Story: Yu (Han Suk-kyu) und sein Partner Lee (Song Kang-ho) sind Spezialagenten, die schon seit Jahren der
nordkoreanischen Spionin Hee hinterherjagen. Immer wieder tötet Hee wichtige Männer der Industrie um das Land zu
schwächen, aber die beiden Ermittler verlieren jedes Mal Hees Spur.
Eine geheime Einheit der nordkoreanischen Armee wird schließlich nach Südkorea geschickt um einen neuen experimentellen
flüssigen Sprengstoff mit dem Namen CTX zu stehlen. Da dieses Gemisch weder eine Farbe, noch einen Geruch hat, lässt es
sich ohne weiteres in öffentliche Gebäude schmuggeln. Ziel der nordkoreanischen Spezialeinheit, angeführt von Park
(Choi Min-sik) ist ein Fussballstadion, in dem die Mannschaften Nord- und Südkoreas ein Freundschaftsspiel abhalten sollen.
Doch welchen Grund hat die Einheit die endlich anlaufenden Friedensprozesse zu stören und dabei ihren eigenen
Präsidenten, der ebenfalls zusammen mit dem Präsidenten Südkoreas im Stadion anwesend sein wird, zu gefährden?
Währenddessen hat Yu auch private Probleme, denn seine Freundin Lee (Kim Yun-jin), die er bald heiraten will, verfällt
plötzlich wieder ihrer Alkoholsucht. Viel wichtiger ist für Yu aber die Frage, wie die Killerin Hee ihnen immer einen
Schritt voraus sein kann. Yu und sein Partner Lee verdächtigen sich gegenseitig, und müssen das Leck in ihrer Einheit
finden um den Anschlag auf das Stadion verhindern zu können.
Kritik: "Shiri" ist ein lauter, actiongeladener und teuer produzierter Blockbuster, der gekonnt Elemente
eines typischen Hollywoodfilms mit dem mehr emotionaleren Anteil eines asiatischen Films kombiniert. Zu seiner Zeit
war "Shiri" ein unglaublicher Kassenerfolg, der alle Erwartungen der Produzenten übertroffen hat, und maßgeblich am
Boom der koreanischen Filmindustrie beteiligt war. Warum das so ist, ist eigentlich ganz einfach. Der Film bietet
Special Effects, die zu seinerzeit ihresgleichen in Korea suchten, gute Action und eine Story um das geteilte Korea, das
im Spionagegewand die Zuschauer einfach ansprechen musste. Denn trotz der schön eingearbeiteten Liebesgeschichte und
vielen Schießereien ist es doch gerade die Story um den Wunsch nach einem geeinten Korea, das dem Film eine gewisse
Tiefe und Bedeutung gibt.
Es ist auch für Neulinge des asiatischen Kinos leicht in den Film zu finden. Die Charaktere und ihre Rollen sind schnell
klar festgelegt und die Einleitung nimmt uns sofort mit ihrer Action und Brutalität gefangen. Etwas billig erscheint es
dann allerdings schon, dass die Nordkoreaner hier wie Monster dargestellt werden, die sich bei ihrer Ausbildung
gegenseitig abschlachten, und dann etwas von "Wiedervereinigung" brüllen. Hier hat man es sich etwas zu leicht gemacht
und ein zu plattes Feindbild geschaffen, was umso merkwürdiger ist, als das Park und Hee später tatsächlich menschliche
Züge erhalten, und man ihre Motivation stellenweise fast schon nachvollziehen kann. Allerdings stehen einem die Bilder
des Anfangs einfach im Weg, und so kann man sich emotional nie auch auf die Seite Nordkoreas schlagen. Eine etwas
objektivere Betrachtungsweise wie in "JSA" wäre wünschenswert gewesen.
Oftmals geht es in "Shiri" aber auch einfach nur im die Action. Diese lässt sich dann meistens in Form mehrerer
Schießereien wiederfinden, die allesamt recht ordentlich sind, aber durch nichts sonderlich hervorstechen, und deshalb
nach ihrer x-ten Wiederholung fast schon langweilig wirken. Überraschend ist jedoch das Level an Brutalität und Blut,
das hier gezeigt wird. Abgeschnittene Köpfe, Kopfschüsse und explodierende Menschen - wir bekommen hier alles gezeigt,
und so sollten Zuschauer mit einem schwachen Magen vielleicht eher nur mit Vorsicht zum Film greifen.
Handwerklich ist der Film solide gemacht, bietet ein durchwegs angenehm hohes Tempo und erinnert vom Stil her ein
wenig an frühere Michael Bay Hollywoodstreifen, als diese noch nicht so überstilisiert cool wirken sollten. Der
gelungene Soundtrack trägt ebenfalls zum Thrill bei, und so bleibt der Film eigentlich bis zum Schluss durchgehend spannend.
Regisseur Kang Je-gyu, der mit "Taegukgi" später an den koreanischen Kinokassen erneut Geschichte schreiben sollte,
beweist hier, dass er sein Handwerk wirklich versteht.
Getragen wird der Film von der Schauspielelite Koreas, von denen manche zwar zum Teil damals schon recht bekannt
waren, die aber heute erst richtige Topstars geworden sind. Han Suk-kyu ("Christmas in August", "The Scarlet Letter") spielt
die Hauptrolle recht überzeugend, ist aber wie sein Partner Song Kang-ho ("The Host", "JSA") die meiste Zeit einfach
unterfordert. Anders sieht es da bei "Lost"-Star Kim Yun-jin ("Ardor", "Diary of June") aus, die es hier in ihrem
Spielfilmdebut schafft eine recht komplexe Rolle mit Leichtigkeit zu meistern. Überschattet wird diese Leistung nur
von Choi Min-sik ("Oldboy", "Failan"), der es immer wieder schafft seiner Figur etwas Hassenswertes zu geben und
dabei dennoch eine gewisse Form des Verständnis beim Zuschauer hervorrufen zu können. Ohne ihn hätten die Nordkoreaner am
Ende des Films wohl nur als kaltblütige Monster dagestanden.
Interessant ist, dass der Film immer dann am überzeugendsten ist, wenn er ein paar Gänge zurückschaltet. Die
Liebesgeschichte ist sehr schön in den Film integriert, und auch wenn sie ab der zweiten Hälfte kaum noch Zeit
eingeräumt bekommt, so darf sie am Ende dann noch mal überzeugend für einige gelungene emotionale Momente sorgen.
Schlussendlich ist "Shiri" ein sehr unterhaltsamer Action-Spionage-Thriller, dessen Story zwar kaum Überraschungen
bietet - leider wissen wir auch viel zu früh die wahre Identität von Hee - aber dennoch ein paar kleinere interessante
Ideen bereithält. Die Action ist ordentlich und gerade für einen Film aus dem Jahre 1999 scheint der Regisseur was den
Produktionsaufwand angeht seiner Zeit ein paar Jahre voraus gewesen zu sein. Klar gibt es hier und da ein paar
Punkte zu kritisieren, aber das macht nichts, da der Regisseur es schafft beim Zuschauer tatsächlich auch Gefühle
hervorrufen zu können. Das Ende ist gelungen und zeigt uns, dass die Filmemacher hier tatsächlich eine Message im
Hintergrund hatten, die sie übermitteln wollten. Der Wunsch nach Wiedervereinigung und der Schmerz der Trennung wird hier
in verschiedenster Form umgesetzt, z.B. auch in der schönen Liebesgeschichte. Dafür hat "Shiri" ein paar Worte des
Lobs verdient.
Am Ende bleibt nur zu sagen: Ein Film für Action- und Thrillerfans gleichermaßen!