Story: Jay (Jay Chou) kommt an eine neue Uni, an der er seine Piano-Studien vertiefen will. Das Mädchen
Sky (Alice Tzeng) führt Jay auf dem Unigelände herum und zeigt ihm was er wissen muss. Kurz darauf trifft er im
Klavierraum das Mädchen Rain (Guey Lun-Mei), in das er sich sofort verliebt. Die zwei starten eine
unschuldige Romanze, aber Jay muss herausfinden, dass das Mädchen voller Geheimnisse ist. Warum erscheint sie
nie zum Unterricht und weshalb darf er nicht ihre Eltern treffen? Jay macht sich seine Gedanken darüber, ist
aber glücklich solange er ab und zu mit ihr zusammen sein kann.
Nach und nach verliebt sich allerdings auch Sky in Jay, der mit seinem außergewöhnlichen Klavierspiel
ihr Herz erobert. Als Rain mitansieht wie Jay von Sky geküsst wird, versteht sie die Situation falsch und
verschwindet. Fünf lange Monate vergehen, in denen Jay bei seinem Vater (Anthony Wong) Rat sucht bis er Rain schließlich
wiedersieht. Und dann kann er auch endlich ihr Geheimnis lüften...
Kritik: Es ist selten, dass mich ein Film tatsächlich überraschen oder gar beeindrucken kann. "Secret" ist
ein solcher Film. Meine Erwartungen an diesen Film, der sich nach einer typischen Liebesgeschichte anhört und überdies
auch noch Taiwans Popstar Jay Chou in der Hauptrolle hat, waren eher gering. Als ich dann sogar las, dass der Film
nicht nur von Chou geschrieben wurde, sondern dass er selbst auch als Regisseur sein Debüt gibt, war mir nicht ganz
klar was ich davon halten sollte. Jedenfalls nicht viel.
Erstaunlicherweise zeigt Jay Chou aber ein beeindruckendes Gespür für tolle Bilder, liefert eine gute Story, die
mit einem interessanten Twist aufwarten kann, und macht dabei noch Werbung für sich und sein musikalisches Genie, das
er nicht nur mit seinen vielen Klavierstücken beweist, sondern eben auch mit dem Soundtrack, für den er hier und da
auch selbst tätig war. Ich konnte Jay niemals wirklich leiden, denn sein hölzernes Schauspiel in "Initial D" oder
"Curse of the Golden Flower" konnte mich nie wirklich überzeugen, woran er hier zwar leider auch nicht viel ändern kann,
aber seine Leistungen als Regisseur sind überragend und machen uns Hoffnung auf mehr.
Die Geschichte selbst ist eigentlich ein typisches und unschuldig-süßes Liebesmärchen. Vielleicht nicht wirklich
ein Film für das männliche Publikum, doch die wunderschönen Bilder und die warme Atmosphäre des Films ziehen
einen schnell in seinen Bann. Überdies schafft es Guey Lun-Mei ("Blue Gate Crossing") fast im Alleingang den Film
zu tragen und die Chemie zwischen sich und Jay Chou überzeugend wirken zu lassen. Anfangs mag die Liebesgeschichte
fast schon zu perfekt wirken, und die Flirts, sowie die Dialoge zwischen den beiden scheinen tatsächlich
fast schon wie aus einem
Märchen für liebesgeplagte Mädchen, aber Gueys unwahrscheinliches Charisma und ihre Leinwandpräsenz (nicht zu
vergessen, dass sie auch unwahrscheinlich süß aussieht) sorgen dafür, dass wir schnell in die Geschichte finden.
Selbst Jay Chou gibt sich Mühe, aber auch wenn er seine bis dato beste schauspielerische Leistung abgibt, so wirkt
sie trotzdem immer noch zu kühl und reserviert um uns wirklich zu überzeugen.
Der Film spielt an der Tan Jiang High School, an der Jay Chou auch in Wirklichkeit seinen Abschluss in Musik
gemacht hat. Ob es sich bei dem Schulgebäude und dem Gelände um das echte handelt ist mir nicht bekannt, doch wenn
dem so ist, dann handelt es sich dabei wohl um eines der schönsten Gelände, die man bei einer Universität zu sehen
bekommen kann. Die etlichen Grünanlagen sind bezaubernd, und auch die Innenräume begeistern mit wunderbarer
Architektur, sowie toller Ausstattung. Regisseur Jay Chou hat hier augenscheinlich nichts dem Zufall überlassen
und lässt seinen Film in tollem Glanz erstrahlen.
