Story: Lynn (Shu Qi) und Sue (Vicky Zhao) sind Geschwister und professionelle Killer. Während Lynn den
durchführenden Teil des Duos bildet, ist ihre jüngere Schwester Sue der Computerexperte, der Lynn überwacht und
die Sicherheitssysteme ausschaltet. Dabei hilft den Beiden eine spezielle Software mit dem Namen "World Panorama", die
von deren getöteten Vater entwickelt wurde. Mit deren Hilfe ist es ihnen möglich sich in jedes Sicherheits- und
Überwachungsnetzwerk zu hacken.
Nachdem Lynn und Sue für Chow (Deric Wan) dessen Bruder aus dem Weg geräumt haben und Chow nun der neue Chef einer
Milliarden-Dollar Firma ist, beschließt er die Zwei erneut anzuheuern um einen weiteren Widersacher auszuschalten.
Dabei will er aber auch die beiden Killer aus dem Weg räumen. Lynn lehnt jedoch den Auftrag ab, da ihre alte
Liebe Yen (Song Seung-Hon) wieder aufgetaucht ist und sie ihr Dasein als Profikiller aufgeben will. Jetzt sieht
endlich Sue ihre Chance gekommen ihrer großen Schwester zu zeigen, dass sie ebenfalls im Feldeinsatz erfolgreich sein
kann, und nimmt den Auftrag ohne das Wissen Lynns an.
Während Lynn im letzten Moment ihrer Schwester zur Hilfe eilen kann sehen die Beiden sich noch einem ganz anderen
Problem außer Chow gegenüber. Die ehrgeizige Polizistin Hong (Karen Mok) ist den Zwei ebenfalls auf den Fersen...
Kritik: "So Close" ist kommerzielles Popcorn-Kino, das extreme Hollywood-Anleihen hat. Parallelen zu
"3 Engel für Charlie" sind auf den ersten Blick nicht zu leugnen, zum Glück handelt es sich dabei aber nur um
Marketing-Strategie, um den Film auch außerhalb Asiens zu pushen. Denn tatsächlich hat Corey Yuens ("The Transporter",
"The Bodyguard from Beijing") Werk seinen ganz eigenen Stil zu bieten. Mit vielen stylishen Actionsequenzen verwöhnt
er das Auge und auch die Darstellerinnen tragen nicht minder dazu bei. Während man es noch verkraften kann, dass die
Darstellerinnen immer sexy gekleidet und perfekt gestylt sind (das männliche Publikum wird sich da bestimmt nicht
beschweren), gibt es dann doch einige ziemlich störende Szenen, wenn z.B. nicht vorhandener Wind durch das Haar
unserer Protagonistinnen weht.
Das ist aber schnell wieder vergessen, wenn sich die Darstellerinnen in bester
Shoot-Out und Martial Arts- Manier durch die Gegend kämpfen. Hong Kong hat schließlich das Powerfrauen-Trio
erfunden (siehe "Heroic Trio") und zeigt einmal mehr, dass man es trotz stark sichtbaren westlichen Einfluss immer
noch besser machen kann als Hollywood.
Doch "So Close" hat seine Schattenseiten und davon leider nicht wenige. Da wäre zum einen das Drehbuch,
das was die Profikiller-Story angeht bestenfalls Standard darstellt. Hier gibt es nichts Neues. Stattdessen gibt es
sogar einen recht langsamen Mittelpart, der durch viele unnütze Dialoge und eine nervende Liebesgeschichte auffällt.
Auch wenn die Hintergründe der Charaktere löblicherweise etwas genauer beleuchtet werden, so bleiben die
Protagonisten doch allerhöchstens zwei-dimensional. Doch am Störendsten ist die Story um das World Panorama, die
irgendwie deplatziert und lächerlich wirkt. Davon abgesehen und trotz aller Vorhersehbarkeit, bietet die Story aber
interessanterweise ein paar unerwartete Wendungen, die es so z.B. in einem Hollywood-Mainstream-Film nicht hätte geben
können.
