Story: In Japan werfen sich 54 Schulmädchen ohne einen erkennbaren Grund vor einen Zug. Der Massenselbstmord schlägt riesige Wellen und
schnell kommt unter Teenagern das Gerücht auf, dass ein "Selbstmord-Club" existiere. Kuroda (Ryô Ishibashi) leitet zusammen mit seinen Kollegen
Shibusawa (Masatoshi Nagase) und Murata (Akaji Maro) die Ermittlungen, doch viel können sie bei Selbstmord, auch wenn er diese Ausmaße annimmt, nicht
unternehmen. Als jedoch weitere Selbstmorde folgen und eine Rolle aus Hautfetzen auftaucht, die zu den bereits toten Mädchen gehören, aber auch noch zu etlichen
anderen unbekannten Personen, ermittelt die Polizei weiter. Augenscheinlich gibt es aber keinen Zusammenhang zwischen den Selbstmördern. Es scheint eher
eine neue Modewelle zu sein, sich das Leben zu nehmen. Hilflos müssen die Ermittler zusehen, wie es immer mehr Opfer gibt, bis sich eines Tages
jemand bei ihnen meldet, der eine Webseite gefunden hat, auf der die Anzahl der Selbstmorde gezählt werden. Jedoch ändert sich dort die Zahl noch bevor
die Polizei etwas von den Selbstmorden weiß...
Kritik: Es ist Jahre her, dass ich "Suicide Club" zum ersten Mal gesehen habe. Vieles war kaum zu verstehen, zu surreal, um wirklich greifbar
zu sein. Doch eines wusste ich schon damals. Diesen Film würde ich mir noch einmal ansehen müssen. Was hat sich heute bei der zweiten Erfahrung dieses Films
geändert? Sion Sono hat mittlerweile dank Filme wie "Love Exposure" internationale Aufmerksamkeit und gilt als einer der interessantesten Filmemacher Japans.
Schon in "Suicide Club" ist zu erkennen, warum. Sion Sono gräbt sich mit seinen albtraumhaften und darüber hinaus aber auch verzaubernden Bildern tief in die
Seele des Zuschauers. Dass viele der Puzzleteile einfach nicht zusammenpassen mögen, scheint beinahe schon Absicht, doch gerechtfertigter Kritik zum Trotz
bekommt man hier einen außerordentlich ungewöhnlichen, kontroversen und großartigen Film.
Es gibt kaum Filme, die einem mit ihrer Anfangssequenz dermaßen schockieren können, dass diese noch weit über den Film hinaus in einem nachhallen können.
Der kollektive Selbstmord der Mädchen auf dem Bahngleis lässt diesen Film jedoch eindeutig dazugehören. Regisseur Sion genießt es dabei auch, überzeichnete
Gewalt zu zeigen. Auch im weiteren Verlauf des Films gibt es einige ziemlich blutige Szenen. Doch wirklich schockierend ist tatsächlich, zu sehen, wie
Jugendliche ihr Leben mit einer Selbstverständlichkeit wegwerfen, als würden sie sich morgens die Zähne putzen. Die Selbstmordwelle, die über das Land
schwappt, scheint nicht mehr aufzuhalten zu sein. Wie die neueste Mode, denen sich Teenies eben nicht erwehren können. Macht man nicht mit, gehört man nicht
dazu.
Der sozialkritische Ton des Films ist trotz aller Grausamkeit unverkennbar und in dem stilistischen Mix, den Sion abliefert, auch immer wieder von einem
Augenzwinkern begleitet. Allerdings eines, das wehtut, weil einem ein Spiegel vorgehalten wird. Stets ist die fiktive Teenie-Band "Dessert" zu sehen,
deren Lieder sich im Laufe des Films zu wahren Ohrwürmern entwickeln. Mädchen zwischen zwölf und dreizehn Jahren, die sich wie Frauen bewegen und Teil einer
großen Geldmaschinerie sind. Dass selbst die Hausfrau ein Fan der Gruppe werden muss, ist selbstverständlich. Gruppenzwang. Aber auch man selbst als Zuschauer
kann nicht umhin, den Liedern etwas abzugewinnen. Am Ende geben sie mit ihren fröhlichen Melodien dem Drama des Films sogar eine besonders bittere Note. Doch
auch an anderer Stelle, an der sie schon fast Musical-Charakter bekommt, spielt Musik eine große Rolle.
Die Geschichte von "Suicide Circle" ist sehr komplex, verliert aber gegen Ende an Grund und Boden. Bis dahin hat einen eine
sehr schön gestrickte Ermittlungsgeschichte gefangengenommen, aber schließlich wird, zuweilen vielleicht auch etwas unbeholfen, verstärkt mit der Kritik an der
modernen Gesellschaft um sich geworfen. Manchmal nimmt der Film dabei aber auch philosophische Züge an. Wie gesagt ist das bei seiner gegen Ende immer
surrealistischer werdenden Natur kein Wunder. Was sind aber die Antworten, auf die etlichen Fragen, die sich einem hier aufwerfen? Das ist nicht leicht zu
sagen und Sion Sono bleibt einem auch einiges schuldig, so das Gefühl. Dementsprechend macht sich auch etwas Frustration breit. Im Herzen will
"Suicide Club" aber eine existentialistische Frage in seinem Zentrum wissen.
Die Selbstmordreihe will nicht abreißen und man fragt sich, was all diese sinnlosen Tode sollen! Neben einer bitterbösen Satire an der japanischen Popkultur greift der Regisseur damit aber eben auch die enorm hohe Selbstmordrate unter Jugendlichen in Japan auf. Es bleibt nicht zu leugnen, dass Sion gegen Ende etwas von der Bahn abkommt und sich beinahe gegen die Wand manövriert, aber bis dahin hat er den Zuschauer schon dermaßen emotional in seinen Film eingebunden, dass man ihm dies verzeiht. Hätte mir vorher jemand gesagt, dass ein Regisseur, der mit Schwulenpornos angefangen hat, heutzutage einige der herausragendsten japanischen Filme dreht, hätte ich genauso verständnislos geschaut, wie nach dem ersten Mal, als ich "Suicide Club" gesehen habe. Ein ungewöhnliches Horror-Drama voll Surrealismus und Musik, dass nicht nach jedermanns Geschmack sein mag, aber mich auch heute noch tief beeindrucken und bewegen kann.