Interessanterweise gibt es hier und da auch ein paar Special Effects, die alle sehr gelungen sind. Leider kann ich
nicht genau darauf eingehen, da ich an dieser Stelle nicht zu viel von der Story verraten will, doch eine bestimmte
Szene wirkt mit ihren
Special Effects und dem anschließenden Läuten der Schulglocke wie eine Homage an einen Film von George Pal aus dem
Jahre 1960. Toll gemacht!
Wie gesagt lässt es sich Jay Chou auch nicht nehmen uns zu zeigen, was für ein toller Virtuose er auf dem Klavier
ist. Überraschenderweise wirkt das keineswegs so aufgezwungen wie sich das anhören mag, nicht mal als Jay an
einem Piano-Battle, der die Jugend von heute wahrscheinlich an ein Rap-Battle erinnern wird, teilnimmt. Jays
Können ist wahrlich beeindruckend, doch jeder in dem Film scheint Klavier spielen zu können. Guey Lun-Mei zeigt
ebenfalls ihr Können und selbst Anthony Wong darf in einer kleinen Szene ein wenig Klavier spielen. Kann dieser
Mann eigentlich irgendwas nicht? Er spielt jedenfalls einfach wieder großartig seine Rolle und spielt wie
schon in "Initial D" zum zweiten Mal den fürsorglichen Vater Jays.
Doch zurück zur Musik, die einfach grandios ist. Klassikfans werden bei den etlichen Klavierstücken völlig auf
ihre Kosten kommen, aber auch Musikliebhaber im Allgemeinen werden begeistert vor den Lautsprechern sitzen.
Nachdem fast zwei Drittel dieser eigentlich recht gewöhnlichen Romanze vergangen sind, kommt es zum großen Twist.
Ein Twist mit dem ich bei der Natur dieses Films gar nicht gerechnet hatte. Das hat seine Vor- und Nachteile.
Negativ dabei mag sein, dass das Abdriften des Plots ins Fantastische bei manchem auf Abneigung stoßen mag. Der
ein oder andere mag sich irgendwie betrogen fühlen, wenn man nach einem typischen Liebesfilmchen Ausschau gehalten
hat und hier dann im Endeffekt etwas anderes bekommt. Ich persönlich empfand diesen Umschwung jedoch als sehr willkommen.
Eigentlich macht die Story dann auch erst richtig den Reiz des Films aus. Außerdem bereitet einen der Film mit seinem
Titel ja schon darauf vor, dass schlussendlich ein Geheimniss gelüftet werden muss. Zuerst denkt man dabei sogar
für kurze Zeit in die falsche Richtung, bis wir dann schließlich auf die richtige Bahn gelenkt werden. Ebenfalls
sehr positiv ist, dass es dank des Plottwists noch einige sehr ansprechende emotionale Momente zu sehen gibt.
Dennoch, wenn erst einmal die Überraschung verflogen ist und man den Film nach dem Twist in einem völlig neuen
Licht Revue passieren hat lassen, wobei einem erst jetzt viele der intelligent eingearbeiteten Hinweise auffallen,
dann kommt man zu dem Ergebnis, dass man wohl nicht zu viel nachdenken sollte. Tatsächlich gibt es nämlich etliche
Logikfehler, die den Filmgenuss etwas ruinieren können. Aber trotz allem schafft es Jay Chou, dass wir am Ende
trotz des etwas konstruiert wirkenden Finales mit ihm fiebern.
Meine Begeisterung für "Secret" liegt zum großen Teil in dem Umstand begraben, dass ich nur eine simple Liebesgeschichte
erwartet hatte, und mit einem tollen Storytwist - den man eigentlich hätte sehen müssen, für den man aber trotzdem
vollkommen blind war - überrascht wurde. Dementsprechend mag dieses Review für all jene, die nun eben schon Wissen
was sie zu erwarten haben vielleicht etwas zu enthusiastisch ausgefallen sein, dennoch ändert es nichts daran, dass
"Secret" wirklich einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen hat. Die wunderschönen Aufnahmen und die Musik
lassen mich dann eben eine leicht bessere Wertung vergeben, als vielleicht angemessen ist. Nichtsdestotrotz
beweist der Film, dass Jay Chou wirklich einen tollen Regisseur abgibt und weiter in diese Richtung arbeiten sollte.
"Secret" ist eine fantastische Romanze, die sich Liebhaber des Genres nicht entgehen lassen sollten!