Story: Ryo Narushima (Shawn Yue) kommt ins Jugendgefängnis, weil er auf brutalste Weise seine Eltern ermordet
hat. In der Haftanstalt machen ihm die anderen Gefangenen das Leben zur Hölle und der Leiter des Instituts schaut
dabei sogar zu, da er Ryo am liebsten tot sehen würde. Denn jeder weiß, dass Ryo wegen seines zarten Alters schon bald
wieder entlassen werden muss, trotz der Schwere seiner Tat.
Kenji Kurokawa (Francis Ng), der Karate-Lehrer des Gefängnis, nimmt sich Ryos an und lehrt ihn, wie er sich effektiv
verteidigen kann. Ein paar Jahre später ist Ryo wieder auf freiem Fuß und schlägt sich als Gigolo über die Runden.
Er ist auf der Suche nach seiner Schwester Natsumi (Pei Weiying), die, seit er ins Gefängnis gegangen war, verschwunden
ist und nun wahrscheinlich als Prostituierte arbeitet. Er lernt auf seiner Suche jedoch Megumi (Annie Liu) kennen,
ebenfalls eine Prostituierte, die Ryo auf seinem steinigen Weg begleitet. Dieser hat sich nämlich in den Kopf gesetzt,
dass niemand jemals wieder auf ihn herabschauen wird und versucht deshalb alles in seiner Macht stehende um sich das Recht
auf einen Kampf gegen den Champion des Lethal Fights Naoto Sugawara (Masato) zu verdienen.
Kritik: "Dog Bite Dog" hatte viele Kritiker in Staunen versetzt. Cheang Pou-Sois kompromissloses und brutales Werk,
das uns in eine wahrhaft nihilistische Welt entführte, hat in vielen die Hoffnung geweckt, dass das Hong Kong Kino noch
eine Zukunft hat. Dementsprechend hoch waren auch die Erwartungen an Cheangs neuestes Werk, das vom Stil her ähnlich
düstere Wege einschlagen sollte. Umso größer war die Ungeduld, als die Veröffentlichung des Films immer wieder verschoben
wurde. Eigentlich kein gutes Zeichen. Leider bestätigen sich unsere Befürchtungen, denn "Shamo" ist schlicht und einfach
eine herbe Enttäuschung, die vor allem wegen eines wirren Scripts und fehlender Charakterentwicklung so frustrierend ist.
Es ist zu begrüßen, dass Sameway Productions wieder einmal einen schmutzig-gelben Filter über den Film legt und alles
einfach unwahrscheinlich lebensfeindlich aussehen lässt, aber den emotionalen Gehalt, oder auch nur den hohen
Widerlichkeitsfaktor eines "Dog Bite Dog" findet man hier nirgendswo wieder. Wo "Dog Bite Dog" originell war, ist
"Shamo" einfach nur unstrukturiert und mangelhaft in dem was er übermitteln will. Überaus schade...
Der Film beginnt dabei eigentlich recht vielversprechend. Ryo kommt ins Gefängnis und wird dort misshandelt, ja, sogar
eine Gruppenvergewaltigungsszene ist wiederzufinden. Augenscheinlich wird er von allen gehasst, denn wer seine Eltern
umbringt darf nicht erwarten von irgendjemandem Verständnis zu erhalten. Gleich zu Beginn muss sich der Zuschauer
aber schon fragen, ob dieser schüchterne und eigentlich doch recht freundlich aussehende Junge tatsächlich diese Tat
begangen haben kann. Der Film gibt schon zu früh einige Tipps, so dass die spätere Auflösung schon von Anfang an
ersichtlich ist. Ein großes Problem, wie sich später herausstellen soll.
Ryo trifft jedenfalls Kenji, wieder einmal fantastisch, wenn auch nicht sonderlich drei-dimensional von Francis Ng
dargestellt. Kenji ist ein Karate-Lehrer und bildet aus welchen Gründen auch immer Ryo aus, so dass dieser als er
entlassen wird eine wahre Kampfmaschine ist. Den Grund für Kenjis Verhalten erfahren wir nie, aber so ist es mit dem
Verhalten aller Protagonisten. Meistens handeln die Charaktere einfach nur unlogisch und unverständlich.
