Story: Hashimoto (Yosuke Eguchi) und seinem Team ist es endlich gelungen einen "Menger Sponge" herzustellen.
Dieser spezielle Würfel aus der theoretischen Mathematik eröffnet ganz neue Horizonte. Mit Hilfe der Energie eines
Menger Sponge ist es möglich die Erdanziehungskraft außer Kraft zu setzen oder Dinge zu sehen, die sich außerhalb
des für Menschen sichtbaren Bereichs befinden.
Hashimoto schafft es mit dem Menger Sponge den Geist eines kleinen Jungen zu fangen. Doch warum löst er sich nicht
wie alle anderen Geister nach einer bestimmten Zeit auf? Woher nimmt der Geist die Energie weiter auf dieser Ebene bleiben
zu können? Hashimoto ist sehr interessiert daran mehr Antworten zu bekommen und auch wenn der Druck von seiten
seines japanischen Geldgebers immer weiter zunimmt, engagiert er den Cop und Scharfschützen Tung (Chang Chen).
Dieser ist nämlich mit einer außergewöhnlichen Sehfähigkeit gesegnet und kann Lippen lesen.
Anfangs lehnt Tung den Auftrag ab, da er gerade persönliche Probleme zu bewältigen hat, doch schließlich sagt er zu und
folgt fortan dem Geist des kleinen Jungen auf Schritt und Tritt. Dabei findet er einiges über dessen Vergangenheit
heraus, muss aber auch feststellen, dass der Geist mit Hilfe eines Seidenfadens, den er an Lebende spinnt physisch
auf diese einwirken kann. Tungs Auftrag wird immer gefährlicher und mit der Zeit muss er sich auch über die
Motivationen Hashimotos wundern...
Kritik: "Silk" ist ein Horror-Mystery-Thriller, der die alte asiatische Geistergeschichte aufgreift, darum eine
pseudo-wissenschaftliche Story strickt, ein paar tragische "Helden" einfügt und mit seinem Genre-Mix im Endeffekt
eigentlich nur unterhalten will. Vom Anfang bis zum Ende auf ein internationales Publikum ausgerichtet, gelingt dies
Regisseur Su Chao-Bin auch recht gut, aber sein Script erweist sich als unvollkommen und die Charaktere als zu blass.
Obwohl "Silk" viele gute Kritiken bekommen hat, muss ich sagen, dass ich von Su, der auch das Drehbuch zum weitaus
besseren "Double Vision" geschrieben hat, etwas enttäuscht bin. Sein Horror-Thriller hat nämlich viel zu viele
Fehler und wirkt in manchen Belangen fast schon amateurhaft produziert.
Zugegeben, was die Atmosphäre des Films angeht muss man den Machern wirklich ein Lob aussprechen. Die düster-mysteriöse
Stimmung und die poliert wirkenden Bilder entführen in eine Welt, in der Geister wissenschaftlich erklärt werden sollen
und in der ein Menger Sponge Türen in ganze neue Welten aufstößt.
Den Menger Sponge gibt es übrigens wirklich, aber man
sollte zumindest ein wenig Begabung für höhere Mathematik haben, wenn man denn verstehen will, was es damit auf sich hat.
Das Internet bietet dazu aber genügend Informationen.
Die ganzen naturwissenschaftlich angehauchten Erklärungsversuche wirken aber meist nur unüberzeugend oder manchmal
sogar einfach nur lächerlich. Später, wenn der Erklärungsbedarf noch größer wird, hat man außerdem die Tendenz einfach
keine Antworten mehr zu liefern. Das macht die Story dann auch zum größten Problem des Films.
Weiter geht es mit den Defiziten bei den Charakteren. Chang Chen, der vielen durch seine Leistungen in diversen
Art-House Filmen oder wohl eher durch seine Rolle in "Tiger and Dragon" ein Begriff sein sollte, gibt hier eine
außerordentlich enttäuschende Darstellung ab. Sein Charakter handelt so kühl wie ein Kühlschrank. Er schießt
auf Polizisten, verletzt unschuldige Zivilisten und es kümmert ihn noch nicht mal. Seine emotionaleren Momente
wirken dadurch nur umso aufgesetzter, genauso wie seine Liebesgeschichte mit Wei, gespielt von Karena Lam. Auch wenn
Karena nur eine sehr kleine Rolle hat, so wirkt sie doch am menschlichsten von allen, denn zu den anderen will einfach
kein sympathisierender Funke überspringen. Yosuke Eguchi spielt zwar einen recht interessanten Charakter, aber einer
von den guten ist er dann ja eigentlich doch nicht.
Irgendwie fühlt man sich in dem Film verlassen, denn eine richtige Bezugsperson fehlt. Eigentlich hätte Tung ja diese
sein sollen, aber dazu ist er zu skrupellos und flach gezeichnet. Die Story um seine Mutter soll ihn zwar zugänglicher
machen, aber letztendlich wirkt auch diese Nebenstory nur erzwungen.
Das größte Problem von "Silk" ist allerdings, dass Regisseur Su einfach zu viel auf einmal wollte. Grundlegend handelt
es sich hier um einen Horror-Movie, dem jedoch die Schockmomente fehlen. Wir sehen zwar Geister und es gibt auch Tote,
aber dabei muss man nicht wenigstens einmal zusammenzucken. Treffender ist es den Film als Mystery/Sci-Fi einzustufen.
Trotzdem gibt es dann aber wieder einige (unfreiwillig?) komische Szenen, z.B. als ein Geist einer Suppenschüssel
entsteigt und die anschließende dumme Bemerkung des Wirts als er einen vor Schrecken gestorbenen Kunden auf dem
Boden vorfindet. Was hat man sich dabei nur gedacht?
Die schon erwähnte Liebesgeschichte, die tragische Nebenhandlung und einige Actionszenen ergeben alles zumsammen kein
wirkliches Ganzes. Die Story wirkt oft einfach so, als hätte sie noch viel Feinarbeit nötig gehabt.
Für diese faux pas entschädigt der Film aber mit einem ordentlichen Tempo, einer schönen Cinematografie von Arthur
Wong und einem ansprechenden Soundtrack von Peter Kam ("Isabella", "Perhaps Love"). Überhaupt sieht hier alles
teuer produziert aus und den recht guten Unterhaltungswert des Films kann man auch nicht abstreiten.
Allerdings gibt es bei den Special Effects doch noch ein wenig auszusetzen. Einige von ihnen sehen sehr schön aus,
andere wieder einfach nur ordentlich und zumindest in einer Szene (als sich Tungs Auto überschlägt) wirken sie
äußerst billig. Als wäre gegen Ende das Geld ausgegangen... Aber dann verzichtet man eben einfach auf solche Effekte!
Warum den Film durch so etwas kaputt machen?!
Storytechnisch verliert der Film leider auch immer wieder seinen Fokus. Wenigstens gegen Ende kann der Film, sowie
die Darsteller auf emotionaler Ebene noch einmal ein bisschen aufdrehen.
Ein wenig mehr hätte man aber im Gesamten schon erwarten können.
"Silk" ist ordentliche Mystery-Thriller-Unterhaltung, auch wenn einen die lächerlichen wissenschaftlichen
Erklärungsversuche, sowie die eher langweilige, weil unoriginelle Darstellung der Geister manchmal etwas
abschrecken können. Dafür beweist die Story an anderer Stelle aber unerwartet viel Herz. Schlussendlich wirkt alles
aber viel zu sehr zusammengestückelt. Für mich persönlich war "Silk" daher eine große Enttäuschung, auch wenn das nicht
bedeutet, dass es sich hier um einen schlechten Film handelt.