Daneben besticht der Film aber durch einen coolen Auftakt und ein ordentliches Finale, bei dem es nochmal richtig zur
Sache geht. Corey Yuen zeigt gerade in jenen Szenen, dass er sein Handwerk versteht. Die Action sieht stylish
und beeindruckend aus, auch wenn sie nicht sonderlich originell ist. Yuen hat jedoch glücklicherweise Wert darauf
gelegt, dass die Cinematografie seines Films stimmt und so gibt es einige coole Bilder, einschließlich Slow-Mo zu
bewundern. Der recht häufige Einsatz von CGI-Effekten ist gerade hier sehr auffällig, manchmal wirken die Effekte aber
etwas billig. Gerade die häufigen durch die Gegend fliegenden Glassplitter wirken ziemlich unecht, was den Filmgenuss
etwas mindert.
Genau so störend ist die Musik. Während die x-te Wiederholung von "Close to you" vielleicht gerade noch verschmerzbar
ist und gerade in der ersten Szene als Musikuntermalung, während sich Lynn durch die Gegend ballert, einen schönen
surrealen Kontrast bildet, ist der Score während der Kämpfe fast schon grauenhaft und nimmt diesen fast etwas
von ihrer Dynamik.
Die Darstellerinnen werden mit ihrer Performance mit Sicherheit keinen Preis gewinnen können, legen aber doch
durchwegs ordentliche Leistung ab. Besonders Shu Qi zeigt mit ihrer Darstellung, dass sie in den letzten Jahren durchaus
etwas Schauspielerfahrung sammeln konnte.
Tiefgründige Charakterdarstellung wird von den drei Mädels gar nicht erwartet, dafür dürfen sie sich aber in
einigen Actionszenen unter Beweis stellen. Obwohl keine von den drei irgendeine Kampfkunst erlernt hat, lassen sie
sich das nicht anmerken. Jede von ihnen beweist erstaunliche Agilität und schnelle Auffassungsgabe. So ist es kein
Wunder, dass die Kämpfe allesamt recht gelungen sind. Nur das geschulte Auge wird erkennen, dass die drei keine
Martial-Arts Experten sind. Hier gibt es kein billiges Rumgepose, wie in dem schon erwähnten "3 Engel für Charlie",
sondern man hat das Gefühl, dass da auch etwas dahinter steckt. Was meine Theorie erhärten lässt, dass alle Asiaten
ein angeborenes Kung Fu-Gen besitzen...
Doch unhaltbare Theorien beiseite, Corey Yuen hat schon bessere Kämpfe choreografiert, aber sie selten so stylish
aussehen lassen. Kleines Highlight ist der Kampf zwischen Lynn und Hong, wobei Karen Mok was die Kämpfe angeht
die wahrscheinlich beste Vorstellung abgibt. Auch der Katana-Endkampf mit Yasuaki Kurata bietet schöne Dynamik und
Schnitte.
Was das Tempo angeht hat "So Close" in der Mitte einige Probleme, wofür aber ein gelungenes Finale entschädigt.
Einen gewissen leicht störenden Girly-Faktor birgt der Film dann allerdings doch, wobei hier wohl die Badewannen-
Kampfszene das beste Beispiel darstellt. Zum Glück vermeidet der Film aber überflüssigen Humor, sondern kommt als
recht harter, wenn auch nur unterhalten wollender Action-Film daher.
"So Close" ist gut produziertes Popcorn-Kino, das seine Moment hat, aber auch fast so viele Fehler aufweist.
Während ich beim ersten Schauen des Films noch ganz begeistert war, muss ich sagen, dass ich Jahre später dank
des asiatischen Kinos anspruchsvoller geworden bin und mich "So Close" keineswegs mehr vom Hocker reißt. Im
Gegenteil mag er für viele Asienfans sogar enttäuschend sein. Dafür werden aber einige Westler ihren Spaß mit dem
Film haben können.
Wer sein Gehirn ausschalten kann und sich einfach nur gut unterhalten lassen will, der ist bei "So Close" genau an
der richtigen Adresse!