Story: Nachdem die Gruppe, die das Baseball-Schulteam anfeuert, wegen einer Lebensmittelvergiftung im
Krankenhaus liegt, steht die Schule ohne eine Band da. Nakamura (Yuta Hiraoka), der als einziger verschont geblieben ist,
sucht nun verzweifelt nach Musikern, obwohl er eigentlich selbst vorhatte die Band zu verlassen. Freiwillige sind
relativ schnell gefunden. Tomoko (Juri Ueno), Yoshie (Shihori Kanjiya), Sekiguchi (Yuika Motokariya) und noch weitere
Schülerinnen sehen das als die Gelegenheit endlich dem Mathe-Unterricht Ozawas (Naoto Takenaka) fern bleiben zu dürfen.
Nakamura macht aus dem bunt zusammengewürfelten Haufen eine Jazz Big Band. Gerade als es den Mädchen tatsächlich
anfängt Spaß zu machen, werden die ursprünglichen Mitglieder der Band wieder aus dem Krankenhaus entlassen. Die Big
Band löst sich auf und die Mädchen geben sogar vor damit zufrieden zu sein.
Es dauert nicht lange und die Gruppe kommt doch wieder zusammen, da ihr gemeinsames Interesse für die Musik mittlerweile
ziemlich stark geworden ist. Abseits von der Schule üben sie weiterhin fleißig,
doch ihr Erfolg bleibt aus.
Das ändert sich
jedoch, als ihr Mathe-Lehrer Ozawa sich ihrer annimmt. Mit seiner Hilfe schaffen es die "Swing Girls" sogar bis zu
einem Music-Contest. Doch ist die Band schon bereit dafür?
Kritik: Japanische Schulmädchen, die eine Jazz Big Band gründen?! Kein Thema für Regisseur Shinobu Yaguchi
("Waterboys")! Mit viel Herz und vor allem seiner ganz besonderen Art des Humors zaubert er eine sehr schöne, wenn auch
unbedeutende Komödie auf den Bildschirm. Wen interessiert da schon die Vorhersehbarkeit des Plots, der sich
ohnehin auf die Prämisse so vieler Sport- und Musikfilme stützt. Erfolglose Gruppe möchte sich selbst beweisen und
schafft dies am Ende auch in besagter Sportart. Yaguchi hat eigentlich sogar die Story seines eigenen Films "Waterboys"
genommen, das Synchronschwimmen durch Jazz und die Jungs durch Mädchen ersetzt. Erstaunlicherweise fühlt sich der
Zuschauer aber nicht betrogen, denn "Swing Girls" hat seinen eigenen Stil und weiß durch seine liebenswürdigen
Charaktere und den Humor zu gefallen.
Da die Story nicht viel hermacht müssen natürlich die Charaktere im Vordergrund stehen. Diese sind auch die große
Stärke des Films. Leicht abgedreht, aber immer liebenswert kann der Zuschauer sofort ein Band zu ihnen knüpfen.
Dabei strahlen die einzelnen Personen auch alle ein unwahrscheinliches Charisma aus, was den Film so gut funktionieren
lässt. Ich rede hier tatsächlich von Charisma und nicht gutem Aussehen, obwohl das bei den meisten weiblichen
Darstellerinnen zweifellos auch zutrifft. Nein, es ist die Ausstrahlung der Personen, die den Film nie
langweilig werden lässt. Da stört es auch nicht sonderlich, dass wir außer von Tomoko nicht wirklich etwas über das
Privatleben der einzelnen Personen erfahren. Wir begleiten die Charaktere eigentlich nur auf ihrem Weg zur
hoffentlich erfolgreichen Big Band und bekommen dabei natürlich auch einiges zu Lachen.
Leider bleiben die erhofften
großen Brüller aber aus, was nicht heißt, dass der Film nicht einige sehr gute Gags bereithält. Selbst wenn es mal
eine kleine Durststrecke bzgl. der Lacher geben sollte, schafft der Film immer eine feel-good Atmosphäre, die die
Stimmung des Zuschauers ins Positive umschlagen lassen muss, egal wie depressiv man vorher gewesen sein mochte.
