Story: Drei Polizisten einer PTU-Einheit verprügeln in einer Gasse auf brutale Weise einen unbekannten Mann.
Das Ganze wurde von einer Überwachungskamera aufgenommen und gelangt schließlich in die Hände der Polizeiführung.
Diese veranlasst sobald das polizeiliche Beschwerdebüro CAPO die Ermittlungen aufzunehmen und die verantwortlichen
Polizisten zu finden. Unter Verdacht stehen alle Einheiten und so ist der Druck auf diese enorm, besonders aber auf
Sam (Simon Yam) und seine Männer, die eigentlichen Verantwortlichen, die nun versuchen müssen vor der CAPO das Opfer
der Prügelei zu finden, was umso schwieriger wird, da dieser auch gleichzeitig Verdächtiger eines Verbrechens ist.
Eine Hetzjagd beginnt, bei dem Sam die Zeit davonrennt, aber zum Glück hat er die Hilfe seiner Kollegin May (Maggie Siu).
Diese hat er aber auch bitter nötig, denn sein Kollege Eight (Lee Kwok Lun) ist kurz davor durchzudrehen, nachdem er
der Polizeidienststelle gegenüber zugab, dass er in tiefen Schulden steckt, weshalb er nun seines Posten enthoben
wurde und Gefahr läuft Amok zu laufen...
Kritik: "Tactical Unit - The Code" ist der erste Teil einer 5-teiligen Reihe von Filmen, die Nachfolger zu
Johnnie Tos "PTU" darstellen. Es muss allerdings dazugesagt werden, dass der Film für das Fernsehen produziert wurde. Auch
wenn To also höchstpersönlich als Produzent mit an Bord war und es sich hier keineswegs um eine billige Vermarktung
des Namens handelt, zumal Simon Yam, Maggie Siu und Lam Suet wieder in ihre Rollen schlüpfen (auch wenn sich merkwürdigerweise
die Namen ihrer Charaktere geändert haben), müssen die Erwartungen doch dementsprechend etwas niedriger angesetzt werden.
Das Budget eines TV-Films kann eben niemals an das eines Kinofilms heranreichen, und daran ist leider oftmals auch die
Qualität geknüpft. Behält man dies im Hinterkopf, wird man überrascht sein, wie spannend und atmosphärisch "Tactical
Unit - The Code" tatsächlich ist. Denn auch wenn die Geschichte sich nicht äußerst spannend anhören mag, so ist sie
doch äußerst authentisch und fühlt sich gerade wegen der Drama-Ebene, auf die stark aufgebaut wird, äußerst glaubwürdig
an.
"PTU" drehte sich im Grunde auch nur um einen Officer, dem seine Dienstwaffe gestohlen wurde, und die er nun zurückbeschaffen
musste. Der Nachfolger arbeitet ebenfalls storytechnisch in einem kleinen Rahmen, konzentriert sich aber überwiegend auf
die Charaktere, was dem Film sehr zu Gute kommt und die Geschichte schlussendlich um Einiges aufwertet. Gerade der
Storyfaden um Eight, der sich erhofft hatte von der Polizei Unterstützung zu erhalten, wenn er ihr gegenüber zugibt,
dass er in tiefen Schulden steckt, kann überzeugen. Tatsächlich wird Eight nämlich getadelt und seines Posten enthoben,
womit ihm auch sein ganzes Leben genommen wird. Ehrlichkeit zahlt sich nämlich anscheinend nicht aus, schließlich
erfahren wir, dass viele Polizisten in Schulden stecken, man sollte es bloß lieber für sich behalten. Eight ist also
ein guter Mann, der deshalb eben auch Probleme mit der übermäßigen Gewaltanwendung Sams hat, aber nach dieser Sache
droht er vom rechten Pfad abzukommen.
Mehr oder weniger im Fokus steht natürlich Sam und seine Truppe, obwohl man das nicht wirklich einfach so sagen kann.
