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Original Title:
Ci Qing

Taiwan 2007

Genre:
Drama

Director:
Zero Chou

Cast:
Isabella Leong
Rainie Yang
Shen Jian-hung
Jay Shih
Hsieh Ping-han
Chen Yi-han


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Spider Lilies

Story: Jade (Rainie Yang) arbeitet als Webcam-Girl um ihrer eigenen Einsamkeit zu entfliehen. Um ihren Kunden noch mehr Geld aus der Tasche zu ziehen, entschließt sie sich ein Tattoo machen zu lassen. Sie besucht den örtlichen Tattoo-Shop um sich bezüglich eines Motivs beraten zu lassen. Dort trifft sie Takeko (Isabella Leong) wieder, ihre "Erste Liebe", die sie seit ihrem 9. Lebensjahr nicht mehr gesehen hat. Takeko erkennt sie jedoch nicht sofort und weigert sich außerdem Jade das Tattoo einer "Spider Lily" zu geben, welches sie selbst trägt.
Grund dafür ist Takekos Vergangenheit. Ihr Bruder Ching (Shen Jian-Hung) hat seit seiner Kindheit seine Erinnerung verloren und sich seitdem kaum geistig weiterentwickelt. Ching musste als Kind mit ansehen, wie sein Vater das Opfer eines Erdbebens wurde. Nur dessen Tattoo in Form einer Spider Lily blieb bei Ching im Gedächtnis. Um wieder einen Kontakt zu ihrem Bruder herstellen zu können, lässt sich Takeko dasselbe Motiv tätowieren und lässt sich darüber hinaus sogar zur Tätowiererin ausbilden.
Während sich Takeko wieder an Jade erinnert und das Webcam-Girl ganz klare Annäherungsversuche unternimmt, muss Jade außerdem vorsichtig sein, dass sie nicht von einem verdeckten Ermittler (Kris Shie) gefasst wird, der ebenfalls ihre Seite besucht.

Kritik: "Spider Lilies" ist ein Drama, das leider nach viel mehr aussieht und sogar nach noch viel mehr strebt, als das, was es dann tatsächlich darstellt. Es ist schwierig, dem Film seine Tiefgründigkeit abzusprechen, aber genau in dieser verliert er sich schließlich auch, sodass es besonders wegen der vielen kleinen Storys, die in den Hauptplot eingewoben sind, unmöglich wird, den Film in seine Einzelteile aufzuspalten oder gar einen Zusammenhang zwischen den diversen Subplots zu erkennen. Dies erweist sich dann eben auch als der Ursprung der Frustration den "Spider Lilies" auslöst. Es gibt viele gute Ideen, der Film ist mit einem guten Auge für die richtigen Bilder komponiert, und dennoch kann der Film nicht das abliefern, was er eigentlich will. "Spider Lilies" ist unnötig komplex und zu überladen mit nicht relevanten Nebengeschichten, die alle irgendetwas mit der Hauptstory zu tun haben wollen, aber dennoch nie wirklich den Film als ein Ganzes präsentieren können.

Irgendwo scheint sich also der Drehbuchschreiber in dem verloren zu haben, was ihm als eine geistreiche Geschichte vorkam. Zugegeben, geistreich ist sie trotzdem, denn es geht um Liebe, Erinnerung und das was es bedeutet zu vergessen. Wer glaubt, dass es hier nur um die Liebe geht, der hat sich aber geirrt. Oftmals ist dies jedoch tatsächlich der einzige rote Faden, der uns irgendwie noch als Orientierungspunkt dienen kann. Denn zu der lesbischen Liebesgeschichte zwischen Jade und Takeko, gesellt sich dann auch noch das Drama um Ching dazu, der durch ein Schockerlebnis seine Erinnerung verloren hat und als hinterbliebener Junge in psychiatrischer Behandlung ist.
Aber das ist bei Weitem noch nicht alles. Wir erfahren, was es bedeutet sich tätowieren zu lassen - dass jedes Tattoo seine eigene Bedeutung hat. Für die einen dient es als eine Art Festhalten der Erinnerung und für die anderen ist es ein Steigern der eigenen Kräfte. Dazu kommt noch der Plot um Jades Einsamkeit, die gerade auch Ausdruck der heutigen Internetgesellschaft ist. Jade flirtet zwar mit Männern, dies aber nur vor der Kamera. Ihre fröhliche Natur verdeckt nur ihre stille Sehnsucht nach Liebe.

