Story: Das Tokugawa Regime hat Japan endlich geeint und Frieden geschaffen. Doch der Herrscher befürchtet,
dass die außergewöhnlichen Fähigkeiten zweier Ninja-Stämme benutzt werden könnten, eine Revolution zu starten und das
Land in einen erneuten Krieg zu stürzen. Deshalb muss er sie irgendwie loswerden.
Bei den beiden seit 400 Jahren miteinander verfeindeten Ninja-Stämmen handelt es sich um die der Iga und der Kouga.
Was die Anführer der zwei Stämme nicht wissen, ist dass Gennosuke (Joe Odagiri) von den Kouga und Oboro (Yukie Nakama)
von den Iga heimlich ein Liebespaar sind. Doch ihre Liebe wird auf eine harte Probe gestellt, als der Herrscher des
Landes anordnen lässt, dass die beiden Stämme ihre jeweils fünf besten Krieger auswählen sollen, die dann in einem
Duell auf Leben und Tod gegeneinander antreten werden. Der Gewinner hat direkten Einfluss darauf, welcher der Söhne
Tokugawas der neue Shogun wird.
Als Anführer der Iga wird natürlich Oboro ausgewählt, Gennosuke führt die Kouga an. Die beiden Liebenden treffen
sich auf dem Schlachtfeld wieder, doch während Gennosuke gegen das sinnlose Töten ist und lieber herausfinden möchte
welchen Plan Tokugawa verfolgt, fügt sich Oboro in ihr Schicksal...
Kritik: Die Erwartungen an diese Verfilmung des Animes "Basilisk", auf das sich zumindest lose gestützt wird,
waren äußerst hoch, und das obwohl sich Ten Shimoyama für den Film verantwortlich zeigt, der bisher nicht gerade
mit Meisterwerken glänzte. So zählen zu seinen Werken u.a. "Muscle Heat" und "St. John's Wort". Doch glücklicherweise
schafft Shimoyama das auf den ersten Blick Unmögliche: Er liefert einen hervorragenden Fantasy-Film, der mit einer
tollen Liebesgeschichte, ausgefallenen Charakteren und deren genialen Superkräften, sowie mit gelungenen Actionszenen
zu überzeugen weiß.
Gleichzeitig sorgt der Plot um den Anbruch einer Era, in der Krieger wie die Shinobi nicht mehr gebraucht werden, für
viel Melodramatik. Welchen Weg werden die Ninja in Zukunft gehen? Können sie überhaupt etwas anderes als töten und
wenn nicht, besitzen sie dann überhaupt noch das Recht in der neuen friedvollen Welt zu existieren?
"Shinobi" ist zwar nicht unglaublich philosophisch und er stellt auch keine Ansprüche geschichtlich korrekt zu sein,
dennoch bringt er die Problematik des Übergangs zu einer neuen Era gekonnt ein. Lord Tokugawa will die Shinobi
loswerden um auch weiterhin den Frieden im Land sichern zu können und wie es z.B. Tenzen von den Iga erklärt, sind
diese auch gerne bereit glorreich in einem letzten Kampf zu sterben, als in einer Welt zu leben, in der sie
keinen Nutzen mehr haben.
Einzig Gennosuke sieht noch etwas anderes außer dem Kämpfen als Sinn des Lebens. Da wäre zum einen natürlich seine
Liebe zu Oboro, aber zum anderen besitzt er auch einen gewissen gesunden Menschenverstand, der ihm trotz seines
Trainings zum unbesiegbaren Krieger erhalten geblieben ist. Umso trauriger ist es dann zu sehen, dass sich seine
große Liebe Oboro in ihr Schicksal fügt und bereit ist ihre letzte Aufgabe als Shinobi zu erfüllen.
Was den Film so besonders macht sind seine zahlreichen farbenprächtigen und interessanten Charaktere. Sicherlich, der
Film bietet mit seiner Laufzeit von gerade mal 107 Minuten (von denen ca. 10 Minuten auf den Abspann fallen!) nicht
genügend Platz um jeden der Charaktere gründlich zu beleuchten und von vielen von ihnen hätte man gerne noch etwas
mehr erfahren, dafür nutzen die verschiedenen Darsteller aber sinnvoll ihre knapp abgemessene Zeit auf dem
Bildschirm um dem Zuschauer auch ja noch lange in Erinnerung zu bleiben.
Da jeder der Shinobi bestimmte außergewöhnliche Fähigkeiten besitzt, bekommt der Film ein wenig "X-Men"-Charakter, was
aber wie gesagt nicht verwunderlich ist, stützt sich der Film doch selbst auf einen Comic. Oder besser gesagt auf
einen Roman von Futaro Yamada ("Samurai Resurrection").
