Story: Am königlichen Hof wird ein Dienstmädchen erhängt in ihrem Zimmer gefunden. Die Hofmedizinerin
Chun-ryung (Park Jin-hee) untersucht den Leichnam und findet keine Anzeichen für einen Selbstmord. Im Gegenteil, sie
findet Beweise, die zeigen, dass die Frau ermordet wurde. Doch die Leiterin der Dienstmädchen will davon nichts hören. Ein Mord am
Höfe des Königs würde einem Skandal gleichkommen, und so handelt es sich nach offizieller Aussage beim Tod des
Dienstmädchens um Selbstmord. Chun-ryung findet aber noch etwas viel erschreckenderes heraus. Die Verstorbene hatte
ein Kind, über das es jedoch keinerlei Aufzeichnungen gibt. Dienstmädchen dürfen sich ohnehin nicht mit anderen
Männern einlassen, da sie ihre Jungfräulichkeit für den König aufzuheben haben. Ein Verstoß wird mit der Todesstrafe
geahndet. Ein Grund mehr, warum Chun-ryung bei ihren Ermittlungen auf taube Ohren und verschlossene Münder stößt,
denn falls die Wahrheit herauskommen sollte, würde es für einige Dienstmädchen am Hof schwerwiegende Konsequenzen
haben. Allerdings muss Chun-ryung herausfinden, dass der Täter eine hochrangige Persönlichkeit ist. Wenn sie der
Wahrheit auf die Spur kommen will, muss die Ärztin erst einmal die Intrigen am Hof auflösen. Doch damit spielt sie ein
gefährliches Spiel...
Kritik: "Shadows in the Palace" ist ein wirklich interessanter Mystery-Thriller, der vor allem wegen seiner
durchgehend weiblichen Protagonisten, seiner spannenden Hofintrigen und seinem Setting in der Chosun-Dynastie
heraussticht. Traurigerweise bleibt der Film hinter dem zurück, was er hätte werden können, was hauptsächlich an den später
eingeworfenen Horrorelementen liegt. Wenn nämlich der sichtbar übernatürliche Aspekt des Films zum Vorschein kommt,
mitsamt einem kurzen Auftritt eines Geists mit langen schwarzen Haaren, dann baut "Shadows in the Palace" qualitativ
unnötig ab und zerstört seine Atmosphäre des Außergewöhnlichen, die es bis dahin aufbauen konnte. Der Film ist
nämlich nicht nur wegen seiner Intrigen spannend, sondern besonders wegen des psychischen Horrors, den die Dienstmädchen
zu ertragen haben. Das Bild, das wir hier vom Leben der Dienstmädchen gezeichnet bekommen ist mit Sicherheit kein
Schönes. Gehorsamkeit und Angst dominieren ihr Leben.
Die Dienstmädchen am Hofe leben ausschließlich für ihren Herren und haben strikte Hierarchien, die befolgt werden
müssen. Das bekommen wir immer wieder auf beeindruckende Weise gezeigt. Wenn eine Vorgesetzte ein Dienstmädchen sprechen
will, muss sie zuerst einmal der Gruppenleiterin, dem das Mädchen untersteht, einen Grund nennen, ansonsten kann
sie nicht gerufen werden. Des Weiteren sind Frauen und Männer in verschiedenen Flügeln des Hofs untergebracht. Wenn sich
einer von ihnen in das Quartier eines anderen verirrt, kommt das einem Verbrechen gleich.
Als ob die Dienstmädchen es nicht schon schwer genug hätten, machen sie sich auch noch gegenseitig das Leben zur Hölle.
Gegenseitiges Schikanieren ist da noch nicht einmal das schlimmste. Die Mädchen haben so viel Angst vor Bestrafung,
dass sie zur Aufklärung unliebsamer Vorfälle zu den grausamsten Mitteln greifen. Immer wieder foltert die Chefin der
Dienstmädchen ihre Untergebenen, sperrt sie in enge Verliese und bringt sie zur psychischen Erschöpfung und Ohnmacht.
