Story: Chiba (Takeshi Kaneshiro) ist das, was man im Volksmund einen Sensenmann nennt. Seine Aufgabe ist es
ausgewählte Personen eine Woche vor ihrem Tod aufzusuchen und festzustellen, ob sie ihren Zweck auf der Erde erfüllt
haben und von der Bühne des Lebens treten dürfen oder nicht. Diesmal muss er sich um Kazue Fujiki (Manami Konishi)
kümmern, die ein unglückliches Leben führt, und der irgendwie das Pech anzuhaften scheint, da jeder um sie herum
zu sterben scheint. Außerdem wird sie von einem Stalker an ihrem Arbeitsplatz belästigt.
Jahre später hat Chiba den Yakuza-Boss Fujita (Ken Mitsuishi) als neuen "Klienten". Fujita wird von Akutsu (Takuya
Ishida), einem seiner Untergebenen, an einen anderen Boss verkauft, aber Akutsu hat schon bald ein schlechtes Gewissen
deswegen, vor allem da Fujita ihn wie einen kleinen Bruder behandelt. Doch ob Fujita lebt oder stirbt bleibt Chibas
Entscheidung...
Wieder Jahre später muss sich Chiba einer älteren Dame (Junko Fuji) annehmen, die als Friseurin arbeitet. Diese erkennt
merkwürdigerweise aber Chiba sofort als das, was er wirklich ist und trägt einen letzten Wunsch an ihn heran...
Kritik: "Sweet Rain" hat eine nette, wenn auch nicht wirklich vollkommen originelle Story, stellt ein paar
Fragen über das Leben und bietet Takeshi Kaneshiro in der Hauptrolle. Das alleine reicht schon aus, um dieses
Fantasy-Drama sehenswert zu machen. Vor allem Kaneshiro als Sensenmann kann ordentlich Punkte holen. Seine kindliche
Naivität und Unbeschwertheit, die leichte Melancholie seines Charakters, sowie das natürliche Charisma seiner Person
machen Chiba zu jemanden zu dem wir schnell ein emotionales Band knüpfen können. Das ist umso erstaunlicher, als dass
der Charakter selbst recht flach bleibt. Man kann also ohne Weiteres zu sagen, dass der Erfolg des Films den
Zuschauer emotional bewegen zu können, hauptsächlich der Verdienst von Kaneshiro ist.
Allerdings erweist sich "Sweet Rain" im Gesamten als eine kleine Enttäuschung, denn das wirklich Außergewöhnliche
bleibt aus. Vielmehr haben wir hier einen kleinen, aber netten Film, von dem wir am meisten für uns mitnehmen können,
wenn wir nicht viele Erwartungen an ihn stellen.
Auf dem Roman von Kotaro Isaka basierend hat Regisseur Masaya Kakei seine Welt leider nicht so plastisch kreiert wie
man es sich gewünscht hätte, denn es fehlen einfach gewisse Details. Nett anzusehen ist sie dennoch. Das liegt
vor allem an der Kinematografie, die recht ansprechend geworden ist und immer mal wieder von ein paar Spezialeffekten
unterstrichen wird. Die Zwischenwelt, von der aus Chiba jedes Mal durch eine andere Tür auf die Erde gelangt, ist ein
Beispiel dafür, am meisten in Erinnerung bleibt aber Kazues Flashback, das durch zum Leben erweckte Schaufensterzeichnungen
eingeleitet wird.
Die leicht melancholische Stimmung wird auch gut durch den vielen Regen im Film übermittelt. Jedes Mal, wenn
Chiba auf die Erde kommt, fängt es nämlich an zu regnen, was bedeutet, dass er noch nie einen blauen Himmel zu sehen
bekommen hat. Allerdings ist das nicht den Sensenmännern im Allgemeinen zu eigen, sondern scheint sich lediglich auf
Chiba zu begrenzen.
Chiba wird außerdem öfters von einem Hund begleitet, der mit ihm durch einen bestimmten Ton zu kommunizieren scheint, der
uns mit Untertiteln übersetzt wird. Sein "Partner" klärt Chiba immer über die Aufträge auf und gibt dem Zuschauer
des Weiteren die Information, dass Chiba bisher noch niemanden hat weiter leben lassen. Von den anderen Sensenmännern,
diese trifft Chiba nämlich auch mehrmals im Film, erfahren wir auch noch, dass diese ihren "Opfern" gerne noch
ein paar schöne Tage vor ihrem Ableben gestalten. All das hat aber nur wenig Bedeutung für Chiba, das Einzige, was
ihn interessiert und ihn menschlich wirken lässt ist seine Liebe zu Musik, egal welcher Art. Er geht sogar so weit zu
behaupten, dass sie die beste Erfindung der Menschen ist, womit er gar nicht mal so Unrecht hat. Aber auch wenn man den
Eindruck bekommen könnte, dass Chiba ein recht kühler Charakter ist, so gibt ihm seine Naivität und Unbeschwertheit eine
gewisse Wärme und ein Charisma, das ihn sehr menschlich wirken lässt.
Jedes Mal, wenn Chiba auf die Erde kommt schlüpft er überdies in eine andere Rolle. Dabei schafft er es aber trotzdem auch
seinem eigentlichen Charakter treu zu bleiben, was gar nicht so einfach ist, wenn man in Betracht zieht, wie wenig
Eigenschaften Chiba eigentlich hat. Es ist wahrlich beeindruckend was Takeshi Kaneshiro ("The Warlords", "Returner")
hier an schauspielerischer Leistung abliefert, und man kann gar nicht oft genug wiederholen, dass ohne ihn der Film
nur halb so gut geworden wäre. Er dient uns schließlich als einzigste Bezugsperson im Film, da "Sweet Rain" in drei
Teile aufgespalten ist. Denken wir anfangs noch, dass Kazues Geschichte mehr oder weniger zu einer obligatorischen
Romanze zwischen dem Sensenmann und ihr verkommt, gibt es dann plötzlich einen Schnitt zu einer Yakuza-Geschichte. Allen
Geschichten haftet aber eine gewisse Unbekümmertheit an, die vor allem durch einen immer wieder auftauchenden und
angenehmen Humor hervorsticht. Anhand der drei einzelnen Storys zeichnet sich auch immer genauer das Bild von Chiba
ab und erst durch seine Interaktion mit den anderen Personen lernen wir ihn richtig kennen.
Später zeigt sich, dass die drei Geschichten miteinander verbunden sind. Das wird über den Film hinweg aber schon
mehrfach angedeutet, so dass es hier keine wirklichen Überraschungen gibt. Es ist sogar ein wenig irritierend, dass
die Auflösung des Films mit so viel Trommelwirbel eingeleitet wird, denn eine Überraschung bleibt für den Zuschauer
aus, da schon Meilen im Voraus der "große" Twist zu erkennen ist.
"Sweet Rain" behandelt im kleinen Rahmen was "Leben" bedeutet, und auch wenn wir keine großartigen neuen Antworten
bekommen, so ist der Regisseur dennoch erfolgreich darin, den Zuschauer in seinen Film einzubinden und ihn hier und
da zu bewegen. Leider bleibt am Schluss aber trotz allem ein bisschen Unzufriedenheit, da wir uns irgendwie mehr
versprochen haben. Denn die Botschaft des Films (um hier einmal die alte Friseurin zu zitieren) ist wichtig, aber eben
nicht außergewöhnlich. Schlussendlich ist "Sweet Rain" damit ein Film, der ein Lächeln beim Zuschauer hervorbringen
kann, aber schon bald wieder vergessen sein wird.