Story: Kinuta (Satoshi Tsumabuki) hat von einer Karriere als Schauspieler geträumt, doch diesen Traum irgendwann aufgegeben und fristet sein Dasein
in Spielhallen, bis er eines Tages große Schulden bei den Yakuza hat. Schließlich wird er dazu gezwungen, mit Joe (Masatoshi Nagase) als Schmuggler zu fahren
und diverse Leichen verschwinden zu lassen. Eine dieser Leichen ist ein Yakuza-Boss, der von den berüchtigten Killern Vertebrae (Masanobu Ando) und
Viscera (Ryushin Tei) getötet wurde. Jene Yakuza-Organisation will nun wissen, wer ihren Boss getötet hat und setzt alles daran, die Killer in die Finger zu
bekommen. Sie verfolgen den Auftrag zurück zu Yamaoka (Yasuko Matsuyuki), die ihnen die Killer liefern will. Dies gelingt ihr sogar, jetzt muss sie
nur noch die lebendige Fracht von Joe und Kinuta an ihren Bestimmungsort bringen lassen. Das erweist sich jedoch als gar nicht so einfach, zumal die ehemalige
Frau des getöteten Yakuza-Boss, Chiharu (Hikari Mitsushima), mitfährt und irgendetwas zu verheimlichen scheint. Außerdem darf man Vertebrae nicht unterschätzen,
der einer der gefährlichsten Killer des Landes ist.
Kritik: Selten ist man bei einem Film so zwiegespalten wie bei "Smuggler". Diese abgedrehte Version eines Yakuza-Streifens mit eindeutigen
Comic-Anleihen weiß durchaus zu gefallen, mischt aber zum Teil unvereinbare Szenen in den Mix und fährt damit den Film zum Ende hin gegen die Wand. Das
ist eine absolute Schande, denn zuweilen kann man richtig viel Spaß mit Katsuhito Ishiis neuestem Streifen haben. Der Regisseur, der uns bereits
das überbewertete "Shark Skin Man and Peach Hip Girl" und "Party 7" präsentiert hat, ist ein Extremkünstler, in dessen Kopf nicht alles den normalen Gang
der Dinge zu gehen scheint. Das wäre auch sehr erfrischend, wenn er zumindest ein Mindestmaß an inhaltlicher und stilistischer Kohärenz zeigen würde. Gerade
das Fehlen dieser führt zu einigen ernsten Problemen.
"Smuggler" basiert auf einem Manga von Shôhei Manabe und das sieht man ihm auch an. Die dargestellte Gewalt erinnert an jene aus "Kung Fu Hustle" nur mit
mehr Blut und tatsächlich Toten. Die überstilisierte Gewalt bringt Humor in den Film, der gerade in den gut eingefangenen Slow-Motion Sequenzen viel Spaß macht.
Aber, und hier handelt es sich um ein großes aber, Ishii übertritt auch häufig die Grenze. Warum der Nunchaku schwingende Vertebrae am Ende gottgleiche
Geschwindigkeit in einem Maße an den Tag legt, dass er ohne Weiteres Kugeln ausweichen kann, ist extrem fragwürdig und zerstört auch den Film. Dabei gibt es in
der Mitte sogar einen Kampf, der extrem gelungen eingefangen ist. Hier spürt man förmlich das physische Aufeinandertreffen zweier Kontrahenten und so
einiges an Möbeln geht dabei zu Bruch.
Kommen wir aber zum allerschlimmmsten Teil des Films. Es gibt eine unnötig in die Länge gezogene Folterszene, die keinen wirklichen Zweck im Film
erfüllt. Noch viel schlimmer ist, dass die Person sich mehr oder weniger freiwillig in diese Situation begibt. Die Idee dahinter ist zu erahnen, aber
keinesfalls glaubwürdig umgesetzt. Zwar sieht man eigentlich fast nie etwas von der zugefügten Gewalt, aber die Geräusche und die Atmosphäre sind verstörend
genug und passen überhaupt nicht zur ansonsten überzeichnet comichaften Gewalt im Film. Das ist besonders deshalb schade, weil wahrscheinlich am ehesten
diese Szene dem Zuschauer im Gedächtnis bleiben wird, und das sollte sie nicht. Einen dicken Daumen nach unten gibt es übrigens für die deutsche Version des
Films, die um gut zehn Minuten geschnitten ist und dabei auch keine Unterscheidung zwischen Comicgewalt und Folterszenen macht.
Die Charaktere sind allerdings der eigentliche Motor des Films. Um genau zu sein, sind diese gar nicht mal außerordentlich geschrieben, aber die Darsteller
sind allesamt sehr gut gewählt. Satoshi Tsumabuki ("Dororo") ist als eigentlicher Held der Geschichte wahrscheinlich am unspektakulärsten. Masatoshi Nagase
("The Hidden Blade") verleiht seinem Charakter mit der Zeit immer mehr Facetten, aber eigentlicher Star des Films ist ganz klar Masanobu Andô ("Sukiyaki
Western Django"), der als brutaler Killer, zu dem er aus Mangel an Alternativen geworden ist, zu jeder Zeit den Bildschirm vollkommen für sich einnimmt.
Yasuko Matsuyuki ("Hula Girls") überzeugt als taffe Geschäftsfrau mit einem Faible für modische Gothic Lolita Kleidung und Hikari Mitsushima ("Love Exposure")
bringt einen gewissen Spannungsfaktor in den Film.
In verschiedene Kapitel aufgeteilt, fokussiert sich die Aufmerksamkeit im Film abwechselnd auf die unterschiedlichen Charaktere, auch wenn die Kapitel eigentlich
nicht wirklich als Zäsur dienen. Vielmehr wechselt Regisseur Ishii die Perspektive, wann er gerade Lust hat. Dementsprechend muss man auch den Schnitt des
Films in Frage stellen. Die Storyfäden werden unnötig verkompliziert und letztendlich kann "Smuggler" eben nicht als ein kohärentes Werk überzeugen. Das ist
schade, denn zuweilen hat der Comedy-Thriller einfach Stil und gäbe eine schöne Manga-Adaption ab, wenn die genannten Ausrutscher nicht wären, die völlig
unnötig und gegen Ende so zahlreich sind, dass man "Smuggler" nicht ohne schlechtes Gewissen gut finden kann...