Dann gibt es da auch noch den Plot um einen stotternden Polizisten, der Jade auf ihrer Seite besucht und sie hinter Gitter bringen will, bis er sich schließlich in sie verliebt. Wirklich überzeugend ist dieser Teil der Story jedoch nicht, sondern er dient lediglich dazu zu ein paar Missverständnissen zu führen, da Jade den Polizisten natürlich für Takeko hält. Außerdem soll das gemächliche Tempo des Films durch diese Nebenstory etwas aufgepeppt werden, doch Spannung kommt hier niemals wirklich auf.
Auch für die Story um Adong, gespielt von Jay Shih, einen Möchtegern-Gangster, der sich durch seine Tattoos mächtiger vorkommt, gilt das was eigentlich für alle Nebenstorys des Films gilt: Der Zuschauer weiß nie wirklich wie diese im Zusammenhang zum Rest stehen soll, und letztendlich verlaufen sich diese Storys dann auch noch ins Leere. Ab und zu glaubt man zwar für einen kurzen Moment greifen zu können, was die Filmemacher eigentlich bezwecken wollten, doch dann entschwindet es einem auch genauso schnell wieder.

Etliche Flashbacks entführen uns immer wieder in die Vergangenheit von Takeko, so dass wir sogar tatsächlich einiges über sie erfahren. Trotzdem bleibt ihre Person immer etwas distanziert und wirkt nie wirklich lebendig. Als wenn sie einfach nur die Idee eines Drehbuchs wäre, das als ein Mittel für das Voranbringen der Story dient. Das ist schade, denn so bleibt Isabella Leongs ("Isabella") Schauspiel auch sehr reserviert und kühl, so dass wir hier nie eine Bezugsperson haben, mit der man sich identifizieren kann. Popstar Rainie Yang geht zwar mit Jade in diese Richtung, doch erfahren wir über deren Vergangenheit leider viel zu wenig, als dass wir uns um sie kümmern würden. Außerdem hat ihr Charakter immer etwas Verstelltes an sich. Nichtsdestotrotz ist Yang eine wahre Augenweide und ist meistens so süß, dass es schwierig ist als Mann nicht einfach dahinzuschmelzen.
Ein großes Plus des Films ist die lesbische Liebesgeschichte, die erstaunlich selbstbewusst präsentiert wird. Die sexuelle Orientierung von Jade und Takeko ist halt eben lesbisch und das wird hier erfrischend selbstverständlich auf den Bildschirm gebracht. Ein paar vor Erotik knisternde Liebesszenen zwischen den beiden Hauptprotagonistinnen gibt es als Bonus dann auch noch dazu.

Handwerklich gibt es an "Spider Lilies" nichts auszusetzen. Die düstere Farbwahl trägt die traurige und einsame Grundstimmung des Films sehr überzeugend, die Bilder sprechen ebenfalls für die Expertise von Regisseurin Zero Chou und ein stimmiger Soundtrack rundet das Gesamtbild ab.
Leider verwehrt einem das Werk aber die Einsicht in das, was wohl der Kern oder die Aussage des Films sein sollte. Es steht außer Zweifel, dass "Spider Lilies" voller Motive und bedeutungsvoller Nebenstories ist, oder besser gesagt sein wollte, aber im Endeffekt verheddert sich der Film in zu vielen Nebenplots und in seiner Selbstverliebtheit in Bezug auf seinen tiefgründigen Charakter. Das tritt auch am Ende wieder stark in den Vordergrund, das dann tatsächlich anders kommt als erwartet, aber auch irgendwie unpassend wirkt.
"Spider Lilies" ist eigentlich kein schlechtes Drama, verliert sich aber schließlich unentschuldbar in einer ziellosen Story und einer Message, die niemals wirklich durchschaubar ist. Schade.

(Autor: Manfred Selzer)
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