Ryo verlässt das Gefängnis als ein anderer Mensch. Die Gewalt, die er tagtäglich erleben musste haben ihn zu einem
anderen und irgendwie auch verabscheuungswürdigen Menschen gemacht. Eine wirkliche Charakterentwicklung bekommen wir
aber nicht zu sehen. Die Hintergründe für Ryos Handeln bleiben eindeutig auf der Strecke und so kann man sich zu keinem
Punkt mit ihm identifizieren. Shawn Yue ("Dragon Tiger Gate", "Invisible Target") schafft es aber hervorragend sein
sauberes Modell- und Popimage abzulegen. Gerade wegen seiner schmächtigen Körperstatur und seinem Körpereinsatz, sowie
der von seinem Charakter gezeigten Brutalität hat er schon bald den Respekt früherer Kritiker verdient. Ob er allerdings
noch genauso gut bei den Frauen ankommt, bleibt eine andere Frage...
Fakt ist allerdings, dass die Charaktere allesamt ungemein platt sind. Niemand von ihnen scheint den Film in irgendeiner
Weise voranzubringen oder ihn aufzuwerten. Eigentlich bleibt es ohnehin fraglich wohin "Shamo" überhaupt will.
Anscheinend nirgendwohin, wie auch die unzusammenhängenden Aneinanderreihungen von Szenen beweist.
Wer sich fragt, warum die Personen in diesem Hong Kong Film allesamt japanische Namen in den Untertiteln haben, der
muss wissen, dass "Shamo" sich an ein japanisches Manga von Izo Hashimoto orientiert. Außerdem waren die Geldgeber des
Films ebenfalls Japaner. Wo Cheangs Werk aber eindeutig versagt ist in der Zusammenfassung des Mangas. Anscheinend
war es nämlich das Anliegen des Regisseurs die gesamten Manga-Bände in einem Film zu bündeln. Das Endprodukt beweist
sich dabei allerdings als ein wirrer Mix von verschiedenen Szenen, die uns oft einfach vorenthalten warum sich bestimmte
Personen auf eine bestimmte Weise verhalten. Manchmal sind einige Szenen auch einfach deplatziert. Was heißt manchmal -
eigentlich fast immer. Es besteht selten ein Zusammenhang zwischen den verschiedenen Szenen, und die Motive der einzelnen
Charaktere bleiben völlig im Dunkeln. Des Weiteren sind die Dialoge eine Beleidigung für den Intellekt.
Wenn der Film dann mal versucht etwas emotionaler zu werden, dann ist das zwar zugegeben gar nicht so lächerlich wie
der Rest des Films, aber funktionieren mag es trotzdem nicht.
Es ist interessant, dass trotz der Kampfthematik die Martial Arts Einlagen nicht wirklich begeistern können. Zu
repetitiv und einfach choreographiert sind diese, wobei auch anzumerken ist, dass sie keinem Spannungsbogen als
Werkzeug dienen. Sowieso fragt man sich oftmals was dann das alles soll? Man fühlt sich von "Shamo" oft entfremdet und
wie in eine abstrakte Comicwelt geworfen, in der nichts wirklich Sinn macht. Dazu tragen auch einige abgedrehte Kostüme
und ungewöhnliche Nebencharaktere bei. Der Film hat eindeutig einige Comic-Elemente, was auch der Grund ist, warum man
ihn nie wirklich ernst nehmen kann. Das tut er zwar auch selbst nie wirklich, aber dem steht eben wieder die düstere
und dank einiger netter Kunstgriffe sehr gelungene Optik entgegen. Schlussendlich hätte "Shamo" komplett anders
geschnitten werden können und würde trotzdem noch genauso viel - eigentlich ist hier "wenig" gemeint - Sinn machen.
Ungewöhnlich ist "Shamo" allerdings allemal und so kann man ihm vielleicht gerade noch seine Eigenartigkeit zu Gute
halten. Das war es dann aber auch schon. Bei dem undurchdachten Drehbuch kann man den Film wohl nur als Trash bezeichnen.
Aber für manche mag das ja gerade ein Grund sein sich Cheangs Werk doch anzusehen...