Story: Steve (Dayo Wong Chi-Wah) ist Fotograf und lebt zusammen mit seinen beiden Brüdern Bernard (Louis Cheung) und Lung (Chan Charm Man) in einer großen Wohnung, die früher Teil eines BBQ-Restaurants ihrer Eltern war. Lung glaubt, dass er bald als eSports-Spieler großen Erfolg haben wird, aber seine Freundin Josephine (Ivana Wong) will, dass die beiden endlich heiraten. Steve und Bernard schlagen vor, dass Josephine bei ihnen einzieht und sie als Köchin für sie arbeitet, da sie ohnehin schon die ganze Zeit für die WG kocht. Die WG wird jedoch noch größer, als Bernard seine neue Freundin Monica (Stephy Tang) vorstellt, die ebenfalls nach dem Vorschlag von einem der Brüder gerne bei ihnen einzieht, da sie gerade ihren Job verloren hat. Steve ist jedoch ziemlich unglücklich darüber, denn Monica hat vor drei Jahren mit ihm Schluss gemacht und er ist immer noch nicht über sie hinweggekommen. Um ihr zu zeigen, dass er im Leben nicht stehengeblieben ist, geht er eine Beziehung mit Meow (Lin Min-chen) ein, die als Modell für ihn arbeitet und Interesse an ihm gezeigt hat. Die drei Brüder sind unzertrennlich, doch die neuen Entwicklungen in ihrem Leben verlangen einiges an Geduld von ihnen ab. Ihre Beziehungsprobleme stellen überdies den Frieden in der WG auf die Probe.
Kritik: "Table for Six" ist eine Komödie, die viel Lokalkolorit zur Schau trägt, obwohl der Film hauptsächlich in den vier Wänden der Brüder spielt. Die Themen des Films werden vor allem bei Hong Kongern Anklang finden, doch auch ein westliches Publikum wird sich mit den meisten Problemen identifizieren können, auch wenn das leider nicht bedeutet, dass beim Humor nicht das eine oder andere in der Übersetzung verlorengeht. Anspielungen, die eindeutig kulturell geprägt sind, gibt es zuhauf, aber man kann sich auch schlicht auf die Charaktere konzentrieren und ihren Kampf mit dem Älterwerden bzw. ihrer Unfähigkeit, in die Zukunft zu schreiten. "Table for Six" ist trotz der Beziehungen, um die es geht, keine Romantikkomödie, dennoch werden die komplizierten Beziehungen ausreichend beleuchtet und bieten mehr Tiefgang, als man zunächst vermuten mag. Anders als bei den meisten Romantikstreifen, die ein Happy End garantieren, werden hier die Beziehungen auf erwachsene Art behandelt.
Das sollte nicht verwundern, denn in dem Film geht es auch um Mid-Life-Crisis. Die drei Brüder verharren an Ort und Stelle, was hauptsächlich auch an Steve liegt, der trotz des Wunsches seiner Brüder die Wohnung nicht verkaufen will. Der Grund ist hauptsächlich, dass er dem Wunsch seiner Mutter nachkommen will und als ältester Bruder eine gewisse Verantwortung trägt. So hält er immer noch die Familie zusammen, indem das gemeinsame Essen am Tisch zur Pflicht geworden ist. Neben seinem (fehlgeleiteten) Verantwortungsgefühl kann er aber auch nicht auf Beziehungsebene vorankommen. Er hängt immer noch an seiner alten Liebe, auch wenn diese nichts davon weiß. Wenn man dann aber erfährt, unter welchen Umständen die Beziehung beendet wurde, muss man schmunzeln. Hier zeigt Regisseur Sunny Chan, dass er jahrelang als Drehbuchschreiber gearbeitet hat und wirft uns immer mal wieder einen angedrehten Ball zu, sodass die Entwicklungen der Geschichte originell und frisch bleiben.
Das ist auch nötig, denn auf den ersten Blick gibt es gar keinen roten Faden in dem Streifen. Das komplexe Gewebe aus Freundschaft, Bruderschaft und Liebesbeziehungen hält aber alles zusammen und man bleibt gespannt am Ball, weil sich die Beziehungen in jede Richtung entwickeln können. Die Geschichte ist erwachsen genug, dass sie unvorhersehbar bleibt und das ist einer der großen Pluspunkte von "Table for Six". Darüber hinaus spielt der Film aber auch die meiste Zeit in einer einzigen Wohnung und bekommt so den Charakter eines Bühnenschauspiels mit der dazu passenden Dynamik. Den Männern entgegengestellt, sind die Frauen, die alles wieder in Bewegung und nach vorne bringen. Stephy Tang ("The Empty Hands") ist als Monica Teil einer Dreiecksbeziehung, was logischerweise Chaos mit sich bringen muss, doch am überraschendsten ist die Rolle, die Lin Min-chen ("One Second Champion") als Meow zukommt. Sie wirkt zunächst wie das oberflächliche E-Girl, bringt aber eine neue Sichtweise in die WG und zeigt, dass sie überraschend viel Lebensweisheit und Feingefühl besitzt.
Lin mag wie Anfang Zwanzig aussehen, aber sie ist tatsächlich bereits 32. Trotzdem wirkt der Altersunterschied zwischen dem Anfang Fünfzig wirkenden Steve (Darsteller Dayo Wong ist tatsächlich schon 60...) und ihr zunächst deplatziert. Das stört allerdings nicht wirklich, da man der Beziehung keine Zukunft gibt, denn Steve will lediglich seine Ex mit ihr beeindrucken. Selbstverständlich wird es im Laufe des Films etwas komplizierter, aber hier soll gezeigt werden, dass selbst Dinge, die auf dem Papier nicht funktionieren mögen, in "Table for Six" ansprechend umgesetzt sind. Es schadet nicht, dass der Film auch weiß, wann er sich ernstnehmen sollte und wann nicht. Falls eine Szene mal zu trübsinnig werden sollte, schwächt der beschwingte Soundtrack dies zumeist sogleich ab und von irgendjemandem kommt der nächste Scherz. Der Humor baut dabei meistens auf Wortwitz, weshalb in der Übersetzung leider das eine oder andere verlorengeht, aber das nimmt man gerne in Kauf, wenn dafür auf billigen Slapstick verzichtet wird.
Für alle, die sich für Essen interessieren, gibt es auch noch einen reichlich gedeckten Tisch, der dank schöner Kinematografie das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. An besagtem Tisch gibt es auch einige Diskussionen, die zeigen, dass die größte Stärke des Films das Drehbuch ist. Allerdings hätte Regisseur Sunny Chan den Film durchaus noch etwas kürzen können. Zum Ende hin werden die ernsten Gespräche vielleicht etwas zu frequent und der ohnehin etwas gestreute Fokus geht noch weiter verloren. Letztendlich ist "Table for Six" aber eine erwachsene Komödie ohne unnötigen Slapstick und teilweise ein Beziehungsdrama, das sich der Charaktere gelungen anzunehmen weiß. Heutzutage eine Seltenheit aus Hong Kong. Man kann zwar nicht leugnen, dass der Film stark durch die Kultur Hong Kongs geprägt ist und man somit einige Anspielungen verpassen mag, doch einen Kulturschock kann Chan vermeiden. Als Komödie kann man "Table for Six" daher nur einen Daumen nach oben geben.