Story: Ein buddhistischer Mönch (Oh Yeong-su) lebt zusammen mit einem kleinen Kind in einem Tempel, der auf
einem See schwimmt. Umgeben von Bergen und nur mit einem Boot zu erreichen, lehrt der Mönch dem Kind in dieser von
der Außenwelt unberührten Natur, den Buddhismus und Lebensweisheiten. Als der Junge erwachsen ist schickt eine Mutter
ihre Tochter (Ha Yeo-jin) zum Tempel, wo diese von ihrer Krankheit geheilt werden soll. Das Mädchen und der Junge
verlieben sich und als die Mutter ihre geheilte Tochter wieder abholt, treibt das Verlangen den jungen Mönch aus dem
Tempel.
Jahre später kehrt der frühere Mönch in den Tempel zu seinem Meister zurück um für seine Sünden Buße zu tun. Der
Meister muss erkennen, dass sein Schüler nicht viel gelernt hat und immer noch den einfachen Weg gehen will. Doch
er kann ihm noch eine letzte Sache beibringen, bevor sein Schüler von der Polizei abgeholt wird.
Wieder vergehen einige Jahre, der Meister ist mittlerweile gestorben und der Schüler ist aus dem Gefängnis entlassen
worden. Er kehrt zum Tempel zurück und wird selbst zum Meister, der nun ebenfalls ein kleines Kind aufnimmt und lehrt...
Kritik: "Spring, Summer, Fall, Winter... and Spring" ist ein meditativer Film über den Kreislauf des Lebens.
Wunderschöne Naturaufnahmen, ein verträumter Tempel, der auf einem See schwimmt und die Farben der verschiedenen
Jahreszeiten verzaubern die Sinne. Wie für Kim Ki-duk ("3-Iron") üblich lebt der Film keinesfalls von seinen
minimalistischen Dialogen, sondern von den Vorgängen auf dem Bildschirm. Auch wenn das Tempo durchweg gemächlich bis
sehr langsam ist, gibt es doch Etliches in dem Film zu entdecken. Viele Aussagen, Denkanstöße und Fragen werden hier
zwischen den Zeilen übermittelt. Kims Werk ist reich an Interpretationsmaterial und auch wenn der Film wegen seiner
Machart und seines Tempos hauptsächlich Art-House Freunde anspricht, wäre es wirklich eine Schande, wenn nur jene
in den Genuss dieses Kunstwerks kommen würden.
"SSFWAS" ist in mehrere Akte unterteilt. In jedem dieser Akte steht eine andere Jahreszeit im Vordergrund. Wir begleiten
den Schüler als kleinen Jungen auf seinen ersten Erkundungen der Welt. Bei seinen Spielereien, bindet er auch diversen
Tieren einen Stein um. Nachdem der Meister dies beobachtet hat, muss der Kleine eines Morgens ebenfalls mit einem
Stein um seinen Körper gebunden aufwachen. Die simple, aber wirksame Lektion: Was du nicht willst, das man dir
tut, das tue auch niemand anderem. Außerdem merkt der Mönch an, dass falls eines der Tiere durch seine Taten gestorben
sein sollte, er den Stein für immer in seinem Herzen tragen wird. Eine Vorausdeutung? Sollen sich die Taten des Jungen
auf ähnliche Weise wiederholen? Nun, selbst hier am Anfang gibt es schon vieles was man deuten kann, doch das ist gar
nichts zu dem was noch kommt. In welchem Zusammenhang stehen die Taten des jungen Mönchs mit der Bedeutung der
Jahreszeiten, in denen sie spielen? Wir begleiten den angehenden Mönch schließlich nicht nur ein Jahr auf seinem Weg,
sondern die Jahreszeiten/Akte sind jeweils durch mehrere Jahre voneinander getrennt.
Kims Werk ist außerdem voll von Symbolik, Metaphern, Allegorien etc. Hier muss man ungemein aufpassen um auch wirklich
alles mitzubekommen. So scheinen die Haustiere des Mönchs in den jeweiligen Akten ebenfalls eine ganz eigene Bedeutung
zu haben. Am meisten springen allerdings die Türen, die frei im Raum stehen, also ohne mit einer Wand verbunden zu sein,
ins Auge. Welchen Sinn hat es durch diese zu gehen, wenn man auch ganz einfach um sie herum gehen könnte? Nun, es
scheint so als wenn diese Türen gewisse Regeln der Gesellschaft und der eigenen Moral darstellen sollen. Der junge
Mönch geht so z.B. das erste Mal nicht durch eine der Türen als er sich zu seiner neuen Freundin schleichen will. Und
dass diese Liebesgeschichte nicht wirklich ein glückliches Ende nehmen wird, erfahren wir ja schließlich im weiteren
Verlauf.
