Story: Der freischaffende, ehemalige chinesische Agent der japanischen NSA, Lam (Tony Leung) hat den Auftrag
gestohlene Dollar-Druckplatten wiederzubeschaffen und für ein hübsches Sümmchen der amerikanischen Regierung
auszuhändigen. Leider kommt ihm dabei die ehrgeizige, aber unerfahrene Diebin JJ (Shu Qi) in die Quere, die auch
etwas von dem Kuchen abhaben will. Lam kann JJ allerdings wieder loswerden und händigt die Druckplatten
schließlich dem chinesisch-amerikanischen CIA Agenten Owen Lee (Richie Ren) aus. Dieser hintergeht jedoch Lam und
verschwindet mit den Platten. Sein Plan ist es selbst die Platten für eine noch größere Summe an den koreanischen
Untergrundboss Polar Bear zu verkaufen. Doch da hat er die Rechnung ohne Lam gemacht, der zusammen mit seinen drei
reizenden Assistentinnen und JJ Jagd auf Owen und die Druckplatten macht.
Kritik: Warum der ohnehin eher durchschnittliche erste Teil "Tokyo Raiders" unbedingt eine Fortsetzung
bekommen musste, bleibt wohl ein Rätsel - doch hier ist sie!
Schon nach den ersten Minuten ist einem klar, dass man unbedeutendes Popkorn-Kino geliefert bekommt. Stellenweise
unterhaltend, aber auf jeden Fall nichts für den Kopf. Es wäre auch fatal in "Seoul Raiders" nach einem höheren (oder
auch nicht so hohem) Sinn zu suchen, denn es gibt keinen. Das muss nicht unbedingt schlimm sein, sofern man gut
unterhalten wird. Allerdings schafft es dieser Film, dass man sich des Öfteren am Kopf kratzen muss. Denn so etwas
wie ein Script gab es wohl auch nicht als man mit dem Dreh begonnen hat. Vielmehr hat man das Gefühl, dass Actionszene für
Actionszene aneinandergereiht wurde. Gewürzt wurde das Ganze mit ein paar sinnentleerten Dialogen.
Zweifellos
gibt es einige Szenen, die einen dann und wann auch mal zum Schmunzeln bringen können, aber durchgehend hat man doch das
Gefühl als wüsste der Regisseur nicht in welche Richtung der Film gehen soll. Tatsächlich geht das ganze sogar so weit,
dass man gewisse Schlüsse, die gezogen werden nicht nachvollziehen kann, bzw. man sich einfach fragt: wer, was, wo, wann
und vor allem warum!? Wenn es wirklich einmal für "Seoul Raiders" ein Drehbuch gab, dann wurde es zerstückelt und
schlussendlich nur in Form einiger willkürlich dem Zuschauer zugeworfenen Puzzleteile verwirklicht. Nicht, dass die Story
des Films so kompliziert wäre. Im Gegenteil mutet sie eher an Filme aus den 80ern/90ern an, über dessen Niveau wir uns
schon bei Weitem hinausgekommen glaubten. Doch dem Film fehlt sogar noch der innere Zusammenhalt der Story.
Doch genug über die Story. Natürlich gibt es auch wieder massig Schlägereien und diese sind stellenweise ganz nett
gemacht. Die Originalität des Vorgängers wird aber leider nicht erreicht. Das ist vor allem bedauerlich, da
"Seoul Raiders" genauso wie sein Vorgänger von den Actionszenen lebt und wenn man es genau nimmt auch nur aus jenen
besteht. Außerdem störend ist, dass jede Kampfszene ohne größeren Hintergrund ist, an dessen Ende kein größeres Ziel
steht, das es zu erreichen gilt. Wenn der Zuschauer nicht mit ins Geschehen gezogen wird, welchen Sinn haben denn
dann die Kämpfe? Wieder einer der Punkte, über die sich die Produzenten des Films mal Gedanken hätten machen sollen,
wenn sie das schon bei nichts Anderem gemacht haben.
Visuell gesehen ist der Film ganz ordentlich gemacht, aber es kommt einfach keine Spannung auf und auch die gute
Laune, die vermittelt werden soll wirkt eher aufgesetzt.
Wie zu erwarten bleiben bei einer eigentlich nicht vorhandenen Story auch die Intentionen der einzelnen Charaktere
auf der Strecke. Vor allem die Frage, warum Lam denn eigentlich seine drei Assistentinnen rekrutiert hat, bleibt einem
bis zum Schluss im Kopf. Denn außer gut auszusehen (und zugegeben: das machen sie ziemlich gut) scheinen sie keinen
Zweck zu erfüllen. Ab und zu stehen sie etwas sinnlos in der Gegend rum, gehen dann wieder, nur um dann wieder irgendwo
aufzutauchen, wieder nur rumzustehen und vielleicht als Krönung noch einen schwachsinnigen Kommentar loszuwerden. Mit
Shu Qi verhält es sich nicht anders, denn ihre Darstellung von JJ ist auch eher platt und nebensächlich,
was nicht mal unbedingt ihre Schuld ist, sondern die des Scripts.
Zum Glück kann Tony Leung mit seiner Darstellung des lebensfrohen und gewalttätigen James Bond-Verschnitts Lam mit Sinn
für schwarzen Humor, noch einige Pluspunkte für den Film sammeln. Auch wenn man ihm irgendwie ansieht, dass er nicht
so viel Spaß beim Dreh hatte, wie noch beim ersten Teil.
Ein weiteres Lob gebürt Richie Ren der Owen Lee ein ganz
eigenes Charisma verleiht, obwohl seine Intentionen und sein wahrer Charakter in den Wirren des Drehbuchs verloren
gegangen sind.
Am Ende bleibt einfach das Problem, dass man sich mit keinem der Charaktere wirklich identifizieren kann, da sie
einfach zu platt sind.
Die größte aller Fragen bleibt dann aber wohl: Warum ausgerechnet Korea? Nicht nur, dass von einem Kulturschock
keine Spur zu sehen ist, sondern um genau zu sein, ist eigentlich nichts von Korea und seiner Kultur zu sehen! Der
Film hätte in jeder x-beliebigen Stadt spielen können und es hätte keinen Unterschied gemacht. Das ist wieder mal nur
eine der zahllosen
verpassten Gelegenheiten des Regisseurs den Film über seine absolute Mittelmäßigkeit zu erheben. Was bleibt ist
eine enttäuschende Fortsetzung, oder eine eigentlich unterdurchschnittliche Actionkomödie,
bei der man sich wundert warum sie so
hochkarätig besetzt ist.