Tatsächlich dient uns Sam nämlich nur geringfügig als Sympathieträger, und stellenweise funktioniert das eben auch gar nicht,
denn seine brutalen Methoden schrecken uns allzu oft davon ab ein emotionales Band zu ihm zu weben. Dabei wird aber
auch ein glaubwürdiges Bild der Polizisten als Menschen gezeichnet. Sam ist nämlich durchaus besorgt um andere,
gerade wenn es darum geht seinem Kollegen Eight zu helfen, lässt er auch gerne mal einen Verdächtigen laufen, selbst wenn
das für ihn schwerwiegende Konsequenzen haben könnte. Unsere anfängliche Abneigung gegenüber Sam wird also revidiert,
allerdings kann man nicht einfach behaupten, dass wir ihn am Schluss ins Herz geschlossen haben, denn dafür geht der
Film zu ehrlich mit seinem Publikum um. Simon Yam schafft es überdies einfach mit seinem Charisma einige seiner
Charaktereigenschaften auf den Bildschirm zu bringen, die uns ansonsten vielleicht verborgen geblieben wären, denn
bei der Ausarbeitung dieser hätte das Drehbuch noch ein wenig mehr Arbeit leisten müssen.
"Tactical Unit - The Code" arbeitet also in einem kleinen Rahmen, und auch wenn es etwas übertrieben wäre dem Film
dokumentarischen Charakter zuzuschreiben, so bekommen wir dennoch einen schönen Einblick in die Arbeit der PTU (Police
Tactical Unit), selbst wenn diese manchmal auch einfach nur daraus besteht auf einen Verdächtigen zu warten oder sich
mit Vorgesetzten und Kollegen herumzuschlagen. Die Probleme sind hier nicht so bombastisch wie in manchem Blockbuster,
sondern realistischer, wie z.B. der Umstand, dass die Dienstwaffe zu einer bestimmten Zeit abgegeben werden muss,
ansonsten hat man
mit schwerwiegenden Folgen zu rechnen. Oder auch einfache Dinge wie der Fakt, dass die Polizisten sich ein Taxi nehmen
müssen um zurück zu ihrem Hauptquartier zu gelangen, können einen zum Schmunzeln bringen, aber eben auch eine gewisse
Authentizität erzeugen. Trotz allem ist der Film von einer gewissen Grundspannung unterlegt, die auch von einem
passenden Soundtrack untermalt wird. Man merkt eben irgendwie, dass Regisseur Law Wing-Cheong ("Hooked on You") ein
Schützling von Johnnie To ist, denn er hat sich in Bezug auf das Schaffen einer spannenden Atmosphäre ein paar Sachen
von seinem Meister abgeschaut.
Regisseur Law schafft es auch trotz des geringen Budgets immer wieder ein paar nette und ansprechende Bilder einzufangen,
die dafür sorgen, dass man die meiste Zeit eigentlich vergisst, dass man hier nur einen TV-Film vor sich hat. Allerdings
bleibt es ohne Zweifel, dass der Film nicht annähernd so stylisch ist wie "PTU", denn auf übermäßiges Spiel mit Licht
und Schatten wird hier komplett verzichtet, stattdessen ist der Look etwas bodenständiger, zumal die meisten Aufnahmen
am Tag gemacht wurden. Allerdings stellt das auch eine angenehme Abwechslung dar.
Zum Schluss verbinden sich die
Storyfäden dann zu einem gelungenen Ganzen und führen zu einem netten kleinen Showdown im Polizeihauptquartier.
Hier dürfen die Polizisten dann auch zeigen, dass sie nicht einfach nur dumm herumpatroullierende Streifenpolizisten
sind, sondern tatsächlich eine taktische Ausbildung genossen haben.
"Tactical Unit - The Code" hat ein paar Schwächen, die Charaktere hätten stellenweise etwas besser ausgearbeitet werden
können, manchmal passiert doch etwas zu wenig und das geringe Budget kommt ab und zu zum Vorschein, davon abgesehen
konnte mich der Film aber positiv überraschen. Bleibt abzuwarten, wie die anderen Teile werden, denn Potential steckt
auf jeden Fall in dieser Serie.