Den individuellen Charakteren und ihren Fähigkeiten zuzuschauen macht einfach Spaß. Charaktere wie Tenzen, dargestellt
von Kippei Shiina, der nicht sterben kann, oder Kagerou, die ihr ganzes Leben lang mit Gift gefüttert wurde, bis sie
selbst nur noch eine tödliche Waffe ist, wachsen einem einfach ans Herz. Tomoka Kurotani verleiht ihrem Charakter
dabei auch noch die nötige kühle Erotik und auch wenn die Idee an sich schon in einigen Animes aufgetaucht ist, ist
sie trotzdem schön in den Film einbracht.
Tak Sakaguchi ("Versus") spielt Yashamaru, der immer die "Fäden" in der Hand behält und Erika Sawajiri gibt
Hotarubi ein Gesicht, die in Oboro ihre große Schwester sieht, für die sie alles machen würde.
Oboro sieht nicht wirklich wie eine Kämpferin aus und so ist es nicht verwunderlich, dass es ihr Blick ist, der töten
kann. Eine gute Wahl, schließlich sind Yukie Nakamas Augen sehr markant. Nur schade, dass Oboro oftmals
etwas herzlos wirkt.
Was Gennosuke angeht... sagen wir einfach er ist schnell. Und mit schnell ist hier WIRKLICH schnell gemeint.
Joe Odagiri ("Azumi") scheint außerdem perfekt für die Rolle des gewissenhaften jungen Kriegers gewählt und erledigt
seine Aufgabe ziemlich gut.
Kein Wunder also, dass die Kämpfe in "Shinobi" sehr schön anzusehen und abwechslungsreich sind. Denn die individuellen
Fähigkeiten lassen jeden Kampf zu einem kleinen Schauspiel werden. Hier wurde auch nicht mit CGI-Effekten gespart, von
denen der Großteil auch sehr ansehnlich ist.
Im Großen und Ganzen besticht der Film durch atemberaubende Cinematografie. Wunderschöne Landschaftsaufnahmen, edel
komponierte Bilder und schöne Kameraeinstellungen machen das Schauen zu einem Genuss. Die verschiedenen Kostüme,
das Make-up bzw. Hairstyling, hier sei nur kurz Gennosukes gewöhnungsbedürftige Frisur erwähnt, rufen einem immer
wieder in Erinnerung, dass es sich bei dem Film um ein lebendig gewordenes Anime handelt.
Großes Lob verdient auch der Soundtrack von Taro Iwashiro ("Azumi"), der immer passend das Geschehen untermalt. Ob es
sich nun um die dramatischen oder actionreichen Szenen handelt, hier stimmt die Musik!
Da "Shinobi" vollgepackt ist mit Charakteren wird einem nie langweilig und es passiert auch immer etwas. Die
Actionszenen sind gut verteilt untergebracht, einziger Kritikpunkt ist, dass es dem Ende an einem richtigen
Abschlussfight mangelt.
Wer sich nun Gedanken darüber macht, dass die alte "Romeo & Julia"-artige Geschichte doch schon viel zu abgedroschen ist
und die Liebesgeschichte deshalb nur allzu kitschig sein muss, der kann beruhigt sein. Selbst die ganz "harten Burschen"
werden sich den Film anschauen können. Ein paar der Szenen zwischen Gennosuke und Oboro sind tatsächlich kitschig,
doch sie wirken nicht so! Das Warum ist ganz einfach. Der Film spielt in einer Fantasy-Welt in der das zuweilen
melodramatische Ambiente nur allzu perfekt hineinpasst. Gerade die kurze Szene zwischen Tenzen und Kagerou ist fast
schon magisch.
Warum gibt es nicht mehr solcher Filme? "Shinobi: Heart under Blade" bietet qualitativ hohes Unterhaltungskino, das
mit einer bunten Fantasywelt, einer guten Liebesgeschichte, schöner Action und tollen Charakteren den Zuschauer an
den Bildschirm fesselt. Einzig "Azumi" fällt mir noch ein, dass es mit dem japanischen Samurai-Fantasy-Anime Genre
aufnehmen kann, das "Shinobi" abdeckt.
Dabei ist der Film keinesfalls perfekt. Einige der Charaktere bleiben etwas
flach, ein wenig mehr Action gegen Ende wäre wünschenswert gewesen, doch das größte Manko ist, dass Shimoyamas Werk
einfach zu kurz ist. Andererseits ehrt das den Film, zeigt es doch, dass wir nur allzu gerne noch länger in dieser
Fantasy-Welt verweilt wären!