Story: Der Lehrer Kang In-ho (Gong Yoo) kommt in eine kleine Stadt, in der er an einer Schule für Gehörlose unterrichten soll.
Seine Frau ist gestorben und so hat er lediglich noch eine Tochter, auf die seine Mutter für ihn aufpasst. Kang merkt jedoch schnell, dass an seiner
neuen Schule etwas nicht stimmt. Die Kinder benehmen sich merkwürdig, allen voran das Mädchen Yeon-do (Kim Hyeon-soo). Der Lehrer findet heraus, dass
nicht nur sie, sondern auch die geistig leicht hinterbliebene Yoo-ri (Jeong In-seo) und der Junge Min-soo (Baek Seung-hwan), der seinen Bruder vor
einigen Tagen verloren hat, von den Lehrern misshandelt werden. Bei einigen der Vorkomnisse ist Kang sogar selbst anwesend. Als er dann aber herausfindet,
dass die Kinder auch mehrfach vergewaltigt wurden, unter anderem vom Schuldirektor (Jang Gwang), schaltet er seine neue Bekannte Yoo-jin (Jeong Yu-mi) ein,
die zuständig für die Einhaltung der Menschenrechte ist. Immer wieder stoßen die beiden an Grenzen und niemand scheint den Fall ernsthaft behandeln
zu wollen, bis die Medien ihn aufgreifen.
Kritik: Es gibt nicht viele Filme, die es vermögen, dass die Zuschauer vor Entrüstung so starken Druck auf die Regierung ausüben,
dass ein Fall neu aufgerollt wird. "Silenced" hat genau das erreicht. Der Film basiert auf Gong Ji-youngs Roman, welcher die wahren Begebenheiten an
einer Schule für Gehörlose in Gwangju beschreibt. Obwohl die Täter vor Gericht kamen und verurteilt wurden, steht das Strafmaß in keinerlei
Verhältnis zum Verbrechen. "Silenced" zeigt effektiv die himmelschreiende Ungerechtigkeit eines Systems, das Männer mit Einfluss und den richtigen
Verbindungen unantastbar macht. Korruption ist immer noch ein riesiges Thema in Südkorea und so scheint mit Geld alles möglich zu sein. Neben den
Qualen, welche die einzelnen Individuen überstehen müssen, arbeitet der Regisseur dementsprechend auch auf einer sozialkritischen Ebene.
Der Film beginnt in einer nebligen Stadt und einer Schule, die etwas weiter außerhalb liegt. Das kreiert bereits eine Atmosphäre der Verschwiegenheit
und dunkler Geheimnisse. Dass die Schüler sich alle sehr merkwürdig verhalten, trägt weiter zum Gruselfaktor bei. Irgendetwas Grauenhaftes muss an
dieser Schule passiert sein oder immer noch passieren. Ist das Geheimnis erst gelüftet und der Film in der zweiten Hälfte in einen Gerichtssaal
verlagert worden, mindert das keinesfalls das Ausmaß an Schrecklichem, das im Mittelpunkt von "Silenced" steht. Es ist von Anfang an relativ offensichtlich,
dass die gehörlosen Kinder nicht nur geschlagen, sondern auch sexuell misshandelt werden, aber die ziemlich deutliche Darstellung im Film lässt
erst wirklich das Leiden erkennen, dem die Kinder jahrelang zum Opfer gefallen sind.
Natürlich kann man anführen, dass es unnötig ist, darzustellen, wie ein Mann mit runtergelassener Hose über einem Kind steht,
aber dieses provokative Vorgehen des Regisseurs hat unzweifelhaft Erfolg, denn im Zuschauer baut sich so mit der Zeit ungemeine Wut und Hass auf
die Täter und das ungerechte Rechtssystem auf. Es handelt sich hierbei sicherlich nicht um Szenen, die man in einem Hollywood-Drama erwarten darf
und man fragt sich auch, ob die Kinderdarsteller solche Szenen wirklich spielen sollten...
Ist erst einmal klar, welche Verbrechen hier verübt wurden, versuchen der Lehrer und seine neue Freundin den Fall vor Gericht zu bringen. Doch sie
laufen zuerst ständig gegen Mauern, da ihnen niemand helfen will. Die Polizei ist korrupt und auch ansonsten hat sich der Direktor für seine Schule
das Recht erkauft, zu machen, was er möchte.
Zum Glück können die Medien genug Druck ausüben, um den Direktor und zwei Mittäter vor Gericht zu bringen. Doch dann erkennen wir erst wirklich, was
gute Verbindungen alles bewirken können. Wer es in der koreanischen Gesellschaft weit gebracht hat, darf anscheinend auch außerhalb des Gesetzes
agieren und kommt ungestraft davon. In-ho gibt aber noch nicht auf und die Kinder, allen voran Yeon-do, sind clever genug, um dem Direktor doch noch
zur Gefahr zu werden. Die Szenen im Gerrichtssaal nehmen "Silenced" überdies nichts von seinem Spannungsgehalt wie das bei Gerichtsfilmen häufig der
Fall ist, sondern bearbeiten die Geschichte und das Drama noch tiefer im Detail. Nachdem klar war, dass die Kinder über Jahre vergewaltigt wurden,
bestand die Gefahr, dass der Film danach nur noch auf der Stelle tritt, doch dem ist glücklicherweise nicht so.
"Silenced" wird von der Geschichte sowie den großartigen Kinderdarstellern getragen. Darsteller Gong Yoo ("Coffee Prince", "My Tutor Friend")
spielt eher ein unbeschriebenes Blatt, dem es auf charakterlicher Ebene an Farbe mangelt. Der Lehrer scheint anfangs selbst stumm, wenn es um
Ungerechtigkeit geht, die sich vor seinen Augen anspielt, und damit unterscheidet er sich nicht großartig von einem durchschnittlichen Koreaner, so scheint
es. Aber in einer sehr effektiv eingefangenen Szene wird das Fass zum Überlaufen gebracht und der stille Lehrer wird zum Beschützer der Kinder. Er
bleibt aber unausgearbeitet, wie auch seine Partnerin Yoo-jin. Dafür weiß Regisseur Hwang Dong-hyeok ("My Father") jedoch sehr gut seine Bilder
für sich arbeiten zu lassen. Die Thematik des Films geht tief und nimmt einen emotional sehr mit. Die ungeschonte und kritische Ausleuchtung der
Mängel innherhalb der koreanischen Gesellschaft anhand des Leids und der Geschichte einzelner Individuen zu verfilmen, noch dazu basierend auf einer
wahren Geschichte, macht "Silenced" zu einem außergewöhnlichen Drama.