Story: Die Shims scheinen eine Familie zu sein, wie es sie in Korea häufig gibt. Allerdings offenbaren sich schon bald
ein paar Geheimnisse, die nicht nur die Tochter Yong-son (Hwang Bo-ra) sich fragen lassen, warum man eigentlich als Familie zusammen im
gleichen Haus leben muss. Es gibt zahlreiche Streitereien und man scheint sich gegenseitig nicht ausstehen zu können.
Chung-su (Jeon Ho-jin) ist Lehrer, der von seinen Schülern nicht respektiert wird und der überdies seine Frau unglücklich stimmt,
da er impotent ist. Ausgerechnet er soll, wie ein mit dem Handy aufgenommenes Video zeigt, mit einer Minderjährigen eine Nacht
in einem Hotel verbracht haben. Die Mutter Hae-gyong (Moon Hee-kyeong) fühlt sich von ihrer Familie vernachlässigt, der Sohn Yong-tae
(Yoo Ah-in) glaubt, dass Chung-su nicht sein leiblicher Vater ist und hat sich in eine minderjährige Prostituierte verliebt,
sodass er oftmals Selbstmordgedanken hat, und dann ist da noch die Tante Mi-gyong (Kim Hye-su), die darum kämpft als Comicbuch-Autorin
Erfolg zu haben. Inmitten dieser maroden Familie fragt sich Yong-son, warum die Menschen so sind, wie sie sind und verliebt sich außerdem
in einen Lehrer an ihrer Schule. Droht die Familie Shim auseinanderzubrechen oder ist Blut schlussendlich doch dicker als Wasser?
Kritik: Die Shims sollen das Abziehbild einer koreanischen Familie darstellen. Wie in jeder Familie (nicht nur in Korea)
gibt es Zwistigkeiten innerhalb einer solchen "Institution" und Menschen müssen miteinander auskommen, die, wenn sie nicht
miteinander verwandt wären, niemals miteinander zu tun hätten. Doch das Schicksal hat diese Menschen aneinander geschweißt und
so wird das Problem des Einen gezwungenermaßen zum Problem des Anderen. Regisseur Jeong Yoon-Chul, der zuvor mit "Marathon"
ein schönes Drama geschaffen hat, zeigt hier anhand einer Familie die sozialen und kulturell bedingten Probleme innerhalb
der koreanischen Gesellschaft. Seine Vorgehensweise ist dabei die meiste Zeit sehr amüsant, leider mangelt es dem Film
allerdings an einem durchgängigen roten Faden. Die Tochter soll zwar mehr oder weniger als Erzählerin fungieren, die uns durch
das Leben der Familie begleitet, aber zu oft stehen die anderen Charaktere im Vordergrund, sodass zwar jeder seine Zeit auf dem
Bildschirm bekommt, man aber das Gefühl hat, dass die Charaktere noch etwas besser ausgearbeitet hätten werden können.
"Skeletons in the Closet" erweist sich aus genannten Gründen deshalb auch oft als ein wenig frustrierend. Zu viele Informationen
und wirr durcheinander gestreute Ideen und Probleme werden über den Film verteilt, was zur Folge hat, dass man am Ende nicht genau
weiß, was Regisseur Jeong eigentlich sagen wollte. Er behandelt auf amüsante Art Mängel oder Probleme in der Gesellschaft, wühlt
sich dabei durch einen Berg an Themen, von denen jedes für sich selbst Stoff für einen Film hätte liefern können, und verliert den Überblick. Nur
die Familie bzw. die durchweg charismatischen Darsteller kann/können den Film dabei zusammenhalten.
Jeon Ho-jin ("Daisy", "Double Agent") gibt als impotenter Vater eine sehr reservierte, aber überzeugende Darstellung, während
Hwang Bo-ra als die Tochter etwas extrovertierter wirkt und den Zuschauer in Form eines Internetradioprogramms über ihre Gedanken
auf dem Laufenden hält. Der Sohn, gespielt von Yoo Ah-in ("Antique"), fühlt sich in der Familie noch am meisten als Fremdkörper und glaubt, dass
er in seinem vorigen Leben ein König war. Aber er ist nicht der einzige im Film, der etwas merkwürdig anmutet. Alle Charaktere
scheinen etwas abgedreht, aber auf jene gemäßigte Art, wie man es häufig auch im wahren Leben anzutreffen vermag.