Das Schicksal der sich verhüllenden Frau im Winter-Akt ist ebenfalls bezeichnend. Ihre Scham darüber, dass sie ihr
Kind aufgeben muss führt zu einem ganz eigensinnigem Fehltritt von ihr. Auch dass der mittlerweile zum Mönch gewordene
Schüler daraufhin mit einem Stein um seinen Fuß gebunden eine Götterstatue auf einen Berg bringt, der über den Tempel
auf dem See wacht, hat einen tiefere Bedeutung. Aber selbst, wenn man diese nicht sofort erfassen können sollte, so
werden doch zumindest die Bilder beeindrucken.
Über das was in "SSFWAS" zwischen den Zeilen übermittel wird könnte man seitenlange Abhandlungen schreiben und gerade
das macht den Film so interessant und wertvoll. Natürlich spielt aber auch der Buddhismus eine große Rolle. Wenn man
nicht viel von diesem versteht, so mag man hier und da ein paar kleinere Probleme haben, doch sind diese wirklich nur
minimal. Selbstmord ist eben nicht wie bei uns Westlern etwas Sündhaftes, sondern ist durchaus legitim, wenn man weiß,
dass seine Zeit ohnehin gekommen ist. Der alte Mönch ist hier außerdem anscheinend so etwas wie eine erleuchtete
Persönlichkeit, denn Regisseur Kim Ki-duk bringt wieder einmal einen übernatürlichen Aspekt mit hinein, als das Boot auf dem
die Polizei und der Schüler sitzen sich nicht von der Stelle bewegen, bis der Meister endlich von seinem Schüler
loslassen kann. Außerdem ist interessant, dass wieder einmal die Hauptcharaktere keine Namen zu haben scheinen.
Die Polizisten sind des Weiteren die einzigen Personen, die eine Verbindung zur Außenwelt darstellen. Ansonsten
scheint der Tempel und seine Bewohner nämlich losgelöst vom Rest der Welt zu sein.
Die Begierde und Lust hat den jungen Mönch auf den falschen Pfad geführt, doch nachdem dieser dies erkannt hat wird
er zu einem besseren Menschen, der seinerseits später versucht, seinen Schüler auf den richtigen Weg zu führen. Doch
hier zeigt sich wieder der Kreislauf des Lebens. Der Film endet dort wo er angefangen hat und zeigt uns, dass wohl auch
der Meister selbst schon die gleichen Fehler begangen hatte. Die weisesten Menschen sind also jene, die schlimme Fehler
begangen haben, sich dessen bewusst sind und andere davor schützen wollen die gleichen zu begehen...
Visuell ist "Spring, Summer, Fall, Winter... and Spring" mindestens genauso beeindruckend wie inhaltlich. Der Tempel
auf dem See ist einfach bezaubernd, die Farben sind wunderschön und viele der Bilder sehen wie Gemälde aus.
Als intensives Drama braucht der Film natürlich auch einige gute Darsteller und die hat man hier zweifelsohne gefunden,
auch wenn sie nicht allzu viel von sich zeigen mussten, da der Film sowieso mehr von dem lebt was zwischen den Zeilen
passiert. Im Winter-Akt spielt dann sogar Kim Ki-duk höchstpersönlich den Mönch, der nun auf dem Weg zur Erleuchtung
ist.
Großartige Landschaftsaufnahmen und Kim Ki-duks feinfühlige Regie machen diesen ruhigen Film über den Kreislauf
des Lebens zu einem außergewöhnlichem Erlebnis. Das Tempo hätte hier und da zwar wirklich etwas mehr anziehen können,
aber sehr stark fällt dieser Negativpunkt nicht ins Gewicht, da einem der Film noch lange im Gedächtnis haften
bleiben wird - ein Kunststück, das heutzutage den wenigsten Regisseuren gelingt. Doch Kim erweist sich erneut als
Meister auf diesem Gebiet.