Story: Tun (Ananda Everingham) ist Fotograf, der sich nach der Hochzeit seines Freundes von seiner Freundin Jane
(Natthaweeranuch Thongmee) nach Hause fahren lässt. Auf dem Weg fährt Jane jedoch versehentlich eine Frau an. In Panik
flüchten die beiden ohne einen Krankenwagen zu rufen. Die folgenden Tage macht sich Jane immer wieder Vorwürfe, und
der Vorfall treibt außerdem einen kleinen Keil zwischen Jane und Tun.
Merkwürdig wird es allerdings als Tun bei einer Abschlussfeier einige ungewöhnliche Fotos schießt. Zuerst glaubt er,
dass seine Kamera kaputt sei, doch dann wird ihm bewusst, dass es sich bei den weißen Streifen und dem merkwürdigen
Gesicht auf den Fotos um einen Geist zu handeln scheint. Jane geht der Sache nach und findet heraus, dass der
Geist von Natre (Achita Sikamana) ihnen irgendetwas zu sagen schein will. Nachdem sich plötzlich alle von Tuns
Freunden umgebracht haben, gesteht Tun, dass Natre seine Ex-Feundin war, die eines Tages plötzlich verschwand. Tun
und Jane machen sich auf den Weg zu Natres altem Haus und sorgen dafür, dass ihre Leiche endlich eingeäschert wird,
damit ihr Geist Ruhe findet. Natre hat es allerdings schon längst auf Tun abgesehen und lässt sich nicht so leicht
besänftigen...
Kritik: Manchmal zeigt sich, dass es doch gar nicht so schwierig ist, ein bewährtes Grundkonzopt aufzugreifen
und dabei nicht einfach nur eine billige Kopie zu schaffen, sondern das Horror-Genre um einen netten Eintrag zu
bereichern. "Shutter" nimmt sich der typischen asiatischen Geist-mit-langen-Haaren Horrorstory an und ersetzt das
Video eines "The Ring" oder das Handy von "Phone" durch Fotos als Medium des Horrors. Erstaunlicherweise erweist
sich dieser thailändische Versuch eines Horrorfilms nach altbewährtem Muster als überragend produziert und mit einer
guten Story ausgestattet. Darüberhinaus bietet der Film auch noch einige sehr nette Schockmomente, die einen
vom Stuhl aufspringen lassen können. Selbst zwei Jahre nachdem ich den Film zum ersten Mal sah, beweist er sich immer
noch vielen anderen Klonen als überlegen. Wer nach einer guten Portion Horror sucht ohne dabei zu viel Wert auf
Originalität zu legen, der ist hier genau richtig.
Geistfotografie hat die Menschen schon immer fasziniert. Merkwürdige Schemen, ungewöhnliche Lichtstreifen,
Reflektionen - das alles hat etwas Unerklärliches an sich, das die Menschen in seinen Bann zieht. "Shutter" macht sich
dies zu Nutze und kann dabei auch einige sehr schöne Gruselszenen erzeugen, wenn es um Fotografien geht.
Im Grunde stellen die Bilder aber nur das Medium dar, anhand dessen uns wieder einmal die Geschichte eines Geistes
erzählt wird, der Rache nehmen will. Erfrischend ist allerdings, dass der Film nicht einfach nur den Zuschauer
von seinem Sitz hochscheuchen will, sondern tatsächlich sogar eine Story zu erzählen weiß, die äußerst gut gelungen
und voll von überraschenden Twists ist. Außerdem ist es mal was Neues einen männlichen Protagonisten im
Mittelpunkt des Films zu sehen. Dieser ist dann auch noch besonders interessant und drei-dimensional, da sein
Charakter eine gewisse Ambiguität besitzt. Nicht nur, dass er Jane dazu überredet hat von der Unfallstelle zu fliehen,
nein, er benimmt sich danach auch noch so als sei nichts geschehen. Da würde es einen nicht wundern, wenn wir noch
ähnliche Verhaltensmuster von ihm zu sehen bekommen würden, dennoch bleibt sein Charakter aber auf eine gewisse Weise
charismatisch, so dass wir uns leicht mit ihm identifizieren können.