Moon Hee-kyeong spielt die Mutter, welche nicht einfach nur die Köchin innerhalb der Familie sein will. Sie entwickelt langsam
Gefühle für einen jüngeren Mann, weshalb sie sich von diesem in eine Sekte schleppen lässt. Wohlgemerkt eine Kaffeesekte...
Genau auf solche Weise übt Regisseur Jeong Kritik an der koreanischen Gesellschaft, in der man sich leicht manipulieren lässt,
solange man dafür im Gegenzug ein Zusammengehörigkeitsgefühl entwickeln und Lieder singen darf. Das alles mag sich etwas abstrus anhören, und
genau das ist es auch, es erfüllt aber durchaus einen Zweck, der einem schnell offensichtlich wird, ganz im Gegensatz zu manch anderen
Szenen, die einfach merkwürdig anmuten. Jeong wandelt auf einem seltsamen schmalen Grat zwischen Art-House Drama und Komödie. Eine
Mischung, die leider nicht immer aufgeht und das genau ist das Hauptproblem des Films. Ein bitterböser sarkastischer Blick auf Koreas
Gesellschaft bzw. Familien kann nämlich durchaus aufgehen, wie u.a. Kim Ji-woons "The Quiet Familiy" zeigt, doch der Humor in
"Skeletons in the Closet" ist weniger schwarz als vielmehr sonderbar. Zu oft gibt es Szenen, bei denen man sich einfach am Kopf
kratzen muss. Würde man sie in einem Art-House Drama antreffen, würde man sich animiert fühlen sie zu interpretieren, doch hier wird
die Bedeutung vieler Szenen wieder durch den Humor relativiert.
Eine Person, die den Film maßgeblich in Richtung charmente Komödie beeinflusst ist Kim Hye-su ("Hypnotized", "A Good Day to Have
an Affair"). Als jung gebliebene Tante versprüht sie Charme wo auch immer sie hingeht. Das macht sie zu einem wirklich liebenswerten
Charakter und den wohl am leichtesten zugänglichen im Film. Wie gesagt stört das aber auch das eher ernste Bild des Werks. Der Mond
wird immer wieder als Versinnbildlichung der Sehnsucht herangezogen, der Wunsch nach dem Mysteriösen, Unerklärlichen, ja all das mutet
fast schon romantisch an, aber es sind die Menschen, die unerklärlich sind. Wie im wirklichen Leben, und das bereitet uns Probleme im
Film, da wir nicht immer die notwendige Nähe zu den Charakteren verspüren. Außerdem mangelt es den Charakteren ein wenig an Tiefe.
Das kann zwar von den schauspielerischen Leistungen zum Großteil wieder wettgemacht werden, aber dennoch bekommen die einzelnen Personen
einfach zu wenig Zeit auf dem Bildschirm. Wäre die Aufteilung des Fokus etwas unausgewogener, d.h. hätten wir eine Person, die im
Mittelpunkt stehen würde, wäre der Film im gesamten wohl etwas besser zugänglich.
Farblich hebt sich "Skeletons in the Closet" von anderen poliert wirkenden Komödien ab, aber das liegt vielleicht auch daran, dass es hier
nicht um ein Liebesdrama geht - natürlich spielt die Liebe letzten Endes aber doch eine wichtige Rolle -, sondern um ein Drama, das
die Gesellschaft beleuchtet. Das Internetzeitalter mit seinen sich rasant verbreitenden Informationen und die Handygeneration, die sofort
mit der Kamera zur Stelle ist, wenn der Lehrer eine freche Schülerin ohrfeigen will, zeigen die Veränderungen und Probleme innerhalb
der koreanischen Kultur. Schlussendlich bleibt der Film dabei jedoch nicht nahe genug an den Menschen. Erst gegen Ende wächst uns die
Familie ans Herz und das Finale bekommt trotz seines Spaßfaktors noch einmal etwas an Gewicht. Leider reicht das nette Ende nicht aus,
um über die genannten Mängel hinwegzutrösten. Damit bleibt "Skeleton in the Closet" ein interessantes Drama, das durchaus einen Blick
wert ist, letztlich aber dabei versagt eine wirkliche Botschaft unter all den zahlreichen behandelten Themen auszuformulieren.