Story: Tae-soo (Ji Jin-hee) ist ein Auftragskiller, der schon seit Jahren nach seinem verschwundenen Zwillingsbruder
Tae-jin sucht. Als er ihn endlich findet, wird dieser vor seinen Augen von einem Scharfschützen erschossen. Tae-soo
ist am Boden zerstört und nimmt die Leiche mit nach Hause. Er findet schließlich heraus, dass sein Bruder ein Polizist
war, der gerade zum Morddezernat versetzt wurde. Da niemand von Tae-jins Tod weiß, nimmt Tae-soo einfach die Identität
seines Bruders an, um als Polizist den Auftragskiller und die Hintermänner ausfindig zu machen. Allerdings erweist sich
eine seiner Kolleginnen, Gang Mi-na (Kang Seong-yeon), als die Freundin Tae-jins, sodass er schon bald auffliegt.
Tae-soo kann Mi-na aber davon überzeugen, dieses Geheimnis vorerst für sich zu behalten. Einer der Polizisten, die am
Tae-soo-Fall arbeiten, rückt ihm aber auch immer näher auf die Fersen. Immerhin findet Tae-soo aber endlich eine Spur
in Bezug auf den Mord an seinem Bruder, denn der Scharfschütze taucht plötzlich auf dem Revier auf und wundert sich, dass
sein Opfer augenscheinlich noch am Leben ist...
Kritik: "Soo" ist ein frustrierender Revenge-Thriller, der sich in einem unausgegorenen Drehbuch, peinlich
oberflächlichen Charakteren und viel Blut verliert. Letzteres mag dabei noch den Pluspunkt des Films darstellen, da die
Actionszenen sich durchaus sehen lassen und das Adrenalin des Zuschauers ordentlich in die Höhe treiben können.
Jedes Mal, wenn sich der Film dagegen Zeit für die Charaktere nimmt, hat man große Probleme nicht einfach einzuschlafen,
denn wirklich viel passiert dabei nicht. Keine der Personen kann die Sympathien des Zuschauers für sich gewinnen,
was unter anderem einfach daran liegt, dass diese unwahrscheinlich eigenartig sind. Manchmal verhalten sie sich so,
als ob sie sich über sich selbst lustig machen wollten, aber "Soo" meint leider alles ernst, was er zeigt. Somit
bleibt der Film ein unausgegorenes und befremdliches Werk, das nur Actionfans einem näheren Blick unterziehen sollten.
Die Prämisse des Films ist an sich nicht schlecht, wenn auch nicht zum ersten Mal verfilmt. Ein Mann sieht, wie sein
Zwillingsbruder getötet wird und nimmt dessen Identität an, um den Mörder zu fassen. Daraus hätte ein schöner
Rachethriller werden können, aber alles, was wir stattdessen bekommen, ist eine langatmige Hatz nach den Verantwortlichen,
die ohne jede Atmosphäre auskommt. Der Aufbau des Films ist dabei auch recht merkwürdig, da die "Ermittlungen" Tae-soos
alles andere als nachvollziehbar sind, und er deswegen episodenartig von einem Tatort zum anderen stolpert. Überhaupt
scheinen die Verbindungen, welche die diversen Personen ziehen, geradewegs an den Haaren herbeigezogen und ohne Hand und
Fuß, so glaubt z.B. einer der Polizisten, dass "Tae-jin" der Killer Soo ist. Aber wie kommt er darauf?! Er hat ein
Gefühl... Aber auch Gefühle müssen irgendeinen Auslöser haben, was dem Scriptwriter wohl entgangen sein mag.
Viele Szenen scheinen auch recht improvisiert und so dürfen wir zusehen, wie sich Tae-soo und Mi-na in diversen
augenscheinlich am Drehort zustande gekommenen Dialogen miteinander streiten oder einfach etwas desorientiert anstarren.
Das alles passiert dann auch noch vor unglaublich tristen und grauen Hintergründen, sodass sich schnell ein unbehagliches
Gefühl der Einsamkeit oder wahlweise Müdigkeit einstellt. Wenn dann der Hauptprotagonist wieder einmal ohne ein Wort
zu sagen seit 10 Minuten in irgendwelchen Gassen oder auf Fischmärkten umherwandert, dann ist das fast schon hypnotisierend.
Wenn man dann wieder zu sich kommt, fragt man sich jedoch womit man hier eigentlich gerade seine Zeit
verschwendet. Doch immer dann, wenn der Zuschauer gerade abschalten will, kommt es zur nächsten Actionszene. Das Einzige,
was einen hier über Wasser halten kann.
Das Tempo von "Soo" schwankt dementsprechend enorm. Wenn das Tempo dann mal etwas anzieht, kann der Film aber durchaus
gefallen. Die Verfolgungsszenen und gerade die Prügeleien sorgen für ordentlich Spannung, was umso erstaunlicher ist,
als dass wir uns eigentlich gar nicht für das Schicksal der einzelnen Personen interessieren. Die technische Umsetzung
kann hier aber gut punkten, denn auch wenn augenscheinlich viele der Prügelszenen improvisiert sind, so steckt hinter diesen
wohl doch eine gut ausgearbeitete Choreographie, die darauf ausgelegt ist, die Kämpfer sich nicht besonders ästhetisch über
den Bildschirm prügeln zu lassen, sondern die Gewaltexzesse tatsächlich wie ein Kampf ums nackte Überleben aussehen zu
lassen. Das gelingt äußerst gut, und so kann gerade das Finale ein wenig versöhnlich für den langweiligen Rest
stimmen. Gerade das Level an Gewalt und Blut nimmt noch einmal ordentlich zu, sodass man mit einigen deftigen Szenen
konfrontiert wird, die sich wirklich hinter keinem anderen Film dieser Art zu verstecken brauchen.
"Soo" wird am Ende hinsichtlich des Taffheitsgrades mancher Personen um einiges unrealistischer als er ohnehin schon
war, aber das stört weniger als die dummen eingeschobenen Dialoge oder plötzlichen Anfälle des Drehbuchschreibers doch
noch einige Facetten der Charaktere zu zeigen, die aber überhaupt nicht zu ihnen passen mögen. Mi-na fühlt sich
plötzlich und zu den unpassendsten Stellen zu Tae-soo hingezogen, Tae-soo dagegen scheint wie ein leeres Blatt Papier,
auf dem einzig das Wort "Rache" steht. Dementsprechend darf Ji Jin-hee ("The Old Garden", "Perhaps Love") schauspielerisch
auch rein gar nichts von sich zeigen.
Der in Japan geborene Regisseur Choi Yang-il (oder eben Yoichi Sai) hat mit "Blood and Bones" schon einen weitaus
interessanteren und verständlicheren Film geschaffen. "Soo" ist einfach nur diffus, frustrierend und langatmig.
Allenfalls Action-Fans dürfen wegen einiger guter Action-szenen einen Blick riskieren.