Story: Cheung (Andy Lau) hat Krebs und nur noch wenige Wochen zu leben. Er überfällt einen Bürokomplex und nimmt
einen Manager als Geisel. Dies alles scheint nur dazu dienen den Spezialisten für Geiselnahmen Inspektor Ho (Lau
Ching-Wan) zum Tatort zu bringen. Cheung möchte mit Ho ein 72-stündiges Katz-und-Maus Spiel beginnen und der
Inspektor hat unter den gegebenen Bedingungen keine andere Wahl als darauf einzugehen. Tatsächlich schafft es
Cheung zu entkommen. Doch Ho ist nicht umsonst einer der besten Polizisten Hong Kongs. Auch wenn er noch lange bzgl.
des Motivs Cheungs im Dunkeln tappt kommt er ihm doch mehr als einmal wieder auf die Spur. Allerdings scheint
Cheung jeden Schritt im Vorraus geplant zu haben und schlüpft immer wieder durch Hos enges Netz.
Während Cheung die Zeit davonrennt findet Ho heraus, dass dieser wohl doch einen größeren Plan verfolgt. Cheung will
den Gangster ausschalten, der für den Tod seines Vaters verantwortlich ist. Zwar ist Ho immer noch auf der Jagd nach
Cheung, doch langsam macht ihm das "Spiel" Spaß und es entwickelt sich eine ungewöhnliche, fast schon
freundschaftliche Beziehung zwischen den beiden...
Kritik: "Running out of Time" ist ein wirklich gelungener Hong Kong Cop-Thriller, der sich der typischen
Thematik des Katz-und-Maus Spiels annimmt. Dass der Hauptprotagonist an einer unheilbaren Krankheit leidet, ist
auch nicht unbedingt sehr neu, dennoch funktioniert der Film dank seiner beiden grandiosen Darsteller und einigen
intelligenten Wendungen sehr gut. Das ist umso erstaunlicher, als dass der Film keinen Hehl daraus macht
mehr Mainstream zu sein und somit auch ein Publikum außerhalb Asiens ansprechen will. Die Atmosphäre und die
Charaktere haben alle einen sehr "internationalen" Touch, das Tempo ist zu jederzeit hoch und eine kleine angedeutete
Liebesgeschichte gibt es auch. Was will man mehr?
Andy Lau ("Infernal Affairs", "House of Flying Daggers") gibt eine tolle Darstellung als todkranker Gangster ab.
Anfangs wissen wir noch nicht was wir von ihm zu halten haben, außer dass er sehr professionell und überlegt
vorgeht. Als er dann jemanden augenscheinlich kaltblütig erschießt hat er jegliche eventuell schon vorhandenen
Sympathien verloren. Schnell zeigt sich jedoch, dass Cheung ein ausgefallenes Spiel leitet, bei dem tatsächlich
zumindest niemand von den guten Jungs umkommt. Lau verleiht seinem Charakter dabei das nötige Charisma und gerade in
den Szenen, in denen seine Krankheit immer mal wieder zum Vorschein kommt, kann er unser Mitleid erregen.
Ihm gegenübergestellt ist Lau Ching-Wan, der als cooler Cop jeden Fall löst bis es fast nichts mehr für ihn zu tun
gibt. Cheung ist da nur eine willkommene Herausforderung für ihn.
Cheung erweist sich jedoch als äußerst gerissen und Ho muss erkennen, dass er die ganze Zeit wie eine Puppe nach
Cheungs Regeln tanzt. Die Beziehung zwischen den beiden ist dabei das Highlight des Films. Die beiden Kontrahenten
haben Respekt füreinander und als sie dann gezwungenermaßen auch noch zusammenarbeiten müssen wird das Ganze für den
Zuschauer noch spaßiger.
Die Story ist erstaunlich gut ausgearbeitet. Es gibt viele Aha-Momente und einige zuerst unwichtig erscheinende
Szenen vom Anfang sollen später wieder an Bedeutung gewinnen. Es lohnt sich also genau aufzupassen.
Trotz seines intelligenten Gangster-plots vergisst der Film aber auch nicht immer mal wieder dezent auf Cheungs
Krankheit hinzuweisen, so dass diese nicht allzu schnell in Vergessenheit gerät. "Running out of Time" birgt also
auch einige dramatische Momente und diese sind dabei gar nicht mal schlecht. Besonders die sehr dezent angedeutete
Liebesgeschichte zwischen Cheung und einer Mini-Bus-Passagierin, dargestellt von Yoyo Mung, ist sehr nett
anzusehen. Leider bleibt es uns verwehrt etwas mehr von ihr zu sehen.
Doch trotz aller Dramatik ist Johnnie Tos ("Election") Werk in erster Linie ein Cop-Thriller, was er zum Glück nie
aus den Augen verliert. Obwohl sich die Action in Bezug auf Schießereien in Grenzen hält ist der Film doch durchwegs
spannend und fesselt den Zuschauer bis zum Ende an den Bildschirm.
Ein kleiner Bonus ist der Humor, von dem es in "Running out of Time" nicht wenig gibt. Besonders Hos Vorgesetzter
Wong, fast schon stereotyp von Hui Siu-Hung dargestellt, ist für einige nette Gags verantwortlich. Dazu gesellt sich
noch Lam Suet in einer Nebenrolle und Ruby Wong darf in ihrer kleinen Rolle ebenfalls in einem lustigen Dialog mit
Lau Ching-Wan für ein paar Lacher sorgen. Besonders faszinierend ist, dass sich der Humor trotz des ansonsten ernsten und
manchmal sogar dramatischen Grundtons perfekt in den Rest des Films einfügt.
Veteran Raymond Wong sorgt für die passende Musikuntermalung und Johnnie To sorgt mit seinem Sinn für Style dafür, dass
der Film auch äußerlich ansprechend ist.
Am Ende bleibt der Film allerdings etwas zu kurz und wirklich überraschend ist das Ende auch nicht. Irgendwas
scheint einfach zu fehlen um den Film an die absolute Spitze der Hong Kong Thriller zu bringen.
"Running out of Time" bietet ansprechende Unterhaltung und weiß mit seinen Charakteren und netten Twists den
Zuschauer in seinem Bann zu halten. Wer auf intelligente Cop-Thriller mit einer Prise Humor und Dramatik steht sollte
sich diesen Film nicht entgehen lassen.