinnen lernt etwas menschlicher zu
werden, die Veränderungen, die mit Gang-pae vorgehen sind vielseitiger und auch nicht immer ganz so offensichtlich, was
das Charakterdrama nur umso glaubwürdiger macht.
Wer die Augen offenhält wird auch einige nette Anspielungen an andere koreanische Gangster-Filme finden, die sich dank
des "Film im Film"-Plots auch gut in "Rough Cut" einfügen. Andere lustige Anspielungen sind auch die beiden Namen
der Hauptcharaktere, denn Gang-pae heißt eben soviel wie "Gauner" und Su-ta "Star". Wie schon
erwähnt verkommen die beiden Individuen trotz ihrer Namen aber nicht einfach zu Abziehfiguren ihres sozialen Hintergrunds.
Einige Szenen wirken aber künstlich oder von den Sets auch etwas erzwungen, wie z.B. der letzte Kampf im
Schlamm, aber einen Vorwurf kann man den Machern deswegen nicht machen, denn schließlich handelt es sich bei diesen
Drehorten und Szenen um jene, die Teil des "Films im Film" sind. Ein cleverer Schachzug der Filmemacher, da sie sich
damit gegenüber jeglicher Kritik immunisieren. Gegen die letzte Szene gelingt ihnen das aber nicht, da Gang-paes
Verhalten zwar nicht vollkommen irrational ist, aber doch irgendwie etwas unglaubwürdig. Das Ende bekommt damit
einen leicht säuerlichen Nachgeschmack, ebenso wie eine bestimmte Vergewaltigungsszene, die bei uns einfach kein
Verständnis erwarten kann, genauso wenig wie das darauf folgende Verhalten des Vergewaltigungsopfers.
Technisch gesehen gibt es nichts zu beanstanden. Eine manchmal wackelnde Kamera gibt dem Film einen gewissen Realismus,
an anderer Stelle wird dagegen ein gehobeneres Ambiente ebenfalls sehr gekonnt eingefangen. Vor allem jenen Szenen,
in denen wir etwas von der Arbeit des Regisseurs und der Crew zu sehen bekommen, was eigentlich nicht sehr häufig ist,
haftet ein kleiner dokumentarischer Charakter an. Aber natürlich regt "Rough Cut" nicht nur in Bezug auf den
Filmindustrieaspekt zum Nachdenken an. Hier und da gibt es auch etwas Symbolik zu sehen und wie für ein Kim Ki-duk
Drehbuch unabdingbar findet auch die Religion ihren Weg in Form einer kleinen Buddhastatue, die Gang-pae geschenkt wird,
ihren Platz in den Film. Es gibt also genügend worüber man nachdenken kann, aber der Film zwingt einen nicht mit der
für Kim Ki-duk typischen Prätentiösität dazu, was zur Abwechslung sehr angenehm auffällt.
"Rough Cut" bleibt allerdings ein ungewöhnlicher Film, der vielleicht nicht Jedermanns Geschmack treffen wird,
sich jedoch durchaus ein Lob verdient hat. Gerade der
"Film im Film" zwingt den Zuschauer auf subtile Weise seine Distanz zum Medium Film immer wieder aufs Neue abzuwägen.