Story: Staatsanwalt Oh Jin-woo (Yu Ji-Tae) ist auf der Suche nach dem Mörder des Gangmitglieds Park. Er
vermutet als Täter den Auftragskiller Cho. Doch seine weiteren Ermittlungen führen ihn sogar noch tiefer in den
Sumpf des Verbrechens. Der Mafiaboss Yoo Kang-jin (Sohn Byung-ho), der gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde,
scheint hinter all dem zu stecken.
Cop Jang Do-young (Kwon Sang-woo) kämpft lieber mit seinen Fäusten als zu denken. Als sein Halbbruder kurz nachdem
er aus dem Gefängnis gekommen ist von Yoo getötet wird, weil er versucht hatte Yoo zu erpressen, sieht
Jang rot. Er versucht auf die brutale Art an Yoo und seiner Bande Rache zu nehmen, doch er hat damit keinen Erfolg.
Schließlich holt Oh den außer Kontrolle geratenen Jang in sein Team um mit ihm gemeinsam gegen Yoo vorzugehen. Doch
der Mafiaboss wird immer unantastbarer, da er sich mehr und mehr in die Politik einkauft.
Das ungleiche Team Oh und Jang kann zwar ein paar kleine Erfolge gegen das Verbrechenssyndikat verbuchen, doch Yoo
scheint immer noch außer Reichweite. Schließlich kann Yoo die zwei sogar in eine gefährliche Falle locken...
Kritik: "Running Wild" ist ein harter Cop-Thriller, wie er sonst wohl nur aus Hong Kong zu erwarten wäre.
Es steht vor allem die Rücksichtslosigkeit und Gewalt im Vordergrund, besonders die Jangs, die die beiden
Hauptprotagonisten letztendlich in einen Strudel der Selbstzerstörung zieht. Das hört sich an sich ganz interessant
an, doch der Film hat mit zu platten Charakteren und vielen Hängern zu kämpfen.
Dafür können dann wiederum einige Actionszenen und vor allem das Ende entschädigen. Fragt sich nur warum die
eigentlich simple und bekannte Story so verkompliziert werden musste.
Das ungleiche Paar Oh und Jang vereint seine Kräfte um einen gemeinsamen Feind zu bekämpfen.
Oh ist der Denker, der
handfeste Beweise braucht und mit Hilfe logischer Schlussfolgerungen die Fälle, in die er sich einmal verbissen hat,
dann auch tatsächlich zum Abschluss bringt. Auf der Suche nach dem Killer Cho gerät er in eine noch größere Sache und
fortan will er den Mafiaboss zu Fall bringen. Das Warum ist da nicht wirklich einleuchtend und seine Verbissenheit
ebensowenig.
Machen wir dem Script wegen Oh aber mal keine Vorwürfe, denn der Hammer kommt erst noch: Jang.
Selten hat man einen
dümmeren Cop gesehen, der eigentlich nichts mehr als ein hirnloser Schläger ist. Jang verprügelt wen und wann er kann.
Grund: findet er schon. Dabei stellt er sich mehrmals ganzen Heerscharen an Gangmitgliedern, die ihn dann natürlich
auch jedes Mal krankenhausreif schlagen. Man könnte meinen, aus solchen Situationen würde man lernen. Doch Jang nicht.
Gleich in einer der nächsten Szene wartet er wieder auf die Gang, allerdings nutzt er nicht die Zeit um einen Hinterhalt
zu legen, Verstärkung zu rufen oder sich sonst irgendeinen taktischen Vorteil zu verschaffen. Nein, er stellt sich der
Gang wieder alleine entgegen! Und wird natürlich wieder zusammengeschlagen... Warum ihn keiner der Mafiagang letztendlich
umgebracht hat ist ebenso unverständlich. Sicher, er ist ein Cop und damit würde man sich nur noch mehr Probleme
einhandeln, aber nicht jeder der Gang wird so kühl und logisch überlegt haben wie Yoo.
"Running Wild" ist ein Film, der hauptsächlich dazu gedacht war das Image der von der weiblichen Teenie-Welt
vergötterten Romantik-Stars Yu Ji-Tae ("Ditto", "Oldboy") und Kwon Sang-woo ("My Tutor Friend")
zu erweitern. Zumindest das ist gelungen. Doch zu
welchem Preis?
Yu Ji-Tae spielt den Staatsanwalt Oh einfach zu kühl und distanziert. Menschliche Eigenschaften sucht man bei ihm
lange vergebens. Kwon dagegen mimt den Cop Jang als aggressiven und raufenden Idioten. Hier haben die Scriptschreiber
wohl Passion mit Dummheit verwechselt. Da wundert es einen auch nicht, dass uns das Schicksal der beiden
Hauptprotagonisten eigentlich egal ist.
Erst gegen Ende dürfen die beiden Darsteller nochmal ein wenig aufdrehen, doch dann ist es einfach schon zu spät.
Da kommt dann auch nicht das Buddy-Feeling auf, das für solche Filme wichtig ist, damit sie funktionieren.
Der Film ist teuer produziert und einige der Actionszenen sind ganz nett anzuschauen. Kwon gibt in den Schlägereien
einen tollen Körpereinsatz, tolle Choreografien darf man koreatypisch natürlich nicht erwarten.
Auch technisch kann der Film überzeugen. Einzig die öfters eingesetzten Split-screens und Sekundensprünge stören
etwas. Dafür begeistern dann aber Szenen wie jene, in der die Kamera in einem Shot durch das Fenster eines Hochhaus
nach unten auf den aus eben jenem Fenster gesprungenen Toten schwenkt, um gleich wieder in die obere Etage zu
unseren "Helden" zu wandern.
Schön düster eingefangen und brutal-kompromisslos begeistert vor allem das Ende, das eigentlich schon Hong Kong
typisch ist. Unsere Helden gehen an ihrer eigenen Rücksichtslosigkeit zu Grunde, und eigentlich haben wir zumindest
was Kwon betrifft auch nie etwas anderes erwartet.
Doch der Weg zum äußerst spannenden und lohnenden Ende ist
gepflastert mit vielen Hängern und unnötigen Längen. Der Film hätte ohne Problem von 124 Minuten auf 90
heruntergekürzt werden können. Länger ist eben nicht gleich besser.
"Running Wild" dreht sich um Gewalt, Rücksichtslosigkeit und die Korruptheit der Politiker. Das Script verheddert sich
dabei in zu vielen unbedeutenden Kleinigkeiten und bauscht die Geschichte größer auf als sie ist. Mit den Charakteren
kann man sich nicht wirklich identifizieren und erst gegen Ende hat der Film unsere volle Aufmerksamkeit. Bis dahin
müssen einen die Actionszenen über Wasser halten.
Das Fazit also: Kein Film, den man gesehen haben muss. Wer unbarmherzige Cop-Thriller sehen möchte ist mit
Hong Kong Produktionen in den meisten Fällen besser bedient. Diejenigen, die aus welchen Gründen auch immer
eine Alternative suchen, werden aber mit "Running Wild" ordentlich unterhalten werden können.