Es hat bestimmt nicht geschadet, dass sich die Macher des Films jemanden für die Hauptrolle ausgesucht haben, der
zumindest vom Aussehen die thailändische Version von Johnny Depp hätte sein können. Wie gesagt erweist sich sein
Charakter als erstaunlich vielschichtig, zumindest im Rahmen eines solchen Genrefilms, und so
dürfen wir noch einige Entdeckungen bzgl. seines Charakters im Laufe des Films machen.
Jane scheint dagegen nur im Film zu sein um die Story an bestimmten Punkten voranzubringen. Charaktere wie der ihrige
sind wir allerdings aus Horrorfilmen gewohnt, von daher werden wir nicht wirklich von der etwas platten Darstellung
von Tuns Freundin überrascht.
Wirklich großartig gelungen ist der Twist ab der Mitte des Films, der einen alles in einem neuen Licht sehen lässt.
Am Ende dann gibt es noch einen alles verändernde Auflösung, die einen tatsächlich überraschen kann und zu einem
der schönsten des Genres gehört. Dabei werden viele kleine Enthüllungen auch schon immer im Vorraus angedeutet, aber
immer so, dass man von alleine doch nie darauf kommen kann. Das Ende ist wirklich gut gelungen und beweist erneut,
dass "Shutter" dem Großteil seiner Konkurrenz überlegen ist.
Wirklich erstaunlich ist aber wie großartig produziert der Film ist. Von thailändischen Produktionen kann man nicht
erwarten, dass diesen Unmengen an Geld zur Verfügung stand, aber billig produziert sieht hier wahrlich nichts aus.
Jeder Cent wurde gewinnbringend angelegt. Das Bild wirkt poliert, der Schnitt ist hervorragend und auch die Musik weiß
immer zur richtigen Zeit einzusetzen um den Horrormomenten in die Hände zu spielen. Außerdem hat man sich einige
nette Tricks einfallen lassen. Besonders in Erinnerung bleiben kann die Szene als einer von Tuns Freunden vom Balkon
springt und die Kamera ohne einen augenscheinlichen Schnitt direkt hinterherschwingt und uns den leblosen Körper am
Boden zeigt. Das bringt uns auch zu einer weiteren Stärke des Films. "Shutter" verschwendet keine Zeit damit uns
endlose Wiederholungen eines herankriechenden Geistes zu zeigen, wie er die Freunde Tuns tötet, nein, wir bekommen dies
einfach am Rande erzählt. Dabei steckt der Film auch noch voll von subtilen Tipps und wichtigen Hinweisen, die einem
wahrscheinlich erst beim zweiten Mal schauen bewusst werden. So ist die Art wie sich die Freunde Tuns umbringen
z.B. auch kein Zufall.
"Shutter" bietet mit seiner kompakten Laufzeit von 90 Minuten ein sehr gutes Tempo, das so gut wie nie nachlässt.
Es gibt immer wieder etwas Neues zu entdecken, die Story entfaltet sich langsam und stetig, die beiden Regisseure
beweisen dabei ein gutes Auge für die kleinen Details und können uns tatsächlich ordentlich Angst einjagen. Falls man
halt nicht schon immun gegen Geister mit langen Haaren ist. Handwerklich ist der Film jedenfalls top und bietet uns
viele interessante Twists. Die Story und der ambivalente Hauptcharakter sind gute Gründe dieses Werk dem nächstbesten
"Ring"-Klon vorzuziehen. Ich war jedenfalls überrascht von der überragenden Qualität dieser thailändischen Produktion,
dachte ich doch zuvor, dass das Land nur Tony Jaa-Streifen mit halsbrecherischen Stunts drehen kann. "Shutter" erweist
sich jedoch als ein willkommener Genre-Eintrag, der seine Zuschauer ebenso gruseln als auch für die Story faszinieren
kann. Daumen nach oben!