Story: Lee Yoo-rim (Park Hae-il) ist 26 Jahre alt und Lehrer. Er bekommt die 27-jährige Referendarin
Choi Hong (Kang Hye-jeong) zugeteilt, der er sofort verfällt. Obwohl er seit 6 Jahren eine Freundin hat, spricht er
Choi unverblümt darauf an, dass er mit ihr Sex haben möchte. Choi weigert sich natürlich, zumal sie einen festen
Freund hat. Auch Lees zukünftigen Annäherungsversuchen weicht sie aus, macht dies allerdings auf
eine merkwürdige passive Art und Weise, als wenn sie eigentlich nicht unbedingt abgeneigt wäre. Schließlich hat
Lee sie überzeugt.
Nachdem die Beiden dann aber die Nacht miteinander verbracht haben, beginnt ihre Beziehung erst
interessant zu werden. Lee erfährt einiges über Chois Vergangenheit, warum diese so abweisend ist, und warum sie trotz
ihres Alters immer noch keine Lehrerin ist.
Die Beziehung stand von Anfang an unter keinem glücklichen Stern.
Als an der Schule jedoch Gerüchte in Umlauf kommen, beginnen die Probleme erst so richtig.
Kritik: Wieder einmal ein Film, der die Erwartungen, die das Cover und der Titel wecken, nicht
erfüllen kann. Und wieder einmal ist das im Positiven zu vermerken! "Rules of Dating" wurde wahrscheinlich nur aus
Marketingzwecken als Romantikkomödie promotet. Tatsächlich handelt es sich bei Regisseur Han Jae-rims Erstlingswerk
um ein Romantikdrama, das eine gute Geschichte mit außergewöhnlichen Charakteren zu erzählen weiß. Dabei spielt die
Rolle, die die Frau in der koreanischen Gesellschaft einnimmt eine genau so große Rolle, wie das Thema Sex oder Liebe.
Was den Film außerdem interessant macht ist, dass die Liebesromanzenthematik diesmal von hinten aufgerollt wird. Hier
kommt es zuerst zum Sex und dann entwickelt sich die Beziehung!
Anfangs ist es etwas schwer sich mit den Personen anzufreunden. Allzu merkwürdig sind die Handlungen von Lee, der
ganz ehrlich und gerade heraus Choi mitteilt, dass er mit ihr schlafen will. Noch befremdlicher ist die Art auf die
Choi ihn zurückweist. Ihre Passivität zeigt, dass sie für Lee evtl. etwas empfindet. Aber in ihrer Vergangenheit
scheint es ein Ereignis gegeben zu haben, das sie sich nach innen hat zurückziehen lassen. Inwieweit sie niemandem
mehr vertraut und sich von der Welt abschottet, zeigt nicht nur ihre Schweigsamkeit bei diversen Lehrertreffen in den
Bars, sondern auch ihre Wohnung. Mit mehreren Schlössern an der Tür und der Paranoidität Chois, mit der sie bei dem kleinsten
Geräusch aus dem Schlaf hochschreckt, zeigt uns Regisseur Han mit Liebe für's Detail die ersten Facetten von Chois
Charakter. Erst später, wenn wir das Warum für ihre Zurückgezogenheit erfahren, taut Choi auf. Ihre Person bekommt
mehr Farbe und darf sogar mal lachen.
Kang Hye-jeong, die u.a. aus "Oldboy" bekannt sein dürfte, spielt sich als Choi in die Herzen der Zuschauer. Sie
sieht gut aus, versprüht einen ungewöhnlichen Charme und zeigt in den heißeren Szenen auch durchaus mal etwas mehr von
sich. Natürlich ist es aber ihre gelungene Darstellung der komplexen Person Choi, die beweist, dass sie das Zeug dazu
hat nicht nur als Nebendarstellerin zu glänzen, sondern auch die Bürde der Hauptdarstellerin mit Leichtigkeit zu
tragen weiß. Hoffentlich sehen wir sie in ihren nächsten Filmen wieder im Rampenlicht stehen.
Park Hae-il ist nicht der typische Ladykiller, erstaunt aber mit seiner Offenheit. Er nimmt was er will und das mit
einer Rücksichtslosigkeit, dass man ihn schon einen Stalker und Vergewaltiger nennen könnte. Wir lernen ihn hassen, Park
schafft aber das Kunstwerk, sich zum beschützenden, liebenswürdigen Freund zu verwandeln, der wohl
mehr für Choi empfindet, als er es sich eingestehen will.
Nach den schwer begreifbaren Handlungen und merkwürdigen Situationen, in die Lee und Choi am Anfang immer wieder geraten,
ergibt das Ganze im Nachhinein betrachtet alles Sinn, wenn wir erstmal die Charaktere besser kennengelernt haben und
mehr über deren Vergangenheit wissen. Spätestens ab der zweiten Hälfte des Films kümmern wir uns wirklich um diese
beiden Personen und die Beziehung zwischen den Beiden scheint an Gewicht zuzunehmen. Auch wenn nach wie vor die
Personen selbst im Vordergrund stehen.
Regisseur Han Jae-rim, weiß die Aufmerksamkeit des Zuschauers mit intelligenten Dialogen und flottem Schnitt aufrecht
zu erhalten. Obwohl durchgängig ein eher ernster Film, hat "Rules of Dating" einen unbeschwerten Unterton,
was auch oft am Soundtrack zu erkennen ist. Der Film nimmt sich als Drama sehr ernst, kann aber auch einige wenige
unkonventionelle Gags liefern.
Die Intensität des Films wird hauptsächlich durch die charmanten und interessanten Personen geschaffen, aber auch die
Story weiß zu gefallen. Ein paar Szenen erscheinen im Nachhinein unwichtig und den Film etwas kürzer zu halten, hätte
bestimmt nicht geschadet. Andererseits hätten wir dann auch nicht so lange die bezaubernde Kang Hye-jeong zu Gesicht
bekommen.
"Rules of Dating" ist ein unterhaltsames, dennoch ernstes Drama, das die Rolle der Frau beleuchtet. Choi
überzeugt als innerlich gebrochener Mensch, dessen Leid ihren Ursprung in ihrer
Behandlung von einem Mann hat. Weil das Wort eines Mannes mehr wiegt als ihres, ist sie ein von der Gesellschaft
verstoßenes Individuum, das sich erst wieder aufrichten kann, als sie den Spieß herumdreht und einen Mann
diskreditiert. Lee ist dabei Chois Heilmittel. Ihre innere Entwicklung und Reifung zu betrachten ist nicht nur
interessant, sondern erfüllt einen auch mit Genugtuung.
Ein Romantikdrama mit einer Aussage, das sich keiner Klischees bedient und erfrischend anders ist!