In einer besonders brutalen Szene sehen wir wie einem Mädchen glühende Nadeln unter die Finger geschoben werden. Und
das ist nicht die einzige Szene, die einen dazu zwingt sich immer mal wieder vor Ekel vom Bildschirm abzuwenden.
Die Professionalität mit der die Dienstmädchen bei den Folterungen vorgehen ist ebenfalls erschreckend. Es scheint beinahe
so als wenn solche Methoden an der Tagesordnung wären. Im Nu ist die gerade gefolterte Seele in einem Schrank versteckt
und alle Dienstmädchen sitzen wieder ganz unschuldig an ihren Stickereien, sobald eine der anderen Chefinnen vorbeikommt.
Es sind diese Momente und die enge Atmosphäre, die "Shadows in the Palace" so gut funktionieren lassen. Wir bekommen
hier einen faszinierenden Einblick in das Leben der Frauen zu dieser Zeit, und es ist außerdem das erste Mal, dass mich
ein Film, der in der Chosun-Dynastie spielt tatsächlich ansprechen konnte. Hauptsächlich liegt das an den wunderschönen
Sets, von denen die meisten noch vom Dreh des Films "The King and the Clown" übrig waren, und der stellenweise düsteren,
irgendwie mystischen Beleuchtung. Die tollen Kostüme und das Make-up tun ihr Übriges damit wir sofort in diese
andere Zeit gesogen werden. Technisch gesehen kann Debüt-Regisseurin Kim Mi-jeong für sich fast volle Punktzahl
verbuchen.
Leider hat der Film aber ab der zweiten Hälfte ein paar ernste Probleme. Die Story ist ziemlich gut, nur leider reicht
sie nicht aus um ganze zwei Stunden zu füllen. Als fast alle Verstrickungen aufgelöst sind, geht der Film dazu
über mehr und mehr Geister- und Horrorelemente einfließen zu lassen. Das erscheint einfach unnötig und beinahe wie ein
Lückenfüller, da der wahre Horror eigentlich durch die Intrigen und die Verhältnisse der verschiedenen Personen untereinander
dargestellt ist. Hätte der Film nur auf dieser Ebene gearbeitet, und wäre dementsprechend etwas gekürzt worden, hätte man einige
Längen und verwirrende Momente vermeiden können. Außerdem ist es anfangs nicht leicht immer den Überblick zu behalten,
wer welche Position innehat und wie heißt. Das ist ganz natürlich bei Filmen, die sich um Hofintrigen drehen, aber wie
gesagt werden viele Dinge gegen Ende unnötig durch übernatürliche Elemente verkompliziert. Des Weiteren erweist es sich
als ein kleines Problem, das sich das Ende insgesamt als etwas zu konstruiert erweist. Wettgemacht wird das jedoch
durch eine schöne letzte Einstellung.
Der Film dreht sich ausschließlich um Frauen und so gibt es auch nur ein, zwei Männer, die in ein paar kleineren
Nebenrollen zu sehen sind. Gerade dieser Fakt macht "Shadows in the Palace" aber so interessant. Außerdem können die
Darstellerinnen allesamt gute Leistungen darbringen, wobei Park Jin-hee ("Love in Magic", "War of Money") leider nicht
die beste Darstellung von allen abgibt. Es reicht aber, dass wir uns mit ihr identifizieren können. Nur gegen
Ende verlieren wir irgendwie den emotionalen Faden zu ihr, so dass uns ihr Schicksal nicht mehr wirklich interessiert,
was natürlich alles andere als günstig für den emotionalen Gehalt der Geschichte ist.
"Shadows in the Palace" ist ein Mystery-Thriller der etwas anderen Art, der stellenweise wirklich gelungen ist und
gerade wegen seiner dichten Atmosphäre und tollen Sets, sowie der Beleuchtung begeistern kann. Dann wiederum verspielt
er gegen Schluss eine gute Portion seines Potentials mit abgedroschenen Horrorelementen. Leider wird der Film dadurch
auch unnötig konfus und hinterlässt beim Zuschauer einen bitteren Nachgeschmack. Dennoch handelt es sich hier um einen
Film, den sich Mystery-Thriller-Fans wegen seiner Einzigartigkeit nicht entgehen lassen sollten.