Der Film ist was die Schauspieler angeht ziemlich gut besetzt. Interessant ist, dass die meisten der Darstellerinnen vorher
kein Instrument spielen konnten und nur einige Monate vor Drehbeginn Intensivkurse genommen hatten. Das hört man den
großartigen musikalischen Leistungen der Gruppe gar nicht an, die übrigens alle ihre Instrumente tatsächlich
selbst spielen ohne später nachsynchronisiert geworden zu sein.
Was die Musik angeht: Musikliebhaber werden eindeutig mehr ihren Spaß haben, als eben jene, die damit überhaupt nichts
anfangen können. Gerade aber eben der Umstand, dass es sich um Jazz/Swing handelt stellt keine musikalische Barriere
dar! Ich selbst sehe Swing als so ziemlich das Letzte auf meiner Liste der hörbaren Musikgenres. Das ist auch der Grund
warum ich mir den Film mit gemischten Gefühlen angeschaut habe. Das ändert sich aber rapide sobald das erste Stück
gespielt wurde. Dank einer guten Song-Auswahl ist die Musik mitreißend und macht gute Laune, selbst wenn man sonst nichts
mit ihr anfangen kann! Ob das daran liegt, dass immer etwas leicht Humoristisches bleibt, wenn man Japanerinnen in
Schuluniform Jazz/Swing spielen hört?
Wie dem auch sei, die Musik ist jedenfalls sehr gut gelungen und bereichert den
Film um einiges. Höhepunkt stellt dann natürlich auch das 15-minütige Konzert gegen Ende dar.
Kleine Info am Rande: Um den Film zu promoten haben die Darsteller(-innen) tatsächlich in Japan und Amerika ein paar
Auftritte gehabt!
Nun, Negatives gibt es auch zu finden. Wie gesagt ist der Plot unwahrscheinlich vorhersehbar und dennoch fehlen einige
Dinge, wie der böse Widersacher. Schön dagegen ist, dass die ganz grob angedeutete Liebesbeziehung zwischen
Nakamura und Tomoko nicht weiter ausgebaut wird und dem Film damit unnötig Kitschiges erspart bleibt.
Anfangs mag man sich auch ein wenig schwer tun, bei der Vielzahl an Charakteren den Überblick zu behalten, aber recht
bald wissen wir dann, dass Tomoko und die kleine Gruppe um sie herum die Personen sind, auf die sich der Film bis
zum Ende hauptsächlich konzentrieren wird. Doch zu viel darf man eben auch nicht von dem Ende erwarten, denn dieses
ist ein stückweit schon enttäuschend. Trotz des großen Konzerts scheint einfach irgendetwas zu fehlen und der Abspann
erwischt uns ziemlich unerwartet.
Trotz seiner 105 Minuten kommt einem "Swing Girls" ziemlich kurz vor, was wiederum ein
gutes Zeichen ist. Yaguchi weiß, wie er seine Zuschauer für seinen Film gewinnt. Leichtherzig und unterhaltsam schafft
er eine Welt, in die man gerne abtaucht und seinen Spaß hat. Dank einiger netter Kameraeinstellungen und Spielereien,
von denen die Wildschwein-Flucht, die comiclike komplett in Einzelbildern gezeigt wird, während im Hintergrund "What
a wonderful World" von Louis Armstrong läuft, mit Sicherheit den Höhepunkt darstellt, weiß der Film auch auf
technischer Seite zu überzeugen.
"Swing when you're winning" hat sich wohl nicht nur Robbie Williams gedacht. Regisseur Shinobu Yaguchi schafft einen
wunderbaren Gute-Laune Film, der mit viel Humor und guter Musik punkten kann. Schade nur, dass die Story nicht
mit den wunderbar liebenswürdigen Charakteren mithalten kann. Das ändert aber nichts daran, dass "Swing Girls"
unwahrscheinlich unterhaltsam und damit definitiv weiter zu empfehlen ist!