Story: Nomi Kanjuro (Takaaki Nomi) wandert seit ein paar Jahren durch das Land und wird von den Behörden gesucht. Er hat seine Position
bei seinem Herrn aufgegeben, nachdem seine Frau gestorben ist, und hat sich damit selbst als Samurai entehrt. Zusammen mit seiner kleinen Tochter Tae
(Sea Kumada) muss er sich nun durch das Leben schlagen, immer wissend, dass ihm Kopfgeldjäger auf den Fersen sind. Darüber hinaus hat er nicht einmal ein
Schwert, um sich zu verteidigen. Lediglich an seiner Schwertscheide hält er fest. Eines Tages wird er schließlich von den Behörden gefangen genommen. Der
Herrscher lässt den Erlass verkünden, das Kanjuro 30 Tage Zeit hat, seinen Sohn zum Lachen zu bringen, der seit dem Tod seiner Mutter keine emotionale
Regung mehr gezeigt hat, bei Misserfolg soll er Seppuku begehen. Jeden Tag hat der ehrlose Samurai einen Versuch und die ersten davon zeigen, dass er kaum
eine Chance auf Erfolg hat. Allerdings helfen ihm schließlich seine Gefängniswärter Kuranosuke (Itsuji Itao) und Heikichi (Tokio Emoto) sich immer neue
Ideen einfallen zu lassen. Nachdem auch Kanjuros Tochter an neuen Ideen mitschmiedet, hat Kanjuro mit seinen Belustigungen bald das Volk auf seiner
Seite. Nur der Sohn des Herrschers scheint immer noch nicht lachen zu wollen...
Kritik: Es gibt etliche Filme über den Weg des Samurai und auch heute noch hat das Genre seinen Reiz nicht verloren. Wahrscheinlich weil
das Bushido Werte festgesetzt hat, die zum Teil heute noch ihre Gültigkeit in der japanischen Kultur haben oder haben sollten. Manchmal hat auch einfach nur
der Schwertkampf in jenen Filmen einen angenehmen Unterhaltungswert. "Scabbard Samurai" löst sich von an all dem, ohne im Kern aufzuhören, ein Chambara-Film
zu sein. In jedem Fall steht jedoch fest, dass man einen Film wie diesen noch nicht gesehen hat. Eine Komödie, die zuweilen auch sehr ernst genommen
werden will und einen ungewöhnlichen Helden porträtiert, dessen schlechte Einfälle, den Sohn des Regenten zum Lachen zu bringen, immer dann Lacher beim
Zuschauer hervorrufen, wenn er es gar nicht erwartet.
Zu Beginn sieht noch alles nach einem typischen Chambara-Film aus. Nur Kanjuro scheint etwas runtergekommen. Als dann jedoch nacheinander die Kopfgeldjäger
auftauchen und ohne Erfolg versuchen den Samurai auszuschalten, wird klar, dass wir hier eine sehr eigenartige Komödie vor uns haben. Kanjuro kämpft nicht,
er rennt. Wenn er eines hat, dann lediglich Glück. Er überlebt eine Messerattacke von hinten, einen Pistolenschuss gegen den Kopf und von dem missglückten
Versuch eines Attentäters, ihm das Genick zu brechen, wollen wir erst gar nicht reden. Als der Samurai dann gefangen genommen ist, kommt die eigentliche
Abstrusität erst in Fahrt. Kanjuros Überleben hängt davon ab, den Sohn des Regenten zum Lachen zu bringen. Eine Aufgabe, die vor ihm niemand gelungen ist
und daher dem Todesurteil gleichkommt. Und ein wirkliches Talent zur Comedy hat er nicht. Aber gerade das macht ihn wiederum so lustig.
Darsteller Takaaki Nomi gibt eine sehr eigenwillige Porträtierung des Samurai ab. Er ist etwas älter, aber durchaus noch fit für viele der sehr physisch
anspruchsvollen Witze. Bei manchen von diesen fragt man sich richtiggehend, was hier gerade eigentlich passiert, so abstrus ist das alles. Sei es eine Nudel,
die er die Nase hochzieht, ein Tintenfisch, gegen den er ringt, oder einen Sumo-Kampf, der er gegen sich selbst bestreitet. Das Ganze wird dabei stellenweise mit
einem solchen Ernst präsentiert, dass man erstaunlicherweise tatsächlich lachen muss. Der gelungene trockene Humor zeigt sich vor allem darin, dass wir
einige der Vorführungen in der Vorbereitung sehen und im Anschluss nur das Haus des Regenten mit der immer aggressiven, lauten Stimme seines Sprechers,
der daraufhin verkündet, dass das Todesurteil immer noch gültig ist.
Von einem Humor abgesehen, der nie dann lustig ist, wenn er es für das Publikum im Film sein soll, sondern immer, wenn man es nicht erwartet,
begeistert auch die Geschichte. Diese dreht sich nämlich um den Samurai und wird zwischen den Zeilen erzählt. Die Schwertscheide, die Kanjuro immer
bei sich trägt und die dem Film seinen Namen verleiht, dient dabei als Metapher. Seine Tochter erklärt, dass diese bedeutet, ihr Vater müsse nicht mit einem
Schwert kämpfen, um ein Samurai zu bleiben. Doch ist es gerade sie, die ihren Vater anfangs dazu animieren muss, sich mehr Mühe bei seinen Vorstellungen
zu geben. Schließlich wachsen auch die Gefängniswärter in die Aufgabe mit hinein und damit dem Zuschauer ans Herz. Hier zeigt sich vor allem die Stärke der
Nebendarsteller, da Kanjuro selbst gewollt immer ein Rätsel bleibt. Es muss allerdings auch festgehalten werden, dass die Vorführungen repetitiv
werden und man manchmal befürchtet, der Film gehe nirgendwo hin.
Nomi Kanjuro ist wie ein weißes Blatt, er redet kaum, seine Tochter gibt ihm ständig Widerworte und übernimmt die Aufgabe einer Ehefrau, die ihren Mann zurechtweisen muss, damit er überhaupt irgendetwas unternimmt. Der Samurai scheint damit innerlich wie tot. Und so ist die Schwertscheide auch eine Metapher für sein Leben. Nach dem Tod seiner Frau fühlt er nur noch Leere. Bezeichnend ist nämlich, dass er sein Schwert selbst zurückgelassen hat. Sein Leben selbst, die Schwertscheide, konnte er jedoch nicht zurücklassen. Die subtil erzählte Geschichte wird zum Ende hin auch mit dem nötigen Maß an Emotionen getragen und so entfaltet Regisseur Hitoshi Matsumoto ("Big Man Japan") vor dem Hintergrund einer trockenen Komödie einen wundervollen und erstaunlich subtilen Film, der sein Herz einfach an der richtigen Stelle trägt.